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Stürmisches Herz

Stürmisches Herz

Titel: Stürmisches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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obwohl ich ihm Dutzende davon kaufte. Ich habe heute noch das Gefühl, daß er es nur getan hat, um mich zu reizen.«
    »Aber warum? Wollte er nicht auf der Farm leben?«
    »Das ist es ja.« Fletcher stieß einen tiefen, bedauernden Seufzer aus. »Als Kane herkam, nahm ich an, daß er für immer bleiben wollte. Ich glaubte, daß er aus eigenem Antrieb gekommen war. Deshalb verstand ich nicht, warum er sich mir gegenüber von Anfang an so feindselig benahm. Er hielt sich immer abseits und nahm sogar seine Mahlzeiten alleine ein, außer wenn er draußen auf der Weide arbeitete. Es gab auch keinen einzigen Tag, an dem er nicht etwas für die Mahlzeiten mit nach Hause brachte, selbst wenn er vor Sonnenaufgang aufstehen mußte, um auf die Jagd zu gehen. Er wollte nur dann Essen von mir annehmen, wenn er es ersetzte, verdammt nochmal. Entschuldigung!«
    »Bitte, Mister Straton«, unterbrach ihn Courtney, »Sie müssen sich nicht jedes Mal für ein Wort entschuldigen, das ich mir dank Ihres Sohnes selbst angewöhnt habe.«
    »Tatsächlich?« Er lächelte zum ersten Mal. »Als er hier auftauchte, fluchte er nur in der Komantschensprache. Es freut mich, daß er bei mir wenigstens etwas gelernt hat.«
    Courtney verdrehte die Augen. Darauf war der Mann stolz?
    »Was sagten Sie gerade?«
    »Ja, wie gesagt, er hielt sich abseits. Er sprach nicht mit den Männern, und schon gar nicht mit mir. Wenn man sich mit ihm unterhalten wollte, mußte man die Unterhaltung allein bestreiten. Ich kann mich nicht erinnern, daß er jemals von sich aus ein Gespräch begonnen hätte. Dabei merkte man an seinen Augen, daß er voller Fragen steckte. Aber er verfügte über eine unglaubliche Geduld. Er wartete einfach, bis seine Fragen beantwortet wurden, ohne daß er sie hatte stellen müssen. Er wollte nämlich alles und jedes lernen, das wir ihm beibringen konnten, und es ist ihm gelungen. Nach einem Jahr gab es auf dieser Ranch nichts, was er nicht tun konnte. Das war ein weiterer Grund, warum ich annahm, daß er aus freien Stücken hier war.«
    »Und das traf nicht zu?«
    »Nein. Aber das erfuhr ich nicht von ihm, sondern von Maggie, zwei Jahre nach seinem Eintreffen. Ihr gegenüber war er offener. Sie war und blieb der einzige Mensch, der ihn näher kennenlernte.«
    »Und warum ist er gekommen?«
    »Seiner Mutter zuliebe. Man könnte sagen, daß sie ihn dazu gezwungen hat, in Wirklichkeit aber hätte er alles für sie getan. Er hatte das Alter erreicht, in dem er ein vollwertiges Mitglied dieser Komantschenschar gewesen wäre, und er hätte alle Privilegien besessen, die ein Mann bei ihnen hat, also er hätte auch eine Frau nehmen können. Seine Mutter aber wollte wahrscheinlich, daß er auch das Leben der Weißen kennenlernte, bevor er sich endgültig für ein Leben als Komantsche entschied, so daß er später diese Entscheidung nicht bereute. Das rechne ich Meara hoch an. Sie hat an den Jungen gedacht, nicht an sich.
    Sie hatte ihn gebeten, es fünf Jahre hier zu versuchen. Nach drei Jahren riß er aus. Sie wollte, daß er alle Vorteile des Reichtums genoß, denn ich bin ein reicher Mann. Aber er verachtete mein Geld. Sie hatte wahrscheinlich gehofft, daß er vorurteilslos hierherkommen und es ernstlich versuchen würde, bevor er einen Entschluß faßte. Aber der Junge hatte sich schon entschieden, bevor er bei uns eintraf.
    Nach zehn Jahren bei den Indianern war Kane in jedem Sinne des Wortes – bis auf seine Abstammung – ein Komantsche. Er hat nie versucht, sich hier einzufügen. Er diente einfach seine Zeit ab und lernte dabei soviel wie möglich von uns Weißen, wie er uns bestimmt im Geist nannte. Er war also wenigstens bereit, sich Wissen anzueignen. Er wäre vielleicht sogar die vollen fünf Jahre geblieben, wenn ich nicht die Sache mit seinen verdammten Zöpfen dramatisiert hätte.«
    »Chandos trägt keine Zöpfe mehr«, warf Courtney leise ein.
    »Nein? Wirklich nicht? Das ist wenigstens etwas. Aber er lebt ja auch nicht mehr bei den Komantschen.«
    »Das stimmt nicht ganz«, widersprach Courtney. »Er hat die Männer, die das Lager der Komantschen angegriffen haben, nicht allein zur Strecke gebracht. Während unseres Ritts durch das Indianerterritorium befanden sich seine indianischen Freunde ständig in unserer Nähe. Er hätte mit ihnen reiten können, wenn er sich nicht bereit erklärt hätte, mich nach Waco zu begleiten.«
    »Warum hat er sich eigentlich dazu bereit erklärt, Miß Harte?« Fletcher war sichtlich neugierig.

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