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Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse

Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse

Titel: Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TERRI BRISBIN
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beobachten, wie Julia ihren Begleiter über den Kamm des Hügels führte.
    „Mr. Archer schrieb mir in einer Nachricht von der Gefahr, in der du dich befunden hast, Anna, erwähnte aber nicht, dass er dich vor herabfallenden Mauerteilen bewahrt hat.“ Tante Euphemia schnappte entsetzt nach Luft und tupfte sich mit dem Taschentuch die Schweißperlen von der Stirn.
    „Wenn er es dir nicht mitgeteilt hat, wer dann?“
    „Mrs. Dobbs. Sie beschrieb, wie verstört du bei deiner Rückkehr zur Schule warst. Immerhin macht sie sich Sorgen um dich und fürchtet, du könntest Schaden genommen haben.“
    Tante Euphemia stieß einen Laut aus, und Clarinda ließ sie von einem der Diener zu einem der Stühle geleiten, die sie mitgenommen hatten. Sobald man ihr etwas Kühles zu trinken gegeben hatte und sie sich beruhigte, entfernten Anna und Clarinda sich wieder, um unter vier Augen ihr Gespräch fortzuführen.
    „Offenbar hat Mrs. Dobbs dir noch mehr mitgeteilt, Clarinda. Sag schon.“
    „Sie meinte, dass deine Lippen leicht geschwollen waren. Wie hat sie es nur ausgedrückt? Ach ja. Sie meinte, du sahst aus, als seist du gerade gründlich geküsst worden.“
    Anna errötete. „Ich hatte soeben ein heftiges Gewitter überstanden, Clarinda. Es war mir herzlich gleichgültig, wie ich aussah, während um uns die Blitze einschlugen und der Regen hart auf uns herunterprasselte.“
    „Uns“, sagte Clarinda triumphierend. „Also hat er dich geküsst.“
    „Das ist nicht wichtig …“
    „Was ist dann wichtig?“
    „Dass er mich angelogen hat. Dass er mich auch jetzt noch anlügt“, flüsterte Anna verzweifelt, während sie den Gegenstand ihres Gesprächs mit ihrer kleinen Schwester über die Hügel wandern sah.
    „Hast du ihm denn in allem die Wahrheit gesagt?“, wandte Clarinda ein.
    Einen Moment war Anna sprachlos. Es stimmte. Sie erwartete von ihm, sein Geheimnis zu lüften, während sie selbst ihr eigenes für sich behielt. Ihre Freundin bezog sich natürlich auf eine besonders demütigende Episode während Annas erster Position als Gouvernante in der Nähe von Inverness.
    „Ich bitte dich, Clarinda. Nicht einmal du kannst von mir verlangen, dass ich einem Mann, der im Grunde ein Fremder für mich ist, verrate, wie mir meine Unschuld von dem Mann geraubt wurde, bei dem ich angestellt war. Das wäre wohl kaum ein passendes Gesprächsthema.“
    Anna wandte sich um und entdeckte, dass ihre Schwester und Lord Treybourne sie fast schon erreicht hatten. Entsetzt sah sie Clarinda an. Hatte er ihre Worte gehört? Doch ihre Freundin schüttelte kaum merklich den Kopf.
    „Julia muss Sie völlig erschöpft haben, Mr. Archer“, sagte Anna scheinbar gelassen.
    „Dabei ist es noch so früh am Tag, Miss Fairchild“, erwiderte er lächelnd. „Die Luftfeuchtigkeit muss mir zu schaffen machen.“
    „Julia“, fiel Clarinda ein. „Bitte begleite mich zu den Tischen, die für das Picknick aufgestellt werden.“ Ihr Ton ließ keine Widerrede zu. Also folgte Julia, wenn auch widerwillig.
    „Ihre Schwester, Miss Fairchild, ist das, was man eine leidenschaftliche Geschichtsliebhaberin nennt.“ Er bot ihr den Arm. „Kann ich Sie zu einem etwas gemächlicheren Spaziergang überreden als den, den ich mit Ihrer Schwester machen durfte? Ich habe nicht oft die Gelegenheit, eine Aussicht wie diese zu genießen.“
    Ihr Herz klopfte schneller, und Anna fragte sich, ob er es spüren konnte, als sie dichter an den Rand von Arthur’s Seat traten. Obwohl sie sich einzureden versuchte, dass es an der Höhe lag – immerhin standen sie hoch über der Stadt –, wusste sie doch, es war eher die Nähe zu dem Mann an ihrer Seite, der in ihr Schwindelgefühle hervorrief. Entschlossen holte sie tief Luft.
    „Sie kehren also zu Lord Treybourne zurück?“
    „Ich kehre nach London zurück, Anna, und zu den Pflichten, die mich dort erwarten“, sagte er und benutzte unwillkürlich ihren Vornamen.
    „Haben Sie also Ihren Plan, Goodfellow aufzuspüren, aufgegeben?“
    „Ich gestehe, dieser Plan war es, der mich dazu führte, Lady MacLeries Hilfe für heute in Anspruch zu nehmen. Aber in Ihrer Gesellschaft und der Ihrer Schwester und der anderen habe ich völlig das Interesse an ihm verloren.“
    „Mr. Archer“, unterbrach sie ihn streng. „Ich habe Ihnen einige Dinge im Vertrauen verraten, die Lord Treybourne jetzt, fürchte ich, erfahren wird.“
    „Ich werde nicht weitersagen, was Sie mir über Ihre Wohltätigkeitsarbeit anvertrauten.“
    Anna

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