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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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bereit, nur einen Block weiter südlich.« Der Mann schnappte ein paarmal nach Luft, ehe er fortfuhr. »Ich sollte euch dorthin bringen, falls es irgendwelche Probleme gibt.«
    »Ich denke, wir haben ein Problem«, versetzte Locke. »Sobald du wieder laufen kannst, führst du uns hin. Wir müssen es lebendig in die Schwert-Marina schaffen. Und dann möchte ich, dass du Merrain eine Botschaft übermittelst. Kannst du sie heute Nacht erreichen?«
    »Binnen einer Stunde«, erwiderte der Kerl, massierte seinen Bauch und starrte in den Sternenlosen Himmel hinauf.
    »Richte ihr aus, wir nähmen ihr Angebot an … sie wollte uns eine angemessene Unterkunft besorgen.«
    Jean rieb sich nachdenklich den Bart und nickte.
    »Ich schicke eine Nachricht an Requin«, bemerkte Locke. »Ich teile ihm mit, dass wir in ein, zwei Tagen aufbrechen. Und es stimmt ja, viel länger werden wir ohnehin nicht hier sein. Ich denke, wir können uns nicht mehr auf die Straße trauen, ohne Gefahr zu laufen, überfallen zu werden. Wir verlangen eine Eskorte, um morgen unsere Sachen aus der Villa Candessa zu holen, unsere Suite zu kündigen und den größten Teil unserer Kleidung einzulagern. Danach verstecken wir uns in der Schwert-Marina.«
    »Wir haben den Befehl, Sie beide zu beschützen«, versicherte der Mann.
    »Ich weiß«, erwiderte Locke. »Das Einzige, worauf wir uns im Augenblick verlassen können, ist der Umstand, dass dein Gebieter uns benutzen will – und uns deshalb noch am Leben lässt. Deshalb nehmen wir seine Gastfreundschaft in Anspruch.« Locke gab dem Mann seinen Handschuh zurück. »Für eine Weile.«

11
     
     
    Zwei Kutschen voller Allsehender Augen in Zivil begleiteten Locke und Jean, als sie am nächsten Morgen ihre persönliche Habe in der Villa Candessa zusammenpackten.
    »Es tut uns von Herzen leid, dass Sie ausziehen«, salbaderte der Verwalter der Villa, als Locke zum Schluss Leocanto Kostas Unterschrift auf ein paar Blätter Pergament kritzelte. »Sie waren sehr angenehme Gäste; wir hoffen, dass Sie uns wieder mit Ihrer Anwesenheit beehren, wenn Sie das nächste Mal nach Tal Verrar kommen.«
    Locke hegte nicht den geringsten Zweifel daran, dass man in der Herberge ihren Auszug zutiefst bedauerte; mit ihnen hatte man ein glänzendes Geschäft gemacht.
    Anderthalb Jahre lang hatten sie pro Tag fünf Silbermünzen geblecht, hinzu kamen die Gebühren für zusätzliche Dienstleistungen; der Haufen Solari, den er und Jean hier gelassen hatten, hätte ausgereicht, um sich ein eigenes, sogar recht großes Haus zu kaufen und tüchtiges Personal einzustellen.
    »Dringende Angelegenheiten erfordern anderenorts unsere Anwesenheit«, murmelte Locke kühl. Im nächsten Moment bedauerte er seine unschönen Gedanken. Der Verwalter konnte nichts dafür, dass Stragos, Soldmagier und verfluchte mysteriöse Meuchelmörder ihn und Jean aus ihrer Luxusherberge vertrieben. »Bitte sehr«, sagte er, fischte drei Solari aus seiner Rocktasche und legte sie auf das Pult. »Sorgen Sie dafür, dass das Geld gerecht unter dem Personal verteilt wird.« Er drehte die Handfläche nach oben und zauberte mit einem einfachen Taschenspielertrick noch eine Goldmünze hervor. »Und das ist für Sie, als Dank für Ihre hervorragende Gastfreundschaft.«
    »In diesem Hause werden Sie immer herzlich willkommen sein«, erwiderte der Verwalter mit einer tiefen Verbeugung. »Kommen Sie bald wieder.« »Das werden wir«, behauptete Locke. »Ehe wir abreisen, möchte ich einen Teil unserer Garderobe bis auf Weiteres einlagern. Wir kommen auf jeden Fall zurück und holen die Sachen ab.«
    Während der Verwalter zufrieden auf einem Stück Pergament die notwendigen Anweisungen festhielt, borgte sich Locke ein Blatt des hellblauen offiziellen Briefpapiers der Villa Candessa. Darauf schrieb er: Ich trete unverzüglich die Reise an, über deren Einzelheiten wir uns neulich unterhalten haben. Verlassen Sie sich auf meine Rückkehr. Ich danke Ihnen für Ihre Geduld. Locke sah zu, wie der Verwalter den Brief mit dem schwarzen Wachs des Hauses versiegelte und sagte: »Bitte veranlassen Sie, dass dieses Schreiben sofort zum Herrn des Sündenturms gebracht wird. Wenn er es nicht persönlich entgegennehmen kann, dann darf es nur seiner Hausdame, Selendri, ausgehändigt werden. Man wartet bereits auf eine Nachricht von mir.«
    Locke unterdrückte ein Schmunzeln, als der Verwalter vor Staunen große Augen bekam. Die Andeutung, dass Requin höchstselbst sich für den Inhalt

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