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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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nur von kurzer Dauer. Crowder war fast dreißig Jahre älter als er, aber er war zwanzig Kilo schwerer und stark wie ein Bulle. Seine Hände landeten wie nasse Zementsäcke auf Cassidys Schultern, der unter dem Gewicht beinahe eingeknickt wäre. Er zog Cassidy von Petrie weg, der sich die pfeifende Kehle hielt. Der Kongreßabgeordnete ging ängstlich in Deckung und stammelte: »E-er ist verrückt.«
    »Ich entschuldige mich für das Verhalten meines Angestellten«, sagte Crowder. Er hielt Cassidy mit einer Hand auf der Brust zurück. Cassidy stemmte sich dagegen. Crowder schaute ihn warnend an.
    Petrie raffte zusammen, was von seiner Würde noch übrig war,
strich sich das Sakko glatt und fuhr sich mit der Hand übers Haar. »Ich werde Anzeige gegen Sie erstatten. Sie hören noch von meinem Anwalt.«
    »Nein, das werden wir nicht«, widersprach Crowder knapp. »Es sei denn, Sie wollen, daß bekannt wird, worüber wir gesprochen haben. Im Moment ist unser Gespräch noch vertraulich. Wenn Sie uns verklagen, wird die Öffentlichkeit alles erfahren.«
    Petrie sah aus, als würde er gleich platzen. Trotzdem nahm er sich Crowders subtile Drohung zu Herzen. Ohne ein weiteres Wort verließ er das Büro.
    Ein paar Sekunden lang bewegte sich keiner von beiden. Schließlich hob Cassidy die Hand und zog wütend Crowders Pranke von seiner Brust.
    »Ich weiß, was Sie denken«, sagte Crowder.
    »Sie haben gar keine Ahnung.« Cassidy hatte sein Temperament wieder gezügelt, aber es würde noch eine Weile dauern, bis sein Zorn verraucht wäre. Er war wütend auf den Mann, den er respektiert und unterstützt hatte. Er war gleichzeitig enttäuscht und zornig wie ein Kind, das erkennt, daß sein Held auch Schwächen hat. »Warum haben Sie das getan, Tony?«
    Crowder ging an seinen Schreibtisch zurück und ließ sich schwer in den Sessel plumpsen. »Ich habe Petrie einen Gefallen geschuldet. Er hat mich bei der letzten Wahl unterstützt. Er ist ein schleimiger, kaltschnäuziger, hochnäsiger kleiner Bastard. Aber leider hat er auch jede Menge politische Rückendeckung und Geld hinter sich. Er wird wiedergewählt. Ich gehe nächstes Jahr in Pension. Ich will nicht, daß mir Petrie mein letztes Jahr zur Hölle macht.«
    Er sah zu Cassidy auf, bat ihn stillschweigend um Verständnis. Cassidy sagte nichts, sondern ging ans Fenster. Von oben konnte er sehen, wie Petrie auf der Straße von Reportern umzingelt wurde und eine Erklärung in die Mikrofone und Kameras sprach. Er konnte nicht hören, was der Kongreßabgeordnete sagte, aber bestimmt würde jedes verlogene, zuckersüße Wort in den Fünfuhrnachrichten wiedergekäut werden. Traurigerweise
würde fast alles von einer Öffentlichkeit geglaubt werden, die sich nur zu gern verführen ließ und immer geneigt war, einem hübschen Gesicht und aufrichtigen Lächeln zu glauben.
    »Früher, als ich jung und wütend und energiegeladen war wie Sie, hätte ich ihm die Eier am Boden festgenagelt«, sagte Crowder gerade. »Ich hätte ihm erklärt, daß es bei der Verbrechensaufklärung keine Mauscheleien geben darf und daß ich keine Abkommen treffen kann, die uns in unserer Arbeit behindern. Bestimmt hätte ich ihm das auch heute morgen gesagt und ihn dann rausgewprfen, wenn ich meiner Sache sicher sein könnte. Aber unterm Schlußstrich hat er recht, Cassidy. Schließlich ist er freiwillig zu mir gekommen und hat zugegeben, daß er eine Geliebte hatte. Deshalb müssen wir ihm glauben, wenn er sagt, daß sie in der Mordnacht bei ihm war.«
    Cassidy starrte immer noch aus dem Fenster und beobachtete die Pantomime unten auf der Straße. Wildes Gefolgsleute bejubelten Petrie, der sich jetzt verabschiedete. Seine Leute halfen ihm in einen Kleinbus und machten ihm den Weg frei. Eine Motorradstreife eskortierte den Bus.
    »Scheiße«, murmelte Cassidy und drehte sich um. »Manchmal glaube ich, ich habe Wildes Leiche, die drei Einschüsse und das Blut nur geträumt. Er wurde doch ermordet, oder?«
    »Gewiß.«
    »Dann, verdammt noch mal, hat ihn jemand umgebracht.«
    »Aber nicht Yasmine. Ich habe schon eine Beamtin ins Doubletree geschickt, um Petries Geschichte zu überprüfen. Bevor Sie zu mir kamen, hat sie angerufen. Petrie hatte sich dort ein Zimmer genommen. Bis jetzt hat sie vier Leute aufgetrieben, die ihn dort gesehen haben. Den Portier, den Pagen –«
    »Schon gut, schon gut. Was ist mit Yasmine?«
    »Niemand kann bezeugen, sie gesehen zu haben. Aber wenn sie sich heimlich getroffen haben,

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