Suzannah und der Bodyguard
Licht der Straßenlaternen auf der Woodstock Road nicht beleuchteten Abschnitte der Straße. Als sie sich ihm wieder zuwandte, konnte er in ihrem Gesicht einen Anflug von Furcht ausmachen. Doch ihr Ärger überwog.
„Wollen Sie mir Angst machen, Detective?“
„Sie sollten Angst haben. Sie sollten in diesem Moment in einem Streifenwagen sitzen und Ihre Geschichte einem uniformierten Beamten erzählen. Aber da dies nicht der Fall ist, kann ich wenigstens dafür sorgen, dass Sie sicher nach Hause kommen.“
Sie zögerte noch immer. Was machte er hier eigentlich? Warum versuchte er, einer starrsinnigen Frau zu helfen, die sich von ihm ganz offensichtlich nicht helfen lassen wollte?
„Zum Teufel noch mal, ich werde es auch niemandem erzählen, wenn es das ist, was Ihnen Sorgen bereitet.“
Er hatte es halb im Spaß gesagt, doch ihre Miene verriet ihm, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Ganz offenbar dachte sie allen Ernstes, sie würde ihr Gesicht verlieren, wenn sie die Polizei um Hilfe bat. Er rang seine Ungeduld nieder.
„Ich schwöre, ich werde kein Wort darüber verlieren“, erklärte er.
„Das sagen alle Männer“, murmelte sie, aber er konnte sehen, dass sie darüber nachdachte.
„Okay“, meinte sie nach ein paar Sekunden. „Sie dürfen mich nach Hause fahren. Ich gebe nur kurz dem Fahrer des Abschleppwagens Bescheid.“
Sie dürfen mich nach Hause fahren , genau mit diesen Worten und in diesem Ton, der wie die Ruhe selbst klang, ihn allerdings in den Wahnsinn trieb. Als würde sie ihm einen verdammten Preis verleihen. Quigg musste an sich halten, um nicht mit den Zähnen zu knirschen, während sie mit dem Fahrer sprach.
Oh Mann, er hätte sich einfach erst gar nicht einmischen sollen.
***
Er führte sie zu einer neueren Ford-Limousine.
„Da liegt noch ein bisschen Zeug auf dem Beifahrersitz. Lassen Sie mich das kurz wegräumen“, sagte er.
Nachdem er die Beifahrertür geöffnet hatte, beugte er sich in den Wagen, und sie hörte ihn im Inneren herumwühlen. Einen Moment später tauchte er wieder auf, und sie erwartete förmlich, jede Menge leerer Kaffeebecher und Fastfood-Verpackungen zu sehen. Doch statt dem üblichen Müll, der sich bei den meisten Menschen ansammelt, die viel Zeit in ihrem Auto verbringen, hielt er Zeitungen in den Händen. Jede Menge Zeitungen. Darunter lokale Blätter, aber auch den Toronto Globe and Mail sowie einige andere, die sie nicht kannte.
„Stets gut informiert, wie mir scheint.“
„Ach was, das ist nur Show. Damit die Leute denken, ich hätte zumindest eine Art Halbbildung, Sie wissen schon.“
Überrascht sah sie ihn an. Wann hatte sie denn behauptet, er wäre ungebildet? Und was war eigentlich mit ihm los? Immerhin hatte sie doch erlaubt, dass er sie nach Hause fuhr, oder nicht?
„Na so was, und ich hatte tatsächlich leere Kaffeebecher und eingetrocknete Donutreste erwartet.“
„Tut mir leid, Sie zu enttäuschen. Ich habe den Saustall erst heute Morgen aufgeräumt.“
Er trat einen Schritt zurück und ließ sie einsteigen. Nachdem sie es sich auf dem Sitz bequem gemacht hatte, schloss er die Tür und ging um den Wagen herum, um sich hinter das Lenkrad zu setzen. Er startete den Motor und wartete, bis sie den Sicherheitsgurt angelegt hatte, bevor er losfuhr. Schweigend sah sie zu, wie er in die Woodstock Road einbog und den Wagen nach Osten lenkte. Im Inneren des Wagens roch sie den nur ganz schwach wahrnehmbaren Duft seines Aftershaves, und irgendwie wirkte sein Profil in der schwachen Beleuchtung des Armaturenbretts etwas weniger kantig.
Sie verlagerte ihre Aufmerksamkeit von ihm weg und konzentrierte sich auf den Weg, den er eingeschlagen hatte. Die Fahrt ging die Woodstock Road entlang und über die Kreuzung in die Brunswick Street. Als ihr klar wurde, dass er sie gar nicht nach ihrer Adresse gefragt hatte, versteifte sie sich ein wenig. Sie fuhren auf der Brunswick Street unter der Brücke hindurch und bogen auf die Waterloo Row ein. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als er am Ende der Straße in die Lincoln Road einbog.
„Sie werden mich gar nicht fragen, wo ich wohne, oder?“
Er warf ihr einen kurzen Blick zu und sah dann wieder auf die Straße. „Möchten Sie, dass ich das tue?“
Klar kannte er den Weg. Er hatte sie die ganze Zeit beobachtet, sie verfolgt, nach einer Schwachstelle gesucht. „Sie haben eine seltsame Art, mich davon zu überzeugen, dass Sie nicht der Verrückte sind, vor dem ich mich fürchten
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