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Sumerki - Daemmerung Roman

Titel: Sumerki - Daemmerung Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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seinen Gunsten durch den General des Franziskanerordens, der wundersame Freispruch bei der Madrider Verhandlung und die triumphale Rückkehr nach Yucatán - gerade rechtzeitig, um den frei gewordenen Bischofssitz einzunehmen. Skeptiker mögen einwenden, ein Bischof sei nicht der Papst, nicht einmal ein Kardinal, solche Weihen könne man auch ohne die Hilfe höherer Mächte erreichen. Aber wer sagte denn, dass Landa ausgerechnet nach den päpstlichen Regalien strebte? Man musste die Welt nicht unbedingt vom
Balkon des Petersdoms aus betrachten, um ihre Geschicke zu bestimmen …
    Nein, es war zu früh, um irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen. Ich benötigte weitere Kapitel des Reiseberichts, um endgültig herauszufinden, was sich damals abgespielt hatte.
     
    Draußen vor dem Fenster war es stockdunkel, doch ich war hellwach. Sowohl auf der Straße als auch im Treppenhaus herrschte absolute Stille, und diese Stille war nicht angespannt, verbarg nichts, sondern war ruhig und leer. Ich spürte: Was immer mich am vergangenen Abend dort unten im Hof verfolgt hatte, es war fort, hatte sich zurückgezogen, wenigstens für eine gewisse Zeit. Dennoch hatten mich die jüngsten Entdeckungen in so große Aufregung versetzt, dass an Schlaf nicht zu denken war.
    Drei Uhr vierzig. Die Kurzwellensender brachten zu dieser späten Stunde nur leichten Jazz, während die Moderatoren die letzen Stunden bis zu den frühen Morgenmagazinen schliefen. Was ich jetzt brauchte, waren die neuesten Nachrichten. Und wenn es nichts als Brände, Kriege und Überfälle waren, Hauptsache, es war real und aktuell. Ich griff nach jedem Rettungsring, der mich davor bewahrte, in diesem zähen Morast aus alten Chroniken, mystischen Subtexten und eigenen Mutmaßungen zu versinken …
    Zur Sicherheit schloss ich hinter mir die Küchentür und begann den Einstellknopf des Radios so lange zu drehen, bis das wehmütige Heulen des Äthers, das Getröpfel von Klaviernoten und ein nostalgisches Saxofonsolo plötzlich von menschlichen Stimmen unterbrochen wurden.

    »… natürlich, Andrej Walerjewitsch, Sie haben vollkommen Recht. Die jüngsten Ereignisse geben durchaus Anlass zur Sorge, besonders bei denjenigen Zuhörern, die aufmerksam die Nachrichten verfolgen. Da mag der Eindruck entstehen, dass sich gewisse Naturkatastrophen häufen. Zum Beispiel das letzte Erdbeben in Pakistan. Man spricht bereits von Hunderttausenden von Opfern, und die Zerstörungen sind unermesslich. An den jüngsten Tsunami in Südostasien, der mehr als 200.000 Menschen in den Tod gerissen hat, brauche ich nicht zu erinnern. Oder die Orkane, die einer nach dem anderen über die Vereinigten Staaten hinwegziehen, und zwar weitaus häufiger als früher, dafür gibt es meteorologische Belege. New Orleans, Houston, ganz zu schweigen von Dutzenden kleinerer Städte, haben sich noch nicht von den Auswirkungen der jüngsten Katastrophen erholt, und laut Wettervorhersage drohen der Region weitere Stürme. Deshalb möchte ich Sie fragen: Handelt es sich um einen Eindruck, den wir und viele unserer Hörer, die regelmäßig die Nachrichten verfolgen, möglicherweise zu Unrecht gewonnen haben, oder gibt es tatsächlich bestimmte globale Veränderungen, die, sagen wir, mit dem Treibhauseffekt zu tun haben? Für Sie, verehrte Zuhörer, hier nochmals die Information: Zu Gast bei uns im Nachtstudio sind heute: Andrej Walerjewitsch Susi, Chef des Russischen Hydrometeorologischen Zentrums, Marat Sinowjewitsch Gotlib, Geologe und Tektonik-Experte, sowie Sergej Kotschubejewitsch Schaibu, Chef des Ministeriums für Katastrophenschutz. Bitte, Andrej Walerjewitsch …«
     
    Ungläubig starrte ich auf den Empfänger. Wie war es möglich, dass um halb vier Uhr nachts ein Minister und der Chef des russischen Wetterdiensts an einer Radiosendung über Naturkatastrophen teilnahmen? Ausgeschlossen. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Aufzeichnung.

    »Ich glaube, dass die globalen Klimaveränderungen noch gar nicht begonnen haben. Nehmen wir die Hurrikane, von denen Sie gesprochen haben, im Golf von Mexiko, in den USA. Bisher gibt es nicht genügend Anhaltspunkte, um sagen zu können, dass sie in irgendeinem Zusammenhang mit dem Treibhauseffekt stehen. Wenn der CO 2 -Ausstoß in Zukunft nicht abnimmt und die Atmosphäre sich weiter aufheizt, dann könnte es, sagen wir, in zwanzig Jahren zu einem solchen Effekt kommen, das ja. Was die Erdbeben angeht, so wäre das wohl eher eine Frage für den hochverehrten

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