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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Füßen tanzen. Indem sie ihre Schuhe ablegten, zeigten die Zuschauer ihre Solidarität.
    Â»Ist dein Vater zum ersten Mal dabei?«, fragte Neil. Dabei sah er mich an, und ich presste eine Hand auf den Mund, um nicht loszuprusten.
    Â»Ist irgendwas?«, fragte er verunsichert.
    Â»Du hast Zahnpasta am Kinn.«
    Neil rieb sich sein Kinn sauber. »Weg?«
    Ich nickte. Dann sagte ich: »Dad hat vor Jahren schon einmal am Sonnentanz teilgenommen. Damals, als meine Mutter fortging.«
    Â»Warst du dabei?«
    Â»Ja.«
    Â»Na, dann weißt du ja Bescheid.«
    In die plötzliche Stille drang kurz darauf der Klang der Trommel. Im selben Moment zeigten sich die ersten Strahlen der Sonne am Horizont, und ein aufgeregtes Gemurmel entstand.
    Die Eingangsklappe des großen Tipis wurde zurückgeschlagen und einer nach dem anderen verließen die Sonnentänzer das Zelt. Die Frauen kamen aus einem anderen Tipi und schlossen sich den Männern an. In kleinen Schritten, begleitet vom Klang der Trommel und der lauten Stimme des Sängers, liefen die Sonnentänzer auf den Osteingang des Tanzkreises zu.
    White Elk, der Medizinmann, beräucherte den Sonnentanzbaum und jeden einzelnen Tänzer, bevor sie den Arbor betraten. Der Rhythmus der Trommel hatte längst von mir Besitz ergriffen und ich tanzte auf der Stelle, während ich nach meinem Vater Ausschau hielt, nach Leo Little Moon und Tom Thunderhawk.
    Endlich sah ich sie. Wie die meisten anderen Männer trugen sie lange Wickelröcke aus rotem Tuch um die Hüften. Auf dem Kopf, an den Armen und an den Fußgelenken waren Salbeikränze befestigt. Jeder von ihnen hatte eine Adlerknochenflöte im Mund, deren hohe Töne mir durch Mark und Bein gingen.
    Dad entdeckte mich und grüßte mich mit den Augen. Auf seiner nackten Brust hüpfte sein perlenbestickter Medizinbeutel, den er immer um den Hals trug. Ich sah Tom Thunderhawk und gleich dahinter Leo Little Moon. Leo nickte mir zu, als er mich entdeckte, und ich winkte ihm verstohlen. Dabei tat ich so, als würde ich nicht merken, dass Neil mich beobachtete.
    Leo hatte nicht nur ein hübsches Gesicht, sondern auch einen schönen Körper – glatt und muskulös, mit breiten Schultern und schmalen Hüften. Ich ertappte mich dabei, wie ich ihn bewundernd anstarrte, und spürte, wie der Anblick seines Körpers etwas in mir weckte: Neue Wünsche. Neue, unerreichbare Träume.

17. Kapitel
    Die Tänzer bewegten sich im Kreis, begrüßten einzeln den Heiligen Baum und schickten in regelmäßigen Abständen ein Gebet zur Sonne. Die war inzwischen aufgegangen und begann sofort zu wärmen. Die Tänzer würden mit nur kurzen Unterbrechungen bis in die Abendstunden tanzen, ohne Essen und ohne Wasser. Sie tanzten den Sonnentanz, um zu danken und um zur Heilung der Erde beizutragen. Der Tanz war ein Opfer für das ganze Volk.
    Immer wieder streckten die Tänzer unter kraftvoll anschwellendem Gesang ihre Arme betend zur Sonne. In den Mittagsstunden war es so heiß, dass es selbst unter dem Schattendach des Arbors kaum noch auszuhalten war.
    Eine Weile saßen Neil und ich etwas abseits zwischen duftenden Salbeibüschen, um auszuruhen und etwas zu trinken. Mit meinem ganzen Körper, mit ganzer Seele war ich bei den Tänzern: Ich fühlte ihren Durst, ihre Erschöpfung, als würde ich sie am eigenen Leib erfahren. Und Neil erging es ebenso.
    Eine lange Zeit sprach keiner von uns beiden. Von dort, wo wir saßen, konnte man weit ins Land blicken, hinunter ins Camp und über den Creek hinweg in eine weite Ebene. Das Land der Pferde. Unser Land. Und als ob ich sie gerufen hätte, jagte auf einmal die Herde über die trockene Ebene hinter dem Camp. Hunderte Pferdehufe in einer mächtigen Staubwolke. Kraftvoll und frei liefen sie dahin.
    Ich stieß einen Seufzer aus. »Sie haben es gut«, sagte ich leise.
    Neil schüttelte den Kopf. »Ihnen geht es wie uns. In den Grenzen ihres Reservats dürfen sie sich frei bewegen. Aber eben doch nur bis zu den Grenzen. Es ist nur eine Illusion von Freiheit, Tally. Sie sind keine wilden Pferde. Sie werden vom Besitzer des Wildpferdreservats gefüttert. Genauso, wie die meisten von uns ihre Wohlfahrtsschecks von der Regierung bekommen.«
    Ich wusste, dass er Recht hatte, und doch wollte ich das nicht hören. Nicht jetzt, in diesem wunderbaren Moment.
    Â»Aber die Pferde wissen es

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