Suzannah und der Bodyguard
arbeite. Mal zersticht man mir einen Reifen, zerkratzt mir mit dem Schlüssel den Wagen oder ruft mich mitten in der Nacht anonym an und legt wieder auf.“ Sie drehte den Kopf ein wenig, und ihr Gesicht lag wieder im Dunkeln. „Und man schickt mir Blumen. Manchmal verwelkte, ein anderes Mal wieder herrlich blühende Rosen.“
Ihm kam ein Fluch über die Lippen. „Okay, okay, Sie denken also, dass wir es waren. Sie liegen falsch. Lassen Sie uns den Vorfall melden. Jetzt gleich.“
„Nein.“
„Nein? Ich sage Ihnen doch, es waren keine Cops.“
„Okay, ich glaube Ihnen.“
„Dann lassen Sie uns das melden.“
„Ich werde gar nichts melden, John.“
Jetzt also wieder John, nicht mehr Detective. Sein Frust brach aus ihm heraus. „Warum zum Teufel nicht?“
„Das wäre nur Belästigung in einem geringfügigen Fall. Es gab niemals eine direkte Bedrohung. Weder ist mir jemand zu nahe getreten, noch hat man mich angesprochen oder bedroht. Auf keinen Fall werde ich einen von Ihnen zu Hilfe rufen und mich über etwas beschweren, von dem jeder Ermittler sich denken kann, dass ich mir das selbst eingebrockt habe.“
„Das ist verrückt.“
Ein großer Tieflader kam die Woodstock Road herunter und bog langsam in die Auffahrt ein. Der Abschleppwagen für ihren BMW.
„Verrückt?“ Sie reckte das Kinn noch ein Stückchen höher. „Verrückt wäre es, Anzeige zu erstatten. Immerhin bin ich ein Teil des Systems, John. Ihr Jungs müsst mich nicht unbedingt mögen, aber ihr solltet mich wenigstens respektieren.“
„Als ob wir Sie nicht respektieren würden, wenn Sie diesen Psycho anzeigten.“ Mist, sie war tatsächlich davon überzeugt. „Sie denken, es wäre gefährlich, uns sehen zu lassen, dass Sie auch nur ein Mensch sind?“
„Wenn Sie es unbedingt wissen wollen, ich habe bereits Anzeige erstattet. Schon als es das erste Mal passierte. Lassen Sie mich nur so viel sagen, dass ich auf die Wiederholung dieser Erfahrung in Zukunft gerne verzichte. Vor allem, da ich mir problemlos ein paar neue Reifen leisten kann.“
„Aber …“
„Es gibt kein aber“, sagte sie bestimmt. „Tag für Tag verbringe ich damit, Schwachstellen in Ermittlungen der Polizei aufzudecken und Löcher in die Anklage zu bohren, bis sie aussieht wie ein Schweizer Käse. Auf keinen Fall werde ich mich mit so etwas an Ihre Kollegen wenden. Das fehlt mir gerade noch, dass mir ein halbwüchsiger Frischling von Constable erklärt, ich sei überspannt oder würde an Verfolgungswahn leiden. Und ganz sicher möchte ich mir nicht sagen lassen müssen, dass Ihre Kollegen sich um echte Opfer kümmern müssten, die meine Mandanten auf dem Gewissen hätten.“ Sie stieß sich vom Auto ab und winkte dem Fahrer des Abschleppwagens. „Vielen Dank für Ihr Mitgefühl, Detective, aber ich komme jetzt auch allein klar.“
Zur Hölle mit ihrer Sturheit.
Obwohl sie ihm ganz klar zu verstehen gegeben hatte, dass die Unterhaltung beendet war, blieb er die nächsten fünf Minuten dort stehen und kämpfte mit seiner Wut, während der außer Gefecht gesetzte BMW auf die Ladefläche gehoben wurde. Erst als der Fahrer den Wagen dort gesichert hatte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihm zu.
„Sie sind ja immer noch hier.“
„Schließlich brauchen Sie jemanden, der Sie nach Hause fährt“, meinte er mit zusammengebissenen Zähnen.
„Danke, aber der Fahrer meinte, er würde mich zu Hause absetzen.“
Stur war wohl das falsche Wort. Seine Lippen bildeten einen dünnen Strich. „Wirklich? In dem Fall bleibe ich noch und lasse mir den Auftritt nicht entgehen.“
Wieder ging ihre elegante Augenbraue nach oben.
„Auftritt?“
„Ja, Ihren Auftritt. Falls Sie wirklich vorhaben, in diesem Kleid in die Fahrerkabine da oben zu klettern, ist das etwas, was ich auf keinen Fall verpassen möchte.“
Trotzig reckte sie das Kinn. „Dann rufe ich ein Taxi.“
Seine Wut ging mit ihm durch. „Verdammt noch mal, warum können Sie meine Hilfe eigentlich nicht annehmen? Jemand hat heute Nacht Ihre Reifen zerstochen. Das macht man normalerweise nicht mit einer Nagelfeile oder einer aufgebogenen Büroklammer. Dazu nimmt man ein Messer . Und wer weiß, vielleicht beobachtet Sie Ihr mit dem Messer so geschickter Freund jetzt gerade und freut sich schon darauf, Ihnen nach Hause zu folgen.“
Als könnte sie dem Impuls nicht unterdrücken, glitt ihr Blick über die auf dem Parkplatz abgestellten Autos, das im Dunkeln liegende Gebüsch und die düsteren, vom
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