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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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lass mal loslegen«, versuchte Norbert halbherzig, sich zu behaupten.
    Hubi klopfte ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. »Ohne Kaffee legt der Axel nicht los. Hehe!«
    »Axel, bitte auf Position, wir proben jetzt das Solo«, tönte eine topfige Telefonstimme aus dem Lautsprecher. Herbert, der Aufnahmeleiter.
    »Ooooh«, stöhnte Hubi, »Position. Welche denn? Von hinten?«
    Larissa tippte Hubi an die Schulter und bat ihn, ihr zu folgen.
    »Ah, du bringst mir den Kaffee, ja?«
    »Nein, wir starten jetzt.«
    Axel blickte in den Raum. »Freunde«, rief er, »NICHT ohne meinen Kaffee!« Und grinste noch breiter.
    »Verdammte Scheiße«, murmelte Norbert. »Larissa, hol ihm halt einen.«
    »Einen runter?«, scherzte Axel.
    Die Minuten verrannen.
    Axel lehnte am Stehtisch und schnupperte an dem Becher, den ihm Larissa gebracht hatte. Schlürfte einen ganz kleinen Schluck. Und schüttelte sich. »Ich sagte nicht: Brühe.« Er zwinkerte ihr zu. »Sondern: Kaffee! Wie heißt ’n du?«
    Sie flüsterte etwas.
    »Wie bitte?«
    »Larissa.«
    »Ist das ’ne Blumensorte?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er beugte sich zu ihr. »Hase«, flüsterte er verschwörerisch. »Ich bring dich gaanz grooß raus.«
    »Äh, wie?«
    »Als japanische Teeserviererin. Du musst dir dafür nur deine Brüste um zweihundert Prozent vergrößern lassen. Würdest du das für mich tun?«
    Sie lächelte ihn hilflos an.
    Als Antwort wackelte er mit den Ohren.
    Es sah lustig aus, leider. Larissa lief rot an. Ich beobachtete die Szene von meinem Stuhl im Zuschauerraum. Ich konnte mir immer noch nicht vorstellen, dass dieser Typ meine Sendung übernehmen würde. Heute. Ich wollte es mir nicht vorstellen. Aber Ines hatte dreihunderttausend Euro Abfindung rausgehandelt, dafür, dass ich nichts mehr tat. Die Logik von Abfindungen hatte sich mir noch nie erschlossen. Aber so viel war klar: Dafür hatte ich hier nichts mehr mitzureden.
    Axel war am Schluss seines Solos angekommen.
    »Den Schluss in Kamera sechs«, verkündete Herbert.
    Axel schob die Bonobrille mit den orangefarbenen Gläsern etwas nach unten, zwinkerte in Kamera sechs und dröhnte: »Tja, Freunde, und deshalb gibt es drei Dinge, um die ich meine schwulen Freunde wirklich beneide: Sie müssen nicht mit Frauen Schuhe kaufen gehen. Sie haben deutlich mehr Sex. Und egal wie viel Sex sie haben – sie kriegen niemals Kinder!«
    »So, Lacher«, rief Norbert, »und im Lacher umdrehen zu Kamera eins. Und direkt in den Übergabedialog mit Philipp.«
    Ich musste aufstehen. Aber meine Beine waren magnetisch am Boden festgeklemmt. Philipp, ermahnte ich mich, du hast es so gewollt, du musst jetzt loslassen. Das war die größte Aufgabe im Leben. Am Ende musste man sogar sich selbst loslassen. Ich musste nur diese dämliche Sendung loslassen. In vier Stunden und sieben Minuten war ich der Ex-Moderator von Superdaddy . Ich stand auf und schritt würdevoll zur Bühne. Es fühlte sich an, als hätte ich Betonstiefel an, die mir der albanische Kiezpate hatte umbinden lassen, weil ich aus Versehen seine lispelnde Freundin gevögelt hatte.
    »Hi.« Axel hielt mir die Hand für ein Gimme Five entgegen. Ich war so blöd und klatschte ein.
    »Back to the Windeln?«, fragte er.
    »Nicht ganz.«
    »Und Dialog ab!«, befahl Herbert aus dem Studiolautsprecher.
    Axel starrte auf den Teleprompter. Wahrscheinlich sah er den Text zum ersten Mal. Ich war ihn schon dreihundert Mal im Kopf durchgegangen. »Tja, Leute, ihr wisst ja, unser Philipp gehört zu einer winzigen, aussterbenden Spezies.«
    »Du meinst, weil ich Plattdeutsch spreche?«
    »Nein, weil du drei Kinder hast.«
    Er ging ganz nah an die Kamera ran. »Bescheuert, oder? Der hat doch ’ne Klatsche.« Er trat wieder einen Schritt zurück. »Und was noch schlimmer ist: Er will diese nervigen Blagen sogar sehen! Und deshalb macht er jetzt was total Beklopptes.«
    Kamera auf mich.
    »Ich höre auf!«
    Wir hielten inne. Und warteten. Nichts passierte.
    »Das Band mit den Buhrufen«, schnarrte Herbert. Wieder Stille.
    »Arbeiten hier nur Muschis?« Hubi zog die linke Augenbraue hoch. »Ich brauch endlich ’n richtigen Kaffee!«
    »BUUUH!« Endlich wurde das Pfeifkonzert vom Band eingespielt.
    »Moment«, ging ich dazwischen. »Ich habe einen Trost. Ich habe für meine Nachfolge den besten Moderator der Welt gewonnen.«
    Hubi drehte an der Perle in seinem Bart. »Wer kann das bloß sein?«, überlegte er. »Wolfgang Lippert? Achim Menzel? Oder Tine

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