Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
amüsierten.
Shinichi streckte eine Hand aus und nahm den Miniaturkessel voll kochendem Wasser vom Feuer. Das kochende Wasser goss er über die Ansammlung von Baumborke, Blättern und anderen Dingen in der zerbeulten Metallteekanne.
»Warum suchst du dir nicht jetzt einen Busch?«, sagte Damon - und es war kein Vorschlag. Er hatte genug von dem Fuchs, der seinen Zweck nun ohnehin erfüllt hatte, und es scherte ihn nicht im Mindesten, welches Ungemach Shinichi anderen Leuten bereiten mochte. Er wollte nur allein sein - mit Elena.
»Denk daran: Bring sie dazu, fast alles auszutrinken, wenn du sie für eine Weile behalten willst. Ohne das Gebräu ist sie kaum noch zu retten.« Shinichi goss den dunkelgrünen Tee durch ein feines Sieb in die silberne Flasche. »Versuch es besser, bevor sie aufwacht.«
»Würdest du jetzt einfach verschwinden?«
Als Shinichi über die Dimensionsgrenze trat - wobei er achtgab, genau an der richtigen Stelle abzubiegen, um die reale Welt zu erreichen und nicht in irgendeine andere Kugel zu geraten -, kochte er vor Wut. Er wollte umkehren und Damon halb tot prügeln. Er wollte den Malach in Damon aktivieren und ihn dazu bringen
... Nun, natürlich wollte er nicht, dass er die süße Elena ganz und gar tötete. Sie war eine Blüte mit einem köstlichen Nektar, von dem er noch nicht genascht hatte, und so hatte es Shinichi nicht eilig, sie unter die Erde zu bringen.
Aber was den Rest der Idee betraf... Ja, beschloss er. Jetzt wusste er, was er tun würde. Es würde einfach köstlich sein, Damons und Elenas Versöhnung zu beobachten und dann, während des Mondspier-Festivals heute Nacht, das Ungeheuer zurückzuholen. Er konnte Damon in dem Glauben lassen, sie seien
»Verbündete«, und dann würde er, mitten in ihrer kleinen Versöhnungsszene, den besessenen Damon loslassen. Zeigen, dass er, Shinichi, die ganze Zeit über die Fäden in der Hand gehalten hatte.
Er würde Elena mit Methoden bestrafen, von denen sie nie auch nur geträumt hatte, und sie würde unter exquisiten Qualen sterben ... unter Damons Händen.
Shinichis Schwänze zitterten ekstatisch bei diesem Gedanken. Aber für den Augenblick sollten sie zusammen lachen und scherzen. Rache wurde mit der Zeit nur reifer, und Damon war wirklich ziemlich schwer zu kontrollieren, wenn er tobte.
Es schmerzte ihn, das zuzugeben, geradeso wie sein Schwanz von Damons abscheulicher Grausamkeit gegen Tiere schmerzte; aber wenn Damon voller Leidenschaft war, kostete es Shinichi jedes Fünkchen seiner Konzentration, ihn zu beherrschen.
Aber der Mondspier-Damon würde gelassen sein, friedlich. Er würde mit sich selbst zufrieden sein, da er und Elena zweifellos irgendeinen absurden Plan geschmiedet haben würden, um zu versuchen, Shinichi aufzuhalten.
Das würde der Zeitpunkt sein, um den Spaß beginnen zu lassen.
Elena würde eine wunderschöne Sklavin abgeben - solange sie dann noch lebte.
Als der Kitsune fort war, hatte Damon das Gefühl, sich natürlicher benehmen zu können. Während er Elenas Geist mit festem Griff umfangen hielt, streckte er die Hand wieder nach der silbernen Flasche aus. Er kostete selbst ein wenig von der Mixtur, bevor er sie ihr einflößte, und stellte fest, dass der Tee nur geringfügig weniger Übelkeit erregend schmeckte, als er roch. Elena hatte jedoch keine Wahl, sie konnte nichts aus eigenem Antrieb tun, und nach und nach floss die Mixtur ihre Kehle hinunter.
Danach folgte eine Dosis von seinem Blut. Und auch hier galt, dass Elena bewusstlos war und in der Angelegenheit nichts zu sagen hatte.
Und dann war sie von allein eingeschlafen.
Damon lief rastlos auf und ab. In seinem Kopf trieb eine Erinnerung, die eher ein Traum zu sein schien. Es ging um Elena, die versuchte, sich aus einem ungefähr hundert Stundenkilometer fahrenden Ferrari zu stürzen, um zu fliehen - wovor?
Vor ihm? Warum?
In jedem Fall nicht gerade der beste Anfang.
Aber das war alles, woran er sich erinnern konnte! Verdammt! Was unmittelbar davor geschehen war, war vollkommen verschwunden. Hatte er Stefano verletzt?
Nein, Stefano war abgereist. Es war dieser andere Junge in ihrer Gesellschaft gewesen ... Was war geschehen?
Verfluchte Hölle! Er musste herausfinden, was geschehen war, damit er Elena alles erklären konnte, wenn sie erwachte. Er wollte, dass sie ihm glaubte, dass sie ihm vertraute. Er wollte Elena nicht als Blutspenderin für eine Nacht. Er wollte, dass sie ihn erwählte. Er wollte, dass sie einsah, wie viel
Weitere Kostenlose Bücher