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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Villatoro.«
    »Bitte.«
    »Ist der Raubüberfall von Santa Anita der wahre Grund, weshalb Sie hier sind?«
    »Ja«, sagte Villatoro nach kurzem Zögern.
    Hearne dachte darüber nach. »Okay, alles Gute«, sagte er dann. »Willkommen in Kootenai Bay.«
    »Danke. Alle wirken so freundlich hier.«
    »So sind wir«, sagte Hearne. »Obwohl der Typ mit den Hundertdollarscheinen das anders sehen könnte.«
    »Ich kann mich darauf verlassen, dass der Inhalt unseres Gesprächs unter uns bleibt?«

    »Selbstverständlich.« Hearne öffnete Villatoro die Tür. »Natürlich ist es vertraulich.«
    Als Villatoro durch den Schalterraum zum Ausgang ging, rief Hearne ihm noch etwas nach. »Der Sheriff könnte im Moment ziemlich beschäftigt sein.« Er zeigte auf die Fotos von Annie und William Taylor.
    Villatoro warf einen Blick darauf und schaute dann wieder Hearne an. »Allzu viel Zeit habe ich nicht.«
     
    Als Villatoro gegangen war, trat Jim Hearne wieder in sein Büro, schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Dies war der einzige Platz in seinem Büro, wo ihn niemand durch die Fenster sehen konnte.
    Er schloss die Augen und atmete tief durch. Aber er fühlte sich elend. Seine Hände waren kalt, und er hob sie und rieb sich das Gesicht.
    Villatoros Besuch hatte ihn überrascht. Vor ein paar Jahren hatte es eine Zeit gegeben, wo er nachts wach lag und darüber nachdachte, was er getan, oder, genauer, was er nicht getan hatte. Aber nichts dauerte ewig. Die quälenden Gedanken hatten nachgelassen, dann war es vorbei. Er hatte geglaubt, davongekommen zu sein, nichts deutete darauf hin, dass es anders sein könnte. Aber natürlich hatte er es tief in seinem Inneren besser gewusst.
    Er hätte damit rechnen müssen, dass der Tag kommen würde.

Samstag, 10.45 Uhr
    Oscar Swann parkte seinen Pick-up vor Monica Taylors Haus und stieg schnell aus. Sein Fahrzeug stand dichter als notwendig hinter einem weißen Übertragungswagen, auf dessen Seiten fox news kuya spokane stand. Er begriff umgehend, was los war, und beabsichtigte, dem Spuk ein Ende zu machen.
    Monica stand in ihrem Vorgarten und wirkte abgespannt und desorientiert. Vor ihr befestigte ein schlampig gekleideter junger Mann eine Videokamera auf einem Stativ, um sie vor dem Hintergrund ihres Hauses zu filmen. In der Nähe des Übertragungswagens stand eine schlanke Blondine, die gerade das College hinter sich zu haben schien, aber schon den typisch karrieregeilen Blick hatte. Sie hielt einen Spiegel vor ihr Gesicht und fuhr sich heftig durchs Haar, damit es so aussah, als hätte sie zu einem Tatort rennen müssen. Ihr Maul mit dem knallroten Lippenstift sieht aus, als hätte ihr jemand ein Messer durch die Visage gezogen, dachte Swann.
    Er kam gerade noch rechtzeitig. Eigentlich hätte er sich das Duschen, Rasieren und Umziehen schenken müssen. Singer hätte ihn auseinandergenommen, wenn er es gewusst hätte. Doch nach der langen und anstrengenden Nacht, in der er erst auf den Straßen in der Nähe seines Heims unterwegs gewesen war und dann dieses Haus beobachtet hatte, war es ihm ein Bedürfnis gewesen, sich anständig anzuziehen.
    Außerdem war sein Interesse an Monica Taylor keineswegs
erloschen. Er erinnerte sich an den Moment, als er sie zum ersten Mal hinter der Theke des Geschäfts gesehen hatte. Seit ich hierher gezogen bin, ist mir keine besser aussehende Frau über den Weg gelaufen, hatte er damals gedacht. Nach einleitendem Small Talk hatte sie ihm erzählt, sie lebe allein. Sein Polizisteninstinkt sagte ihm, dass er sie haben konnte, wenn er es richtig anstellte. Im Gegensatz zu Singer und Gonzales fand er es unerträglich, für endlose Stunden allein zu Hause zu sitzen, wo ihm allenfalls seine Schweine Gesellschaft leisteten. Er musste ausgehen und fand Gefallen daran, durch die Stadt zu streifen. Er sagte nichts, beobachtete aber alles. Andererseits war sein Bedürfnis, sich in die neue Umgebung zu integrieren, bei Weitem nicht so stark ausgeprägt wie bei Newkirk, den er für naiv hielt.
    Ihm war klar, dass man sich hier nicht hundertprozentig integrieren konnte, und es machte ihm nichts aus. Trotzdem bemühte er sich, äußerlich nicht aufzufallen. Er war ein genauer Beobachter, und nicht lange nach seiner Ankunft hatte er gelernt, den Look der Einheimischen zu kopieren - offenes kariertes Flanellhemd über einem T-Shirt, ärmellose Weste, Bluejeans, Baseballkappe. Ein paar Tage ohne Rasur. Zwar schien es ihm für Landbewohner möglich, sich

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