Sturm der Verfuehrung
zwischen Bristol und Taunton einige Grundstücke entdeckt, die unseren Mann interessieren könnten, jedoch keinen Beweis dafür gefunden, dass er in der Gegend bereits aktiv geworden ist.«
Er schnitt eine Grimasse. »Wie es jetzt aussieht, haben wir nicht weit genug in die Zukunft geblickt, aber wer hätte gedacht, dass unser Mann schon, als das Konsortium London-Bristol noch in den Kinderschuhen steckte und dann Bristol-Taunton, an einer Strecke der dritten Generation arbeiten würde?«
»Du hast selbst gesagt, dass er vorsichtig ist.« Charlie ließ seine Tasse sinken. »Falls er ein Einheimischer ist und im Transportwesen tätig, der das derzeitige und künftige Wirtschaftswachstum der Region überblickt, kann er sich den Bau einer Zugverbindung von Taunton nach Watchet leicht vorstellen.«
Barnaby nickte. »Er ist vorsichtig und klug. Und höllisch gut informiert.«
Sie lehnten sich zurück und fassten zusammen, was sie über den Mann wussten, erwogen Möglichkeiten, mehr über ihn zu erfahren. Sarah stellte ihr Tasse ab. »Ich glaube nicht, dass einer der Anwälte uns sagen wird, wer er ist.«
»Überlassen Sie das mir.« Barnaby schrieb die Namen der drei Kanzleien in ein kleines Notizbuch. »Sie befinden sich allesamt in Taunton. Interessant, dass er jedes Angebot durch einen anderen Rechtsanwalt überbringen ließ.«
»Damit minderte er die Gefahr, mit seinem hartnäckigen Interesse an dem Objekt Misstrauen zu erregen.« Charlie verzog den Mund. »Selbst wenn wir den Namen genannt bekämen - ich wette, dass es bei jedem Anwalt ein anderer wäre und eher der einer Gesellschaft als der einer Person.«
»Sehr wahrscheinlich«, stimmte Barnaby zu. »Aber die Anwälte müssen von jemand beauftragt worden sein, entweder schriftlich oder persönlich, und sie müssen Bericht erstattet haben, wahrscheinlich derselben Person. Vielleicht können wir da irgendwelche Hinweise finden.«
»Vielleicht. In der Zwischenzeit«, Charlie begegnete Sarahs Blick, »tun wir, was wir können, um das Waisenhaus zu sichern, und warten auf die nächste Attacke.«
Eine alles andere als befriedigende Situation, doch als Charlie Sarah an diesem Abend ins Schlafzimmer folgte, hatte er sich damit abgefunden, dass sie im Moment nicht mehr tun konnten. Nach Sarahs letzter Ablehnung war wieder der Schurke am Zug.
Sie hatten den Abend mit Barnaby verbracht, zusammen gegessen und danach über Möglichkeiten diskutiert, das Waisenhaus und die Menschen darin zu beschützen. Keine leichte Aufgabe. Als Sarah vorschlug, Wachen aufzustellen, hatte Barnaby zu bedenken gegeben, dass sie, wenn sie diesen gefährlichen Mann, der offenbar auch vor Mord nicht zurückschreckte, dingfest machen wollten, tunlichst vermeiden sollten, sein Misstrauen zu wecken. Wenn er merkte, dass sie auf ihn warteten, würde er verschwinden.
Es waren im ganzen Land Eisenbahnstrecken in Planung, und wenn er sich aus ihrer Gegend zurückzöge, standen die Chancen, ihn anderswo zu erwischen, nicht gut.
Sarah machte sich natürlich Sorgen um die Kinder und das Personal, hatte Charlie jedoch widerwillig recht gegeben. Er war hin- und hergerissen. Der Gedanke, die unter seinem Schutz Stehenden einer wie auch immer gearteten Gefahr auszusetzen, gefiel ihm ganz und gar nicht.
Er schloss die Tür hinter sich und Sarah, beobachtete seine Frau, die, in ihre Sorgen vertieft, langsam zu dem Fenster ging, bei dem die Vorhänge als Einzigem nicht zugezogen waren. Der künstliche See und die Gartenanlagen wurden vom bleichen Schein des Mondes beleuchtet. Eine Kerze auf dem Frisiertisch und das stetig brennende Feuer im Kamin waren die einzigen Lichtquellen im Zimmer.
Charlie betrachtete die schlanke Gestalt, über die Schatten zuckten, die königliche Kopfhaltung, die goldbraunen Locken, die auf ihre Schultern herabfielen, und wieder einmal wurde ihm berauschend bewusst, dass diese Frau seine Frau war.
Es war ihm unendlich schwergefallen, seine Gefühle hinter eine geistige Tür zu verbannen, um mit Barnaby und Sarah vernünftig und sachlich die Suche nach dem Schurken und die Schutzmaßnahmen für das Waisenhaus besprechen zu können. Es war ihm gelungen, aber ...
Sein Entsetzen über sich selbst war geblieben. Erst als Barnaby ihm in der Bibliothek mit seinen Enthüllungen die Augen öffnete, hatte er begriffen, wie schrecklich er sich getäuscht hatte. Er hatte sich eingeredet, dass seine Verpflichtung gegenüber dem Earldom an erster Stelle kommen müsste. In Wahrheit
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