Sturm der Verfuehrung
hatte er keine heiligere, fundamentalere Verpflichtung in seinem Leben als die seiner Frau gegenüber.
Als er in ihr Wohnzimmer gestürmt war, hatten sich so viele Gefühle in ihm geregt, dass er nicht wusste, welches davon dominierte. Wut, Angst, Enttäuschung, Verletztheit - und schiere Panik darüber, dass er eine Situation geschaffen hatte, in der Sarah in Gefahr gewesen war und er nichts davon gewusst hatte. Diese Gefühle hatten ihn innerlich zerrissen. Und dann hatte Sarahs Frage, ob es nicht genau das gewesen sei, was er gewollt hatte, ihn zur Besinnung gebracht, ihm das Ergebnis seiner emotionalen Feigheit vor Augen geführt. Seiner emotionalen Zurückhaltung.
Denn genau das war es gewesen. Aber jetzt konnte er sich nichts mehr vormachen.
Sarah war der Mittelpunkt seines Lebens - sie gab ihm alles, was er brauchte. Eine Familie, Erben, die Familienbezogenheit, mit der er aufgewachsenen war und die er für sein späteres Leben als selbstverständlich vorausgesetzt hatte - das alles würde sie ihm geben.
Er trug sie in seinem Herzen, doch er hatte versucht, es zu verleugnen.
Jetzt konnte er endlich dazu stehen. Im Geist sah er Alathea lächeln und spürte, wie sie ihm nachsichtig die Wange tätschelte.
Sarah schaute noch immer aus dem Fenster. Machte sich Sorgen um das Waisenhaus - und vielleicht auch um sie beide. Um ihn. Sie hatte ihm heute Nachmittag die Zeit zugestanden, die er brauchte, um sich in den Griff zu bekommen, um seinen durcheinanderwirbelnden Gefühlen Herr zu werden. Dafür schuldete er ihr ... dies.
Langsam durchquerte er das Zimmer und trat neben sie, schaute wie sie in die Nacht hinaus. »Ich hatte doch gesagt, >über das andere reden wir später««, begann er.
Sie wandte sich ihm zu und wartete.
Er vermied es, sie anzusehen, richtete den Blick stattdessen auf die Glasscheibe und das Wort an das schattenhafte Gesicht seiner Frau, das sich darin spiegelte. »Ich habe einen Fehler gemacht und dich verletzt, und das bedaure ich mehr, als ich sagen kann. Aber was geschehen ist, ist geschehen, und nichts, was ich tue, kann es ungeschehen machen. Doch wenn du zustimmst, würde ich gerne noch einmal von vorne anfangen.« Er hielt einen Moment inne und setzte dann hinzu: »Es noch einmal versuchen.«
Auch sie richtete den Blick auf die Glasscheibe, begegnete seinem Blick wie in einem Spiegel. Und wartete.
Er studierte ihre Züge und atmete tief ein. »Es fällt mir schwer, mit dem umzugehen, was zwischen uns ist. Ich wehre mich gegen alles, was die Herrschaft über mich gewinnen könnte. Was zwischen uns gewachsen ist, was jede Nacht geschieht, bestätigt, wie mächtig meine Gefühle für dich sind. Darum habe ich dagegen angekämpft.«
Er hielt inne, suchte nach Worten, um auszudrücken, was er sagen wollte. Auf dem Umweg über die Fensterscheibe hielten ihre Augen die seinen fest. Keine Unaufrichtigkeit mehr. Charlie schnürte es die Brust zusammen, aber er fuhr fort: »Meinen Instinkt zu ignorieren, meinen Ängsten den Rücken zu kehren und zu akzeptieren, was ich für dich empfinde, wird nicht einfach für mich werden. Sie insgeheim anzuerkennen ist schon schwierig genug, aber sie offiziell anzuerkennen und zu leben ...«, er atmete mühsam ein, »wird eine ... Mutprobe. In diesem Zimmer habe ich keine Probleme, aber jenseits der Tür ...«
Ihren Blick festhaltend, zwang er sich zu sagen: »Ich weiß, was du willst, doch ich kann dir nicht versprechen, dass ich mich ändern werde. Ich kann dir nur versprechen, es zu versuchen. Solange zu versuchen, wie du es willst. "Wenn du es willst.«
Sarah blinzelte ein paarmal, um den Schleier vor ihren Augen zu beseitigen. Nie hätte sie zu hoffen gewagt, solch ein Eingeständnis von ihm zu hören.
Er beobachtete sie, wartete. Die Worte der Zigeunerin kamen ihr in den Sinn. Es ist kompliziert. Das war es wirklich.
Es ist Ihre Entscheidung, nicht seine.
Damals hatte sie geglaubt, die große Entscheidung, die sie zu treffen hätte, wäre, seinen Antrag anzunehmen, aber vielleicht ging es in Wahrheit darum, Charlie anzunehmen. Auch dafür hatte sie sich entschieden.
Sie nickte seinem Spiegelbild zu. »Ja, das will ich - und ich kann mir nicht vorstellen, es jemals nicht mehr zu wollen. Aber«, er war ehrlich gewesen, viel ehrlicher, als sie es erwartet hatte, und nun musste sie es auch sein, »ich werde wahrscheinlich wachsam sein. Versteh das nicht als Misstrauen - sieh es als Zeichen von Unsicherheit. «
Seine Augen verengten sich. »Du
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