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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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er sagte. »Ich nehme an, wenn ich fragen würde, dann würde Claude bestimmt beim Grab seiner seligen Mutter schwören, daß Sie in der Mordnacht mindestens eine halbe Stunde hier waren.«
    »Glauben Sie, ich lüge, Cassidy?«
    »Nein. Ich glaube, Sie haben mich heute abend herumgeführt, um mir zu zeigen, wie bekannt und angesehen Sie hier sind und was mir bevorsteht, wenn ich versuche, Sie hinter Gitter zu bringen. Sie kennen sogar die Cops im Viertel. Ein guter Verteidiger würde all diese Leute als Zeugen heranziehen, und selbst wenn sie nicht beschwören könnten, daß Sie in dieser Nacht durchs französische Viertel spaziert sind, so könnten sie zumindest auch nicht das Gegenteil bezeugen.«
    »Würden Sie das tun, wenn Sie mein Verteidiger wären?«
    »Ja. Wenn der Staatsanwalt kein unwiderlegbares Beweisstück vorweisen könnte, dann würde ich Sie zur Heiligen hochstilisieren und die Geschworenen mit nebensächlichen Fakten zuschütten.«
    »Sie kennen alle Winkelzüge, wie ich sehe.«
    Seine Lippen wurden schmal, die Miene grimmig. »Alle .«
    »Sie glauben immer noch, daß ich den Mord begangen habe, nicht wahr?«
    Mit einem Seufzen wandte Cassidy den Blick ab und tat, als würde er sich auf die Statue Andrew Jacksons über dem sich aufbäumenden Pferd konzentrieren, die hinter den geschlossenen Parkgittern auf der anderen Straßenseite zu sehen war. Dann stützte er die Unterarme auf den kleinen runden Tisch und beugte sich vor. »Ich sage Ihnen, was ich glaube. Ich
glaube, Sie haben diesen Mord lange geplant – von dem Augenblick an, als Sie lasen, daß Reverend Wilde auf seinem Kreuzzug nach New Orleans kommt.
    Sie haben sich einen .38er Revolver gekauft, geliehen oder gestohlen. Sie sind zu der Veranstaltung gegangen, um dem Mann gegenüberzutreten, den Sie umbringen wollten. Inzwischen kenne ich Sie gut genug, um zu wissen, daß Sie anständig genug für so was wären. Wahrscheinlich glauben Sie, das würde den Mord zu etwas Ehrenvollem machen, so wie Ihre Vorfahren, die sich mit großem Trara zum Duell vor der Stadt trafen.
    Jedenfalls sind Sie heimgefahren und haben Harry nach Hause geschickt. Das war riskant und hat sich schließlich nicht ausgezahlt, aber damals haben Sie geglaubt, auf diese Weise könnte sie bezeugen, daß Sie in jener Nacht um zehn Uhr nach Hause kamen. Sie sind ins Fairmont gegangen, wo Ihr Komplize Andre Ihnen Zutritt zu Wildes Hotelsuite verschafft hat. Sie haben Wilde erschossen, wahrscheinlich im Schlaf. Dann sind Sie wieder nach Hause gefahren.
    Aber das Schicksal spielte Ihnen einen Streich. Mary Catherine hatte sich aus dem Staub gemacht. Sie sind heimgekommen, haben entdeckt, daß sie fort war und mußten, ironischerweise, noch einmal ins Fairmont, um sie abzuholen. Ich wette, das hat Ihnen gar nicht gefallen, so kurz nach der Tat noch mal an den Tatort zu müssen.«
    »Nichts davon ist passiert. Sehen Sie nicht, wie viele Löcher Ihre Theorie hat?«
    »Natürlich. Sie ist löchrig wie ein Sieb. Nur deshalb sitzen sie noch nicht im Knast.«
    Es dauerte einen Moment, bis sich Claire von dieser Bemerkung erholt hatte. Sie fragte: »Wie hätte ich in seine Suite kommen sollen?«
    »Ganz einfach. Andre hat Ihnen den Schlüssel gegeben. Während Wilde zu Abend aß, haben Sie sich dort versteckt. Wahrscheinlich haben Sie in einem Schrank auf ihn gewartet. Er kam rein, duschte und ging ins Bett. Sie haben gewartet, bis er eingeschlafen war, dann haben Sie ihn erledigt.«
    Claire schüttelte den Kopf. »Ihr Szenario beruht auf einem grundlegenden Fehler, Cassidy. Ich würde niemals einen Freund in einen Mord verwickeln.«
    »Vielleicht haben Sie ihn ohne sein Wissen benutzt.«
    »Indem ich den Schlüssel am Empfang klaute?«
    »Nein, indem Sie sich mit dem Hotel vertraut machten und sich dort versteckten. Als das Zimmermädchen in Wildes Suite ging, um das Bett zu machen, sind Sie hinter ihr durch die Tür geschlüpft.«
    »Sehr fantasievoll.«
    Seine Augen tasteten ihr Gesicht ab. »Jawohl, Claire. Fantasievoll wie Sie.«
    Sie nahm einen Schluck kalten Kaffee; so gut wie möglich unterdrückte sie das Zittern ihrer Hand, um sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen. »Woher sollte ich wissen, daß Wilde allein in seine Suite kommen würde? Oder hätte ich nötigenfalls auch Mrs. Wilde getötet?«
    »Das hat mir auch zu schaffen gemacht. Bis Josh und Ariel Wilde mir erzählten, daß sie jede Nacht ›probten‹. Vielleicht hat Andre Ihnen das verraten. Sie haben

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