Sub Terra
versuchen und die schlimmsten Kämpfe vermeiden.«
Roland nickte. Jason blieb dicht an seiner Seite.
Vorsichtig gingen sie voran und machten einen Bogen um alle Schießereien. Als sie um eine dunkle Nissenhütte schlichen, stieß Blakely mit Roland zusammen, der unvermittelt stehen geblieben war. Blakely folgte Rolands Fingerzeig und schaute vorsichtig um die Ecke.
Zwischen den beiden Gebäuden nebenan lagen vier zerfetzte Torsos, abgerissene Arme und Beine, Eingeweide, verteilt wie Luftschlangen. Plötzlich bewegte sich einer der Torsos und wurde von unsichtbarer Hand in eine dunkle Gasse gezerrt.
Blakely unterdrückte einen Schrei, als auch an ihm etwas zerrte. Aber es war nur die Hand seines Assistenten, die ihn in Deckung zog. Da brach nur mehrere Meter von ihnen entfernt ein wildes, unmenschliches Geheul aus. Ein weiterer Schrei ertönte hinter ihnen, ganz in der Nähe.
Roland versuchte, die Tür zur Hütte zu öffnen. Die verrosteten Scharniere quietschten, als sie aufging. Sie huschten hinein und hofften, dass niemand das Geräusch gehört hatte. Blakely schloss die Tür so leise, wie es die Scharniere erlaubten. Dann schob er den Riegel vor. Finsternis umgab sie. Er machte eine kleine Taschenlampe an, die an seiner Schlüsselkette befestigt war. Sie gab nur schwaches Licht von sich. Im Dämmerlicht konnte er Kisten erkennen, die in parallelen Reihen gestapelt waren. Die dichten Stapel reichten vom Boden bis zur Decke. Keine Nische, keine Ecke, wo man sich verstecken konnte. Aber auf der anderen Seite der Nissenhütte musste ein Ausgang sein.
Blakely wies mit der Lampe ans andere Ende der Hütte. »Die Stapel entlang! Zur Tür …«
Ein gewaltiger Knall ertönte, als etwas Schweres die Tür traf, gefolgt von protestierendem Gebrüll. Wieder knallte etwas gegen die Tür. Dieses Mal verbog sich der Rahmen, und Metall knirschte – aber der Riegel hielt.
»Noch einen Treffer hält sie nicht aus!«, übertönte Blakely den Lärm. »Lauft!«
Roland sprintete los. Blakely packte Jasons Hand und zog den Jungen mit sich, während er die Kistenstapel entlanglief.
Ein dritter Knall hallte durch die Versorgungshütte. Metall knirschte, dann strömte Licht in den Raum. Blakely hielt den Atem an, als etwas Großes in die Hütte eindrang und das Licht der Straßenlaterne kurz verdeckte und das Innere wieder in Dunkelheit tauchte.
Als Erstes nahm er den Gestank wahr. Verwesung und Leichenhaus. Dann die Geräusche. Kratzen und Schaben. Diese Schritte hatte er bestimmt noch nirgendwo gehört. Im nächsten Moment brach es durch die benachbarte Kistenreihe und fauchte, als es im Nachbargang durch die Hütte lief.
Nahezu panisch riss er Jason vorwärts, der aufschrie und stolperte. Bevor Jason zu Boden fiel, bekam Blakely ein Stück von seinem Hemd zu fassen und zog das Kind wieder hoch. Aber es war zu spät …
Der Stapel Kisten genau hinter ihm stürzte zusammen, und ein wütender Schrei ertönte. Die Kisten wurden wie Bauklötze zur Seite geschleudert. In wenigen Sekunden wäre es bei ihnen. Vor sich sah er Roland, der die Tür fast erreicht hatte. Blakely schnappte sich Jason und wollte loslaufen, doch seine alten Knie konnten das Gewicht des Jungen nicht tragen. Jeder Atemzug brannte in seiner Brust.
Jason schien das zu spüren und zappelte herum. »Lassen Sie mich runter, ich kann laufen.«
Blakely fehlte die Puste, um sich zu streiten. Er ließ den Jungen los. Jason rannte wie ein Kaninchen. Kaum berührten seine Füße den Boden, war er auf und davon.
Blakely wollte hinter ihm herlaufen, als eine fallende Kiste ihn nach vorn stieß und seine Beine unter sich begrub. Er schrie laut auf, als er auf dem Boden aufschlug. Mit seinen Armen versuchte er, sich aufzurichten; fieberhaft zog er an seinen Beinen. Mehrere Meter weiter war Jason stehen geblieben und hatte sich umgedreht. Der Junge ging einen Schritt auf ihn zu.
»Nein«, schrie er, »lauf, ich komme nach!«
Plötzlich splitterte Holz, und die Schnauze eines Reptils schoss durch die Kisten in den Gang, genau zwischen Jason und Blakely. Es fauchte und renkte sich den Hals aus nach Blakelys Taschenlampe. Mit seinen mächtigen Schultern versuchte es, weiter durch den Kistenstapel zu dringen. Blakely wollte nach seiner Flinte greifen, doch die war außer Reichweite. Als die Bestie nach ihm schnappte, drehte er sich zur Seite, so weit es ging. Er entkam ihr nur knapp.
Die Schnauze stieß gegen seine Schulter, verfehlte ihn jedoch. Mit dem Kopf stieß sie
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