Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut
in bester Stimmung. Du solltest dankbar sein, anstatt dich zu beklagen.«
Dennoch war sie froh, als sie ihren Wagen wieder vor dem Krankenhaus hielt. Am Eingang traf sie Pat. Sie begrüßten sich kameradschaftlich und gingen zusammen zur Station. Als sie an der Unfallstation vorbeikamen, warfen sie einen prüfenden Blick durch die offene Tür. Drinnen herrschte Hochbetrieb.
»Uns scheint eine turbulente Nacht bevorzustehen«, sagte Susy, nichts Gutes ahnend.
»Ja, es sieht so aus.«
Auf der Station herrschte ein wüstes Durcheinander. Die Schwestern der Tagesschicht sahen mit verglasten Augen auf, als Susy und Pat am Büro vorbei zum Schwesternzimmer gingen.
»Ich hinterlasse Ihnen sieben frischoperierte Patienten«, verkündete Fräulein Parton müde, als die beiden zum Berichtempfang erschienen. »Jeder von ihnen bräuchte eigentlich eine Extraschwester. Ein Mann, dem die Mandeln herausgenommen werden, ist noch im Operationssaal. Er soll in das Zimmer von Herrn Phinney kommen, das ist unser letztes freies Bett. Bei einem anderen Patienten muß alle zehn Minuten eine Spülung gemacht werden, die ungefähr fünfzehn Minuten dauert.«
»Gut, gut!« rief Pat munter. »Wir vier brauchen uns ja nur in acht Personen zu verwandeln, dann werden wir’s schon schaffen.«
»Ich bin noch nicht zu Ende«, entgegnete Fräulein Parton. »Bei drei Patienten muß jede Stunde der Blutdruck gemessen werden, bis er stabil bleibt. Zwei leiden an Fieberphantasien und versuchen dauernd, aus dem Bett zu steigen. Und ein drei Zentner schwerer Mann mit angebrochenem Rückgrat, der in einem Gipsverband liegt, muß alle zwei Stunden auf die andere Seite gedreht werden. Im übrigen haben Sie nur die üblichen Arbeiten zu machen.«
»Ach herrje!« rief Pat. »Kommen Sie, Susy, wir gehen nach Hause.«
Susy lachte. »Warten Sie, ich hole nur noch meinen Mantel.«
Fräulein Parton lächelte säuerlich. Ihre sonst stets glatt gekämmten Haare hingen ihr ins Gesicht. Ihre Tracht war verknüllt und beschmutzt, und auf einem ihrer weißen Schuhe war ein großer violetter Fleck zu sehen, der wohl kaum herausgehen würde.
»Seht euch die beiden an!« sagte sie zu den Schwestern vom Tagesdienst. »Kommen hier gebügelt und geschniegelt an und machen noch dumme Witze!«
Pat schmunzelte, und Susy meinte gutmütig: »Wenn wir von hier fortgehen, sehen wir bestimmt nicht besser aus als Sie.«
Wie erwartet, wurde der Abend turbulent. Aber Susy hatte schon ähnliche erlebt und würde noch mehr erleben. Sicherlich hätte sie diesen nicht länger als zwei Tage im Gedächtnis behalten, wenn nicht der Patient mit der Mandeloperation gewesen wäre. Er hieß Harold St. John und war ein kräftiger, sehr vernünftiger Mann von dreißig Jahren. Noch in Narkose wurde er aus dem Operationssaal zurückgebracht und ins Bett gelegt. Der Arzt gab seine Anweisungen; die Frau des Operierten setzte sich neben ihn. Lot kannte Harold, der als Lastwagenfahrer bei einer Getreidegesellschaft in Wins- low angestellt war.
Nach einer halben Stunde erwachte der Patient aus der Narkose - mit einem rauhen Hals, aber sonst in guter Verfassung. Susy brachte ihm eine Schüssel mit Eisstückchen und zeigte der jungen Frau, wo sie mehr Eis finden konnte, um den Halsumschlag zu erneuern. »Wir sind heute etwas in Druck«, erklärte sie.
»Ach, das macht nichts«, sagte die junge Frau. »Ich bin froh, wenn ich etwas für meinen Mann tun kann.«
Harold sah kläglich von einer zur anderen, wollte etwas sagen, schluckte und wand sich vor Schmerzen.
»Ich werde auf ihn aufpassen, Susy«, sagte Lot. »Gehen Sie nur an Ihre übrige Arbeit.«
Susy lächelte ihm dankbar zu und eilte aus dem Zimmer. Pat, Susy, Eben und Peggy kamen nicht einen Augenblick zur Ruhe. Sie betteten Patienten um, wischten verschwitzte Gesichter ab, gaben Spritzen, verteilten das Abendessen, räumten Geschirr ab. Während Susy die vorgeschriebenen Spülungen machte, maß Pat, wie angeordnet, bei drei Männern den Blutdruck. Daneben hielten alle ein wachsames Auge auf die Patienten, die vormittags operiert worden waren, und auf die beiden, die Fieberphantasiert hatten. Es erforderte die vereinte Kraft von allen vieren, den schweren Mann im Gipsverband umzudrehen; dennoch wurde er gewissenhaft alle zwei Stunden auf die andere Seite gedreht.
Die weniger kranken Patienten wurden an diesem Abend etwas oberflächlicher abgefertigt. Da sie wußten, daß ihre »Mädchen« alle Hände voll zu tun hatten, beklagten sie
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