Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
zumindest könnten wir irgendeinen Hinweis darauf finden, was es ist
und was genau es bewirkt. Und hoffentlich finden wir auch einen Hinweis,
wie man es rückgängig machen kann.«
Stefano wirkte ein wenig verloren, und in seinen grünen Augen stand
ein fragender Ausdruck. Seine Arme waren leicht ausgestreckt, als hätte er
erwartet, dass sie ihn an sich ziehen würde, und dann vergessen, sie
wieder sinken zu lassen, als dies nicht geschah. Aber aus irgendeinem
Grund, den sie nicht benennen konnte, gelang Elena es einfach nicht, ihn
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zu umarmen. Stattdessen wandte sie den Blick ab und fragte: »Hast du im
Auto irgendwelche Plastiktüten oder etwas anderes, das wir benutzen
können, um das alles zu transportieren?«
Kapitel Vierundzwanzig
Elena beendete gerade ein Gespräch auf ihrem Handy, als sie vor der Pen-
sion vorfuhren. »Die Schwester im Krankenhaus sagt, Caleb sei immer
noch bewusstlos«, berichtete sie.
»Gut«, erwiderte Stefano. Sie warf ihm einen tadelnden Blick zu, und er
sah sie entnervt an. »Wenn er bewusstlos ist«, erklärte er, »erhöht das un-
sere Chance herauszufinden, was für einen Zauber er gegen uns eingesetzt
hat.«
Sie hatten drei große schwarze Mülltüten mit Papieren, Zeitung-
sausschnitten und Büchern aus dem Gartenschuppen der Smallwoods ge-
füllt. Elena hatte Angst davor gehabt, das Pentagramm mit den Rosen und
den Fotografien anzufassen, für den Fall, dass es sich irgendwie auf den
Zauber auswirken würde, aber sie hatte es mit ihrem Handy fotografiert.
Matt kam aus der Pension und griff nach einer der Tüten. »Bringt ihr et-
wa Müll mit?«
»So etwas Ähnliches«, erklärte Elena grimmig und setzte ihn darüber
ins Bild, was sie im Schuppen der Smallwoods gefunden hatten.
Matt verzog das Gesicht. »Wow. Aber jetzt können wir vielleicht endlich
etwas unternehmen.«
»Wie kommt es eigentlich, dass du schon so früh hier bist?«, erkundigte
Elena sich, während sie ihm zum Haus folgte. »Ich dachte, dein Wachdi-
enst würde erst um zehn beginnen.« Stefano schlenderte hinter ihr her.
»Ich habe die Nacht hier verbracht«, erzählte Matt. »Nachdem Bonnies
Name aufgetaucht ist, wollte ich sie nicht mehr aus den Augen lassen.«
» Bonnies Name ist aufgetaucht?« Elena wirbelte mit vorwurfsvoller
Miene zu Stefano herum. »Warum hast du mir das nicht erzählt?«
Stefano zuckte unbehaglich die Achseln. »Ich wusste es nicht«, gestand
er zögernd.
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»Stefano, ich habe dir doch gesagt, dass du Meredith und Sabrina
beschützen sollst«, fuhr sie ihn an. »Du solltest hier sein. Noch bevor Bon-
nies Name aufgetaucht ist, waren Meredith und Sabrina diejenigen, die in
Gefahr waren. Ich habe mich darauf verlassen, dass du über sie wachst.«
Stefano funkelte sie an. »Ich bin nicht dein Schoßhund, Elena«, zischte
er leise. »Ich habe eine mysteriöse Bedrohung gewittert, von der ich
dachte, dass man ihr nachgehen müsse. Genau das habe ich getan, um
dich zu beschützen. Und ich hatte recht. Die Gefahr für dich war größer als
für die anderen. Und jetzt haben wir eine Chance, hinter den Zauber zu
kommen.«
Elena blinzelte angesichts seines Tonfalls, konnte die Wahrheit seiner
Worte jedoch nicht abstreiten. »Es tut mir leid«, murmelte sie zerknirscht.
»Du hast recht. Ich bin froh, dass wir Calebs Schuppen entdeckt haben.«
Matt öffnete die Haustür. Im Flur warfen sie die Tüten auf den Boden
und gingen dann in die Küche, wo Mrs Flowers, Alaric und Meredith sich
an einem Frühstück aus Würstchen, Croissants, Marmelade und frischen
Früchten erfreuten.
»Sabrina ist weg«, berichtete Meredith, sobald sie den Raum betreten
hatten. Ihr Tonfall klang beiläufig informativ, aber ihre ansonsten so küh-
len grauen Augen funkelten, und Elena tauschte ein heimliches Lächeln
mit ihrer Freundin aus.
»Wo ist sie denn hingefahren?«, fragte Elena genauso beiläufig und griff
nach einem Croissant. Es war ein langer Morgen gewesen, und sie fühlte
sich halb verhungert.
»An die Universität von Virginia«, antwortete Alaric. »Sie hofft, einige
hilfreiche Hinweise zu finden, indem sie Nachforschungen über Flüche
und Volksmagie anstellt.«
»Vielleicht haben wir schon jetzt etwas mehr Informationen«, verkün-
dete Elena und biss in das herrliche Buttercroissant. Sie erzählte, was sie
in dem Schuppen gefunden hatten. »Wir haben alle Papiere und Calebs
Notizbücher mitgenommen. Und das hier lag auf dem
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