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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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reden.«
    »Ich gehe nicht!« stieß Tess in höchster Erregung hervor. Sie packte den Belegnagel. »Du wirst ihn nicht anrühren. Ich bringe dich um!«
    Bevor sie wußte, wie ihr geschah, hatte er ihr den Belegnagel bereits entrissen. »Hinaus mit dir und an Land!« Brock sah sich selbst zu wie in einem Alptraum. Er hätte ihr gern verziehen, und im Grunde wünschte er sich, sie würde ihre Arme um ihn schlingen. Aber sein böses Ich trieb ihn an, und er vermochte keinen Widerstand zu leisten. »Hinaus mit dir!«
    »Reg dich nicht auf, Liebling«, sagte Culum beschwichtigend. »Geh jetzt deine Sachen packen.«
    Sie ging rückwärts aus der Kammer und eilte davon.
    Mit dem Fuß warf Brock die Tür ins Schloß. »Ich habe geschworen, euch einen guten Liegeplatz und einen sicheren Hafen zu bieten. Aber das hat nur gegolten, wenn ihr richtig geheiratet hättet.«
    »Hören Sie mich an, Mr. Brock …«
    »Jetzt hörst du mir zu, oder ich zerquetsche dich wie 'ne Wanze.« Ein wenig Speichel rann ihm aus einem Mundwinkel. »Gefragt hab' ich dich, Mann zu Mann, ob du mit drei Monaten einverstanden bist. Ja hast du gesagt. Aber dein Wort hast du gebrochen. Hab' dir gesagt, sollst ehrlich sein, Junge.«
    Culum antwortete nicht. Er flehte um Kraft und wußte doch, daß er schon geschlagen war. Aber er wollte alles versuchen.
    »Hast du dich damit einverstanden erklärt oder nich'?«
    »Ja.«
    »Dann, glaube ich, bin ich von dem Eid entbunden.«
    »Darf ich jetzt etwas sagen?«
    »Bin noch nich' fertig. Trotz allem hast du betrogen, hast geheiratet. Willst du mir 'ne Frage beantworten? Vor Gott? Dann sind wir fertig.«
    »Natürlich.« Culum hätte Brock gern von der Krankheit, dem Freudenhaus und dem gesprochen, was ihn dazu gebracht hatte.
    »Vor Gott?«
    »Ja. Ich habe nichts zu verbergen und …«
    Brock unterbrach ihn. »Hat dein Vater das alles ausgeheckt? Hat er dir das Durchbrennen eingetrichtert? Weil er gewußt hat, es macht Gorth rasend? Hat er es getan, weil er gewußt hat, es macht Gorth so rasend, daß er ihn in aller Öffentlichkeit herausfordert, damit dein Vater mit ihm nach allen Regeln kämpfen kann? Bist du betrunken in ein Freudenhaus gegangen, ohne zu wissen, wo du bist und mit wem du zusammen bist? Brauchst mir nich' zu antworten. Steht alles in deinem Gesicht geschrieben.«
    »Ja … aber Sie müssen mir noch zuhören. Da ist so viel…«
    »Du sollst deinen sicheren Hafen von mir haben. Aber ich sage dir ganz offen, hinter deinem Vater werde ich her sein. Auf Noble House werde ich es absehen. Werde nich' mehr ruhen, bis ihr alle bankrott seid. Nun is' dein einziger Hafen bei Brock and Sons. Nur dort, Culum, hol Struan der Teufel! Und bis zu dem Tag bist du für mich tot. Du und Tess.« Er riß die Tür auf.
    »Sie haben mich noch nicht gehört!« schrie Culum. »Das ist nicht gerecht!«
    »Red du mir nich' von Gerechtigkeit«, entgegnete Brock. »Ich habe dich ins Gesicht gefragt. Drei Monate! Ich habe gesagt: sei ehrlich, mein Junge. Aber trotzdem hast du dein Wort gebrochen. In meinen Augen hast du keine Ehre mehr, wahrhaftig nich'!«
    Er stürmte davon, und Culum starrte ihm nach. Angst und Erleichterung, Schande und Haß würgten ihn. »Sie sind nicht gerecht«, rief er, aber seine eigene Stimme tat ihm weh.
    Brock trat an Deck. Die Besatzung versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen.
    »Pennyworth!«
    Der Zweite Offizier war damit beschäftigt, die Aufräumungsarbeiten zwischen Spieren und zerrissener Takelage zu beaufsichtigen. Er wandte sich um und ging schwerfällig auf Brock zu.
    »Suchen Sie mir Struan«, befahl Brock. »Sagen Sie ihm, ich erwarte ihn im Happy Valley. Zwischen seiner Pier und meiner.« Er hielt inne, und sein Gesicht verzerrte sich zu einem freudlosen Lächeln. »Nein. Auf der Kuppe im Happy Valley. Jawohl. Seine Kuppe sollte es mal werden. Richten Sie ihm aus, ich erwarte ihn auf der Kuppe im Happy Valley – so als ob er wieder auf Gorth losgehn wollte. Verstanden?«
    »Jawohl, Sir.« Pennyworth biß sich auf die Lippe. »Jawohl, Sir.«
    »Und wenn Sie irgendeinem Menschen außer ihm was zuflüstern, weiß Gott, dann schneide ich Ihnen die Kehle durch.«
    Brock ging die Gangway entlang.
    »Wer soll das Schiff wieder seeklar machen?«
    »Sie. Sie sind der Kapitän der White Witch. Danach machen Sie mir Meldung.«
    Struan betrachtete Yin-hsi. Sie schlief noch an seiner Seite. Er verglich sie mit May-may. Und May-may mit seiner chinesischen Geliebten, die er vor Jahren hatte. Und die

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