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Talivan (German Edition)

Talivan (German Edition)

Titel: Talivan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Tillmanns
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mich und deklamierte, während ich den Zaube r stab kunstvoll schwang:
    „Schlangen haut bringt mit Gezisch
    das Tier hierher auf diesen Tisch!
    Oh, Moment, wie war das noch gleich …“
    Nun, was soll ich sagen – Schlangen können wirklich ve r dammt schnell zubeißen. Zum Glück saß ich weit genug vom Küchentisch weg, sonst hätte mir ja sonstwas passi e ren können.
    Jedenfalls fand ich es ziemlich unfair, dass der höchste Meister des mächtigen Dreiecks sich nach diesem erfol g reich durchgeführten Zauber standhaft weigerte, mir mein Schnupper-Zauberpatent zu geben. Dabei war die Schwe l lung an seiner rechten Hand schon nach ein paar Monaten wieder so weit zurückgegangen, dass er damit problemlos einen Federkiel hätte halten können.
     
     
     
    Lirinas Garten
     
    Als die Sonne erwachte, tauchten ihre ersten Strahlen die Bäume in Lirinas Garten in ein sanftes Orange. Lange schon waren die Schneeglöckchen den Primeln und Krokussen gewichen, weiß blühten die Kirschbäume und wie g ten sich sanft im Wind, den der Frühling ihr aus dem Tal hinauf sandte.
    Lirina liebte die weichen Tage, die das neue Jahr ei n läuteten und den nahenden Sommer verkündeten. Die Pfirsichbäume hingen über und über voll von ros a farbenen Blüten und versprachen eine reiche Ernte, und auch die Pflaume n bäume trugen bereits ein weißes Kleid, nicht mehr lange würde es dauern, bis sie die Früchte kosten könnte. Sie freute sich schon auf das erste Obst des Jahres, das die letzten ve r schrumpelten Äpfel ablösen würde.
    Wie an jedem Morgen untersuchte Lirina die Bäume in ihrem Garten, wendete jedes Blatt auf der Suche nach Fraßspuren und Erhebungen, die ihr unerwünschte Ei n dringli n ge verraten würden. Mit Schaudern dachte sie an das vorvergangene Jahr, als sie die kleinen Insekten zu spät b e merkt hatte, die sich in nur einer Nacht durch die Blätter der Pflaumenbäume gefressen und den Blüten jede Kraft genommen hatten. Die Bäume hatten nur wenige Früchte getragen, und selbst diese hatten sauer geschmeckt. Nein, ein solches Versäumnis würde sie sich nicht noch einmal erlauben. Ihr Garten war Lirinas Stolz, gab ihr Kraft und Ruhe. Sie hatte sich nie ein anderes Leben vorstellen können. Ihre Mutter hatte Lirinas Wahl zwar nicht ve r standen, doch schließlich akzeptiert.
    Als die Sonne höher stand, holte sie einige Fische aus dem Meer, das weit unterhalb ihres Gartens gegen die glat t geschliffenen Felsen schlug. Nach der Mahlzeit ruhte sie sich ein wenig aus und sah lächelnd den Schmette r lingen zu, die erst seit kurzer Zeit wieder die bunten Blüten u m taumelten, dann begann sie zu ihren Pflanzen zu sprechen.
    Die Blumen mochten sanfte Melodien, und so legte sie sich zwischen Narzissen und Forsythien vorsichtig auf das we i che Gras und sang ihnen ein leises Lied von Freiheit und Glück, von Wind und Regen und der Sonne, die den höchsten Punkt bereits überschritten hatte, und meinte fast zu s e hen, wie neue Knospen sich bildeten und andere Knospen aufbrachen und die zarten Blütenblätter zum Licht strec k ten.
    Ihre Bäume jedoch benötigten Erzählungen von Abente u ern und Heldentaten, um groß und kraftvoll zu wachsen, und da Lirina selber nie ein Abenteuer erlebt hatte, e r zählte sie ihnen die Geschichten ihrer Mutter, die eine große Kämpferin g e wesen war und eine wahre Heldin.
    „Eines Tages“, erzählte sie, „begegnete Asina, meine Mu t ter, in einem fernen Land einem wahrhaftigen Magier. Die Bewohner dieser Gegend trachteten ihr nach dem Leben und hatten den bösen Zauberer g e dungen, sie zu töten. Und so trat der Magier meiner Mutter entgegen und beschwor Stürme und Blitze herauf und forderte die Erde auf, sich zu öffnen und Asina zu verschlingen. Sie jedoch trotzte den Gewalten der Natur, die er entfesselt hatte, und vernichtete den Zauberer mit einem Feuer, das heißer wohl als das der Sonne war.“
    Sie drehte sich auf den Rücken und überlegte einen M o ment lang lächelnd, ob ihre Mutter wohl gerade auf einer der zarten Wolken säße, die manchmal die Sonne kurz ve r deckten, oder dort oben durch den Himmel flöge, weit über den höchsten Bergen und fast so weit entfernt wie die Ste r ne.
    „An einem anderen Tag“, fuhr sie dann fort, „in einem noch ferneren Land, traf sie auf einen Riesen, der gerade ein hilfloses Einhorn töten wollte, um es zu ve r speisen. Da forderte meine Mutter ihn zum Kampfe, und sie rangen drei Tage und drei Nächte lang, bis sie

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