Süßer die Glocken (German Edition)
haben wir nie etwas Besonderes zu Weihnachten gemacht. Wir haben dem ganzen pseudoharmonischen Getue abgesagt. Aus Prinzip. Weil wir keine Heuchler sind.«
»Letztes Jahr habe ich Plätzchen gebacken«, warf Kati trotzig ein. Kai verschluckte sich fast an seinem Kaffee.
Er grinste. »OK., du hast VERSUCHT, Plätzchen zu backen.Wenn ich mich recht erinnere, sind die meisten in der Biotonne gelandet.«
Kati schaute unglücklich. Sie war zwar eine Kanone im Bett, aber hausfrauliche Fähigkeiten gingen ihr völlig ab. Was für Kai in Ordnung war. Essen konnte man auch außerhalb.
»Dieses Jahr möchte ich aber einen Weihnachtsbaum. Einen richtigen. Nordmanntanne oder wie das heißt. Und Schmuck dazu.«
Kai verdrehte die Augen. Sie schien es wirklich ernst zu meinen. IKEA, der Inbegriff der bürgerlichen Spießigkeit. »Und wieso kannst du nicht allein den Schmuck kaufen? Da muss ich doch nicht mitlatschen, oder?«
Beleidigt hob Kati die Zeitung vor ihr Gesicht. Er hörte sie dahinter schniefen. Bloß nicht auch noch Tränen! Wegen einem Scheiß-Weihnachtsbaum!
Kai lenkte ein. »Na, gut, gehe ich eben mit. Wenn ich Zeit habe«, schob er noch einschränkend nach. Er wollte nicht schon wieder auf ganzer Linie als Verlierer dastehen.
Kati faltete die Zeitung säuberlich zusammen und legte sie neben den Brotkorb. »Prima, am Samstag haben wir nichts anderes vor, da fahren wir.«
»Samstag, schon? Hat das nicht noch Zeit?«
»Ich will nicht in dem ganzen Vorweihnachtstrubel dort rumrennen, jetzt dürfte es noch nicht so voll sein.«
Resigniert seufzte Kai. Dann sollte es eben so sein. Hauptsache, der Frieden war wieder hergestellt. Allerdings gedachte er nicht daran, dieses Opfer ohne Gegenleistung zu bringen. »Wenn ich mit dir zu IKEA gehe, gehst du mit mir in einen Sex-Shop, um dort ein paar Toys zu kaufen.«
Kati schnaufte. »Muss das sein?«
Doch Kai ließ nicht locker. »Du versprichst es mir schon so lange.«
Schließlich gab sie ihm ihr Wort.
Entweder hatten alle dieselbe Idee oder bei IKEA war es am Samstag immer so voll. Kai schwitzte schon, als er versuchte, einen Einkaufswagen zu ergattern. Und dann diese dudelnde Weihnachtsmusik. Nicht zum Aushalten! Hoffentlich würden sie bald das Gewünschte finden und wieder abhauen können. Vielleicht könnte er doch noch mit seinen Kumpels eine Runde auf dem Bolzplatz kicken.
Doch Kati schien in einen Kaufrausch zu verfallen. Anstatt gezielt die Weihnachtsschmuckabteilung anzusteuern – nicht, dass Kai gewusst hätte, wo die zu finden war – bummelte sie durch sämtliche Räume und lud den Einkaufswagen voll.
»Schau mal, diese Badvorleger passen genau zur Farbe der Fliesen.« oder »Die Vorratsgläser sind praktisch für unsere Gewürze, da kommt endlich Ordnung in die Küche.« Überall fand sie dringend benötigte Gegenstände und Kai fragte sich, wie ihr kleiner Haushalt überhaupt ohne all die Sachen funktioniert hatte.
Endlich schienen sie sich dem Grund ihres Einkaufs zu nähern. Der Menschenpulk, der zwischen den Kartonstapeln kramte, war noch größer als in den übrigen Räumen.
Kati brach in Begeisterungsschreie aus. Klein und spitz, solche, wie sie auch ausstieß, wenn Kai es ihr im Bett besonders gut machte. O mein Gott, dachte er, jetzt muss ich auch noch an so was denken! Doch es wurde noch schlimmer. Kati hielt einen kleinen Pappkarton hoch, in dem tropfenförmige geschliffene Kunststoffanhänger lagen.
»Sind die nicht süß?«, fragte sie versonnen, ohne auf eine Antwort zu warten. Die Tropfen wanderten in den bereits gut gefüllten Wagen.
Kai dachte nur daran, in welche ihrer Körperöffnungen er die schmalen Teile schieben könnte. Als nächstes entschied sie sich für rotgeflammte, etwas größere Tropfen, bei deren Anblick Kai ebenfalls nur an das weiche Fleisch von Kati denken konnte. Mittlerweile spürte er schmerzhaft sein Glied gegen die enge Hose drücken. Wie sollte er diesen Einkauf nur überstehen?
Das, was letztlich als Summe der vielen kleinen »süßen« Dinge angezeigt wurde, verschlug Kai die Sprache. Kati zahlte jedoch, ohne mit der Wimper zu zucken, mit ihrer Karte.
Der Baum war gekauft (Nordmanntanne) und durch die Wohnung zogen Gerüche von frisch gebackenen Plätzchen.
»Wann wollen wir den Baum schmücken?«, fragte Kai.
»Eigentlich kenne ich das von früher so, dass er am Heiligabend Vormittag geschmückt wird«, antwortete Kati.
Kai hatte jedoch ein bestimmtes Interesse daran, die Aktion
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