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dieser Stadt, um es ernsthaft zu versuchen.«
Maltes tätschelte den Kryphon am Hals und ging zu einem hölzernen Eimer außerhalb der Box. Er zog einen Fisch aus dem Wasser und warf ihn dem Hybridwesen zu, das gierig danach schnappte.
»Im Grunde sind die Kryphonen wie unsere Pferde. Lass sie nie herausfinden, dass du schwächer bist als sie, dann bekommst du keine Probleme.« Maltes löste die Eisenkette, die um den Hals des Flugtieres lag und es an der Flucht hinderte.
»Brauchst du keine Zügel?« As’mala sah neugierig zu, wie er den Kryphon mit Handzeichen in ihre Richtung dirigierte.
Maltes wies auf die Haltegriffe am Sattel. »Nein. Die Kryphonen haben eigens geschaffene Schmerzpunkte im unteren Halsbereich. Sie wirken nur minimal, aber sie genügen, um die Tiere gefügig zu machen.« Er führte das Tier in den verlassenen Hof. Dann drückte er leicht auf eine Stelle am Hals des Doppelwesens, und der Kryphon legte seine löwenartigen Hinterpfoten ab. Danach knickten die vorderen Adlerbeine nach hinten ein. Es sah sehr sonderbar aus. As’mala schwang sich freudig in den Sattel und ließ zu, dass Maltes die breiten Lederriemen um ihre Oberschenkel zog. Danach setzte er sich vor sie.
»Um einen Kryphonen zu reiten, braucht man viel Kraft in den Oberschenkeln. Aber die hast du ja bereits unter Beweis gestellt.«
As’mala umschlang seine Hüfte. »Ja, das hat dir wohl gefallen.«
Maltes antwortete nicht, stattdessen stieß er einen leisen Pfiff aus, und der Kryphon entfaltete seine Flügel.
Gemeinsam erhoben sie sich in Richtung der aufgehenden Sonnen. As’mala vergaß alles, was sie über die Fiogan und Slintan fragen wollte, als sie aufstiegen. Der Flugwind zerzauste ihr offenes Haar. Sie schmiegte sich an Maltes’ muskulösen Rücken, obwohl sie keine Probleme mit dem Gleichgewicht hatte. Der Palast wurde rasch kleiner unter ihnen. Es schien, als wollten sie sich direkt zu den milchigen Sternennebeln erheben, die gerade im morgendlich violettblauen Himmel verblassten.
Die Fiogan trennten Seiya und Shanija von Capus. Die beiden Frauen wurden in das silberne Kuppelgebäude gebracht, während man den Dieb in die Schlucht hinunter flog. Shanija fragte sich, ob er dort wohl geopfert wurde, um Slintan in Stimmung zu bringen.
Seiya brach plötzlich das Schweigen. »Shanija … es tut mir leid, dass wir uns gestritten haben. Ich … glaube, es ist an der Zeit, dir etwas zu gestehen. Weißt du, warum ich dich und As’mala so gastfreundlich aufnahm?«
»Ich habe mich darüber gewundert, aber ich dachte mir, du hast deine Gründe. Kein Mensch handelt ohne Grund.«
Seiya beachtete die Fiogan nicht, die von hinten drängelten. Sie ging gemäßigten Schrittes, wie es einer Prinzessin anstand. »Meine Eltern wollten mit dir und As’mala das Erbgut des Monolithen auffrischen.
Deswegen
wurdet ihr als gutes Omen gesehen, so kurz vor meiner Inthronisation. Capus hatte ganz Recht mit seiner Bemerkung über unsere Inzucht. Auch Tainons Wahnsinn mag darauf begründet sein. Eingepfercht in einen einsamen Felsblock ist irgendwann jeder mit jedem verwandt, und man nimmt gern eine Gelegenheit wahr, die Gene zu erneuern. Ich … ich habe meinen Eltern einfach gehorcht, die euch nur benutzen wollten. Ohne weiter darüber nachzudenken, dass man euch damit Freiheit und Würde genommen hätte. Immer ging es nur um die Pflicht, und ich schäme mich, weil ich so engstirnig war. Vielleicht hast du Recht. Ich
bin
nur ein Klotz am Bein.«
Shanija unterbrach sie. »Unsinn, Seiya. Ich zürne dir deswegen nicht, denn aus eurer Sicht war es ein Hoffnungsschimmer, den ihr wahrnehmen musstet. Und du bist keine Belastung für mich.«
»Nett, wie du lügen kannst.« Seiya lächelte schwach.
Shanija wollte etwas erwidern, aber in diesem Moment stießen ihre Bewacher sie durch eine schwere Stahltür, die sie sofort wieder hinter ihnen schlossen. Mit einem lauten Schlag knallte das Metall auf den Rahmen. Shanija stellte stirnrunzelnd fest, dass es auf der Innenseite der Tür keinen Hebel oder Griff zum Öffnen gab.
Der gut zehn Meter lange Raum funkelte und leuchtete wie eine bunt verglaste Kirche. In gusseisernen Haltern an den Wänden brannten unzählige Kerzen. Es roch nach heißem Wachs. Überall lagen eiförmige Kristalle auf dem Steinboden, groß wie Melonen, die das Kerzenlicht in allen Farben reflektierten.
Seiya ging auf eines der Kristallgebilde zu und strich andächtig mit den Fingern darüber. »Wie wunderschön. Ob das
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