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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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Königs. Innerlich fluchte er über diejenigen, welche Gott und den König verließen.
    Die Gegenwart seines Sohnes trug nicht dazu bei, ihn milder zu stimmen und die in seinem Herzen neu erwachende Wut zu besänftigen.
    Bei den ersten Worten des jungen Mannes zwar, welche den Wunsch ausdrückten, dem alten Vater seine Tage zu erleichtern, bei der Betrübnis, die des jungen Louis Antlitz zeigte, bei der Verzweiflung, mit der er von den in letzter Zeit eingetretenen Zwistigkeiten sprach, glaubte Meister Mathurin, daß Gott ihm auf sein Gebet den verlorenen Sohn wiedergeschenkt habe, und er öffnete seine Arme, um ihn in dieselben aufzunehmen. Schon wollte sich der junge Mann überglücklich dem Alten an die Brust stürzen, da ließ mit einem Male derselbe die Hände sinken und trat mit ernstem Blick einen Schritt zurück, den erschrockenen Sohn durch eine verweisende Gebärde zurückdrängend.
    Bevor er Jean Louis seine Verzeihung bewilligte, verlangte er von ihm, daß er folgende Worte ausspräche:
    »Ich entsage hiermit Satan, seinem Gepränge und seinen Werken, den philosophischen Ansichten, den Grundsätzen der Freiheit und staatlichen Gleichheit.«
    Jean Louis schrak vor der Lüge zurück und stutzte. Ohne geradezu auf die Frage des Greises zu antworten, sagte er mit der ihm eigentümlichen Gewandtheit, sich auszudrücken, daß es doch für ihn recht traurig sei, zu sehen, daß der Vater einen so ungeheuren Wert auf die Verschiedenheit der politischen Meinung lege. Ihn würden derartige Ansichten nimmer dahin führen, seinen Vater weniger zu achten und seinem Willen ungehorsam zu sein.
    Der Greis ließ ihn nicht zu Ende kommen. Da er einer so bescheidenen und doch so sicheren Festigkeit begegnete, wo er Unterwerfung und Reue, auf die zu zählen er ein Recht zu haben glaubte, zu finden hoffte, so brach nun das lange niedergehaltene Unwetter von neuem los. Vergebens suchte sein Sohn ihn zu beruhigen. Meister Mathurin hörte nicht mehr. In einem Anfall der gefährlichsten Wut erklärte der alte Hufschmied seinem Sohne, daß er mit ihm, dem Abtrünnigen, nicht mehr unter einem Dache schlafen wolle, und befahl ihm, sofort das Haus zu verlassen.
    Die Nachbarn und die Dienerin, welche auf das Geschrei des Meisters Louschart herbeigeeilt waren, zogen Jean Louis hinweg, aber sein Vater hörte nicht auf, zu fluchen und zu schimpfen, als ihn sein Sohn schon lange nicht mehr hören konnte.
    Jean Louis vermochte sich einige Tage kaum in die Trennung zu finden. Wochenlang irrte er noch um das väterliche Haus herum, immer in der Hoffnung, daß seine Abwesenheit den Zorn des Alten abgekühlt haben, daß der Hufschmied durch die Leere, welche bei ihm entstanden, sich seiner erinnern und ihn an seinen Platz im väterlichen Hause zurückrufen werde.
    Die Dienerin, welche Louis erzogen hatte und ihn aufrichtig liebte, versprach, für den Sohn beim Vater zu bitten. Sie versuchte es auch; aber bei den ersten Worten, welche sie ausgesprochen, hatte Meister Mathurin sie schief angesehen und der Ausdruck auf seinem Gesicht der guten Frau gezeigt, daß sie nicht ungestraft die Sache eines Abwesenden vertreten würde. Demgemäß riet sie dem jungen Manne, Geduld zu haben und zu warten.
    Jean Louis besaß noch einige Verbindungen mit Gelehrten und Kaufleuten, deren Sitten und Gewohnheiten sich auf vorteilhafte Weise von denen seiner Herren Kollegen am Herd und Amboß unterschieden. Diese jungen Leute kamen ihm zu Hilfe; der eine von ihnen, bei dem Hofleinewandhändler Herrn Lecointre angestellt, sprach mit seinem Prinzipal von Jean Louis Louschart.
    Herr Lecointre wollte den jungen Mann kennenlernen und war von seiner Bildung überrascht. Angezogen durch die Art, in der Jean Louis über sein Unglück sprach, nahm ihn der Hofleinewandhändler gegen ein Jahresgehalt von achthundert Livres in sein Haus.
    Was nun den alten Meister Mathurin betraf, so vollendeten die neuesten Handlungen seines Sohnes vollständig den Bruch.
    Er verbot, in seiner Gegenwart den Namen seines Sohnes zu nennen, und wenn er sich jemals nach dessen persönlichen Verhältnissen erkundigte, so fügte er hinzu, daß er sich für aller Bande ledig, aller Verpflichtungen eines Vaters frei erachte.
    Bald verkündete er seinen Nachbarn, daß er sich wieder zu verheiraten beschlossen habe. Die von ihm getroffene Wahl war ein neues Zeugnis für den Haß, welchen er schon lange gegen seinen Sohn im Herzen trug.
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