Suesse Versuchung
durch den hörte und sah sie, wie der Butler
Jonathan Hendricks zur Tür brachte und Edward die Treppe hinaufstieg. Sie machte
sich bereit sobald er oben in seinem Zimmer war, musste sie raufrennen und in ihr
eigenes Zimmer huschen. Er würde sie bestimmt aufsuchen und dann feststellen, dass
sie fort war. Sie wusste nicht, was sie mehr erschütterte: Wenn Edward dahinter kam,
dass sie gelauscht hatte, oder dass ihre Hochzeitsnacht vor ihr lag.
Letzteres, musste sie zugeben. Nicht mehr lange, und es war so weit. Sie würde in
Edwards Armen liegen. Die Papiere, die Hendricks Edward übergeben hatte, waren
zweifellos die Schuldscheine gewesen, sie hatte jetzt also keinen Grund mehr, die
Sache hinauszuzögern. Absolut keinen, wenn man bedachte, dass sie es grundsätzlich
ja ebenfalls wollte.
Sie wusste genau, was jetzt passierte. Wären die Szenen bei Captain Hendricks
Exzessen nicht schon aufschlussreich genug gewesen, so hatte sie vor einigen Jahren
eine Magd und einen Knecht dabei beobachtet. Es war rein zufällig geschehen. Sophie
hatte sich im Stall aufgehalten, oben auf dem Heuboden, um nach den Kätzchen zu
sehen, und die beiden waren hereingekommen. Sie hatten sich sofort umarmt und
geküsst und Sophie hatte bald eingesehen, dass sie den Stall nicht so bald wieder
verlassen würden. Die beiden beschränkten sich nämlich nicht lange auf Küsse,
sondern begannen einander auszukleiden, und dann hatte Sophie durch eine Spalte
zwischen den Balken zugesehen, wie sie ins Stroh sanken. Ja, es war wirklich
aufschlussreich gewesen. Sie zitterte bei dem Gedanken, dass Edward bald dasselbe
mit ihr tun würde. Der Champagner, der ihr noch vor Kurzem so angenehm das
Denken vernebelt hatte, war verflogen und zurück blieb eine zaghafte Jungfrau, die in
Kürze nackt und mit einem fast Fremden im Bett liegen würde.
Sophie ächzte. Sie brauchte etwas, das ihr wieder Mut machte. Sie sah sich um und
entdeckte auf einem Tischchen mehrere schön geschliffene Glasflaschen. Das war die
Rettung. Sie sauste auf Zehenspitzen hin und betrachtete die Karaffen zuerst
eingehend, bevor sie eine davon entkorkte. Der volle Geruch von Whiskey stieg ihr in
die Nase, als sie daran schnupperte. Sie nahm die Flasche in beide Hände, hob sie an
den Mund und nahm einen tiefen Schluck, der sie zum Husten und Würgen brachte.
Sie atmete durch, dann tat sie einen neuerlichen Schluck. Sie steckte den Glaskorken
wieder hinein, stellte die Flasche fort und lief zur Tür, um durch den Spalt
hinauszusehen. Niemand war hier.
Sie wollte soeben hinaushuschen, als ihr eine Idee kam. Sie eilte zum Tisch zurück,
packte die Flasche und rannte los. Draußen schlich sie durch die Halle, die Treppe
hinauf und kam atemlos in ihrem Zimmer an. Sie schloss die Tür fast lautlos hinter
sich und blieb in der Mitte des Zimmers stehen, um sich umzusehen. Edward hatte ihr
vor zwei Tagen versichert, dass sie diesen Raum und auch jeden anderen im Haus
ganz nach ihren Vorstellungen verändern konnte, aber Sophie hegte, was
Einrichtungen betraf, keinen besonderen Ehrgeiz. Und dieses Zimmer sah tatsächlich
so heimelig und einladend aus, dass sie sich sofort wohl fühlte.
Ihre von Edward neu engagierte Zofe hatte ihr Bett aufgedeckt und ihr Nachthemd
darüber gebreitet. Sophie ging hin und nahm es hoch. Cremefarbene Seide. Spitzen.
Hauchdünn. Ein Ausschnitt bis zum Nabel. Du lieber Himmel! Wer hatte das denn
ausgesucht? Sie bestimmt nicht! Sie konnte sich gut erinnern, dass sie für ihre
Ausstattung zwei andere Nachthemden hatte anfertigen lassen. Züchtig
hochgeschlossenes Leinen. Und gewiss nicht so ein Ding.
Hinter der Tür, die zu Edwards Zimmer führte, hörte sie ein Geräusch. Sie fuhr
zusammen und wandte sich ängstlich um. Aber noch war die Tür geschlossen. Sophie
löschte alle Kerzen bis auf eine, die sie in die entfernteste Ecke des Zimmers stellte.
Sie musste sich ausziehen, sonst wusste Edward gleich, dass sie nicht auf ihrem
Zimmer gewesen war.
Sie ergriff das Nachthemd und eilte hinter den Paravent, der den Waschtisch vom
übrigen Zimmer abtrennte die Whiskeyflasche nahm sie mit. Sie riss sich mit
zittrigen Fingern das Kleid herunter, dann die Unterröcke, das Mieder. Sie fröstelte, als
sie für wenige Sekunden nackt dastand. Die Höfe um ihre Brustwarzen hatten sich
zusammengezogen, und die Spitzen standen hart weg. Sophie zog sich die Seide über
den Kopf, zog daran, bis alles richtig saß,
Weitere Kostenlose Bücher