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Taken

Taken

Titel: Taken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Bowman
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Zum ersten Mal fällt mir auf, dass sein dichter Bart im Vergleich zu seinem rasierten Schädel regelrecht albern wirkt. Sein Blick fällt auf Emma.
    »Hallo, Mädelchen. Du bist aber nett hergerichtet.« Ich beobachte, wie sein Blick an dem tiefen Ausschnitt von Emmas Oberteil hängen bleibt, und muss den starken Drang unterdrücken, ihm ins Gesicht zu boxen. Marco packt mich am Oberarm und schleppt mich den Gang entlang, bevor Emma und ich uns verabschieden können.
    »Wohin gehen wir?«, frage ich, während er um eine Ecke biegt und mich eine Treppe hinunterschiebt.
    »Krankenstation. Du musst gesäubert werden. Standardprotokoll für alle Ordensmitglieder.«
    »Gesäubert?«
    »Spritzen und Pillen und Medizin. Und wir müssen dir den Kopf rasieren. Sag mir nicht, dir ist noch nicht aufgefallen, dass wir alle das gleiche saubere Äußere haben? Wir möchten nur, dass du zur Familie gehörst.« Er lächelt mir boshaft zu.
    Instinktiv tastet meine freie Hand nach den ungebändigten Haarsträhnen in meinem Nacken. Es sind nur Haare, eigentlich völlig unwichtig, aber ich möchte sie behalten. Ich möchte anders aussehen als der Orden, als Marco. Möchte Claysoot bei mir behalten.
    »Nein, danke«, sage ich. »Ich fühle mich wohl, wie ich bin.«
    Marco versetzt mir einen Schlag auf den Hinterkopf. »Habe ich etwas davon gesagt, dass du dir das aussuchen kannst? Das hier ist nicht verhandelbar.« Verblüfft reibe ich mir den Kopf. »Die Haare werden kurz geschnitten, um keine Läuse anzulocken. Pillen und Spritzen verhindern Krankheiten. Es ist zu deinem Besten und zu dem aller Menschen in Taem. Los, Abmarsch.«
    Grob zerrt er mich hinter sich her. Marco war weit netter, als er vorhin versucht hat, Emma und mich zu überreden, in sein Auto zu steigen. Jetzt, in Union Central, ist es, als hätte sich etwas verändert, als hasse er mich. Ich frage mich, ob Frank ihm einen Rüffel verpasst hat, weil er mich zu Bozo in die Zelle gesteckt hat.
    Wir treten durch eine Tür, auf der »Nur für befugtes Personal« steht, und bleiben vor einer zweiten mit der Aufschrift »Krankenstation – Säuberung« stehen. Marco wedelt mit dem Handgelenk vor einer Box neben der Tür, führt mich den Gang entlang, der sich daraufhin vor uns auftut, und kneift mir dabei in den Ellbogen. Als wir schließlich in einen Raum treten, stößt er mich auf einen kalten, metallenen Stuhl.
    Das Letzte, woran ich mich erinnere, sind zwei rote Tabletten, die mir jemand in den Mund schiebt, und der Rasierer, der darauf wartet, mich kahl zu scheren.

15. Kapitel
    Als ich wieder zu mir komme, befinde ich mich nicht mehr auf der Krankenstation. Ich wache in einem Bett in einem normalen Zimmer auf und trage immer noch meine schlammverschmutzten Hosen und meinen Kapuzenpullover aus Claysoot. Draußen ist es dunkel. Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist – ein paar Stunden oder Tage. Ich wälze mich auf die Seite. Mein Kopf fühlt sich auf dem Kissen an wie Schleifpapier, so als hake er sich an dem Stoff fest. Ich greife mir an den Kopf und spüre unter meinen Händen eine kratzige, grobe Landschaft. Noch nie in all den Jahren, an die ich mich erinnern kann, hatte ich so kurze Haare.
    Ich setze mich auf und schwinge die Beine über die Bettkante. Jeder Muskel in meinem Körper schmerzt. Meine Arme fühlen sich wie sperrige Gewichte an, und von meinem Nacken geht ein dumpfes Pochen aus. Jemand hat Brot und Obst auf einen Tisch neben meinem Kissen gestellt, und ich schlinge das Essen hinunter. Dann stolpere ich in einen kleinen Nebenraum hinter dem Bett. Dort finde ich ein Waschhaus vor – im Haus .
    Eine Badewanne gibt es nicht, aber als ich ein paar Griffe drehe, die sich hinter einer Glasplatte befinden, regnet es Wasser aus einem Rohr, das an der Wand angebracht ist. Es erinnert mich an das wundersame Gerät, das Emma und ich in dem verlassenen Haus außerhalb von Claysoot entdeckt haben. Ich schäle mich aus meinen schmutzigen Kleidern und trete hinein. Das ist viel einfacher als das Baden zu Hause. Ich stehe unter dem heißen Wasserstrahl, schrubbe mir den Schmutz von der Haut und sehe zu, wie der Seifenschaum in den Abfluss rinnt. Der Schmerz in meinem Nacken beginnt endlich nachzulassen, als plötzlich das Wasser versiegt. Ich ruckle an dem Griff. Nichts. An der Wand leuchtet ein kleines Feld auf, in dem eine Nachricht aufblinkt: Zwei-Minuten-Duschkontigent verbraucht . Ich schnappe mir ein Handtuch, trockne mich ab und wische nicht

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