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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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er tat es nicht.
    Dieses mutierte Individuum, wie sie es nannten, schien in einem grotesken Kontrast zu den sanften Legenden und Wundern zu stehen, die immer wie Dunstschleier über der First Street gehangen hatten. Die Musik vom Victrola – das war eine andere Welt als die von DNS und RNS und seltsamen Fingerabdrücken, die die Spurensicherung in Mandy Mayfairs Apartment im French Quarter gefunden hatte.
    Mona berichtete von dem Geruch.
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Ryan, und zum ersten Mal zeigte er unbestimmtes Interesse. »Ich kenne diesen Geruch. In Destin, da habe ich ihn auch wahrgenommen. Es ist kein schlechter Geruch. Er ist fast…«
    »Er ist gut, irgendwie köstlich. Man will ihn einatmen«, sagte Mona. »Na, in der First Street rieche ich ihn immer noch überall.«
    Ryan schüttelte den Kopf. »In Destin war er sehr schwach.«
    »Schwach für dich und stark für mich – aber verstehst du denn nicht? Das ist wahrscheinlich ein Zeichen für genetische Kompatibilität.«
    »Mona, Kind«, fragte Randall herausfordernd, »was weißt du denn von genetischer Kompatibilität?«
    »Fang keinen Streit mit Mona an«, sagte Ryan leise. »Dazu haben wir keine Zeit. Wir haben etwas… Konkretes zu tun. Wir müssen diese Kreatur finden. Wir müssen herausfinden, wo sie als nächstes auftauchen wird. Mona, hast du etwas gesehen?«
    »Nein, nichts. Aber ich möchte noch einmal versuchen, Michael anzurufen. Seit zwei Stunden versuche ich, ihn zu erreichen. Es meldet sich niemand. Ich mache mir wirklich Sorgen. Ich glaube, ich werde…«
    »Du wirst dieses Zimmer nicht verlassen«, sagte Pierce. »Ohne mich gehst du nirgends hin.«
    »Ist mir recht. Du kannst mich hinbringen.«

 
23

Juliens Geschichte wird fortgesetzt
    Ah, Sie können sich nicht vorstellen, wie wunderbar ihre Stimme klang und wie sehr ich sie liebte, vollständig liebte, ob sie nun Cortlands Tochter war oder nicht. Es war eine Liebe, wie wir sie nur für diejenigen empfinden, die unseresgleichen sind, und doch lagen zu viele Jahre zwischen uns. Ich war verzweifelt und hilflos und ganz allein, und als ich mich auf die Bettkante setzte, saß sie neben mir.
    »Sag, Evelyn, mein Kind, du siehst die Zukunft. Carlotta ist zu dir gekommen. Was hast du gesehen?«
    »Ich sehe nichts«, sagte Evelyn mit einer Stimme, so zart wie ihr rundes kleines Gesicht. Ihre grauen Augen flehten mich an, es zu akzeptieren und zu verstehen. »Ich sehe die Wörter, und ich spreche die Wörter, aber ich weiß nicht, was sie bedeuten. Und vor langer Zeit habe ich gelernt, still zu sein und die Wörter verblassen zu lassen, ungelesen und ungesagt.«
    »Nein, Kind. Halte meine Hand. Was siehst du? Was siehst du für mich und meine Familie? Was siehst du für uns alle? Sind wir ein Clan mit einer Zukunft?«
    Sogar mit meinen müden Fingern fühlte ich ihren Puls, ihre Wärme, ihre Hexengaben, wie wir immer sagten, und ich sah diesen kleinen, diesen bösen sechsten Finger. Oh, ich hätte ihn abschneiden lassen, schmerzlos und geschickt, wenn ich ihr Vater gewesen wäre. Und wenn ich bedachte, daß Cortland – mein eigener Sohn war. Ich wollte ihn umbringen.
    Aber eins nach dem ändern. Ich hielt ihre Hand fest.
    Etwas verlagerte sich im vollkommenen kleinen Kreis ihres Gesichts; ihr Kinn hob sich, so daß ihr Hals um so länger und schöner aussah. Sie begann ein Gedicht zu sprechen, mit sanfter, schneller Stimme, getragen vom Rhythmus selbst.
     
    Einer wird aufstehen, der ist zu böse.
    Einer wird kommen, der ist zu gut.
    Zwischen den beiden wird taumeln die Hexe
    Und damit öffnen das Tor.
     
    Schmerz und Leiden, da sie noch stolpern,
    Blut und Angst, eh sie noch gelernt.
    Wehe diesem Frühlings-Eden,
    Das nun ist ein Jammertal.
     
    Habt acht vor Beobachtern in jener Stunde,
    Verbannt die Doktoren ganz aus dem Haus.
    Gelehrte nähren nur weiter das Böse,
    Und Forscher helfen ihm weiter hinauf.
     
    Laßt den Teufel nur erzählen,
    Laßt ihn wecken Engelsmacht,
    Laßt die Toten Zeugen werden,
    Jagt den Alchimisten fort.
     
    Erschlagt das Fleisch, das ist nicht menschlich,
    Baut auf Waffen grausam roh,
    Denn sterben sie am Rand der Weisheit,
    Streben wohl gequälte Seelen nach dem Licht.
     
    Zerschmettert die Sprößlinge, die nicht Kinder,
    Erbarmt euch nicht derer, die nicht rein,
    Denn sonst kennt Eden nie mehr Frühling,
    Denn sonst herrscht unsre Art nicht mehr.
     
    Zwei Tage und zwei Nächte blieb sie bei mir in diesem Zimmer.
    Niemand wagte es, die Tür

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