Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
Entführer, ihn Nacht für Nacht gepeinigt hatte – und von Faisal, dem Mann, der ihm seine freundliche Hand entgegengestreckt hatte, um ihn aus der Finsternis zu befreien.
»Faisal sah, wie ich gefangen genommen wurde, und hatte Mitleid mit mir«, erzählte Graham und wagte es, ihr ins Gesicht zu sehen. Hätte sie Mitleid mit ihm? Oder war sie angeekelt?
Jillian zeigte weder das eine noch das andere, sondern betrachtete ihn vollkommen ruhig. Aber ihre Hände waren zu Fäusten geballt, so dass die Fingerknöchel hervortraten.
Wie Graham ihr berichtete, hatte Faisal unter den Ungläubigen in Kairo gelebt und Englisch gesprochen. Er hatte sein Leben riskiert, indem er bei Graham süße Datteln einschmuggelte, wann immer er mitbekommen hatte, dass dessen Peiniger ihn hungern ließ. Als er erkannt hatte, dass der Junge ein helles Köpfchen war, brachte er ihm alles bei, was er auch seine eigenen Söhne gelehrt hatte – wie man wilde Hasen jagte, wie man Kamelspuren im Sand deutete, wie man sowohl in Englisch als auch in Arabisch las, wie man nach Anzeichen von Wasser in der Wüste Ausschau hielt und dort überlebte, selbst wenn es nur mit Datteln und Kamelmilch möglich war. Graham erzählte Jillian sogar von al-Hamra und der winzigen Hoffnung auf Entkommen, wobei er nicht ausließ, was für einen schrecklichen Preis er für seine unsinnige Hoffnung und sein fehlgeleitetes Vertrauen zahlte.
Er verriet ihr nicht, dass al-Hamra ihr Vater war, denn manche Dinge waren zu furchtbar, als dass man sie enthüllen konnte.
Aber er sagte ihr, wie Husam seiner überdrüssig geworden war, als Graham neun Jahre alt war. Da hatte er den Jungen meilenweit hinaus in die Wüste geschleppt, um ihn in der sengenden Sonne sterben zu lassen. An dieser Stelle hielt Jillian hörbar die Luft an. Graham blickte sie an und bemerkte, dass sie Tränen in den Augen hatte, die sie jedoch energisch wegblinzelte.
Dann sah er wieder auf den Boden, denn wenn er seiner Frau länger ins Gesicht sah, würde er vielleicht auch noch weinen. Lieber verdrängte er seine Gefühle und konzentrierte sich darauf, ruhig weiterzusprechen.
Er war in der Wüste zurückgelassen worden, wo er den sicheren Tod finden sollte. Nur kehrte er drei Tage später ins Lager zurück, auf Händen und Knien, aber am Leben. Faisal schritt ein und erklärte dem Scheich, dass der Junge es verdient hatte, zu überleben, da er gelernt hatte, in der Wüste zu überdauern. Widerwillig hatte der Scheich sich überreden lassen, Graham in Faisals Obhut zu geben, hatte allerdings geschworen, ihn niemals als Krieger anzuerkennen.
Faisal hatte ihn trotzdem ausgebildet. Die anderen ignorierten ihn, sahen ihn nicht an und sprachen nicht mit ihm. Um ihre Achtung zu erlangen, wurde Graham ein besonders verbissener Krieger, machte alle Überfälle und Plünderungen mit, auch wenn er sich stets am Rande hielt. So kam er zu seinem Beinamen »der Panther« – die Katze, die allein jagt.
»Faisal sagte mir, in der Wüste gebe es keine Geheimnisse. Die Wüste entblößt das Innerste eines Menschen und gibt ihm zu erkennen, wer er wirklich ist. So schrecklich auch gewesen ist, was ich durchgemacht habe, kein anderer kann mir meine Seele nehmen. Und er sagte mir, sollte ich je das Gefühl haben, mich selbst zu verlieren, brauchte ich bloß in die Wüste zu gehen, denn dort fände ich wieder heraus, wer ich bin.«
Schließlich brach Jillian ihr Schweigen, und ihre sanfte Stimme, kaum lauter als das sachte Rascheln von Seide, war Balsam für seine aufgewühlte Seele.
»Bist du immer noch verloren?«
Er zögerte und starrte auf den Sand. »Ich weiß es nicht.«
Jillian verschränkte fröstelnd die Arme vor dem Oberkörper, als Graham kurz verschwand. Er musste austreten, oder zumindest sagte er das. Sie wagte nicht, ihr Mitgefühl zu zeigen, denn sie ahnte, dass es ihm zuwider wäre.
Seine Geschichte hatte sie zutiefst schockiert. Die Vorstellung, welche Schrecken der kleine Junge hatte durchmachen müssen … kein Wunder, dass sie bis heute hin und wieder einen tiefen Schmerz in seinen Augen zu sehen glaubte! Sie wusste nicht, was sie tun, wie sie ihm helfen sollte, welche Selbstzweifel und Qualen er erlitten hatte. Alles, was sie wusste, war, dass sie ihn liebte.
In der Nähe plätscherte Wasser. Jillian stand auf und ging zu der kleinen Quelle, wo sie hinter einer der Palmen stehen blieb.
Graham stand nackt hüfthoch im Wasser und schrubbte sich energisch ab. Sein wunderschönes
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