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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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ist sein Blick, sein Verhalten. Er ist so gentl e manlike, so friedfertig und geduldig zu allen.«
    »Du brauchst ihn nicht aufzuregen«, sagte Gifford.
    »Na, überlaß es nur mir.« Das war einer von Ryans Lieblingssätzen, den er immer mit erlesener Zärtlichkeit vorbrachte. »Sieh dich nur vor da oben. Geh nicht allein ins Wasser.«
    »Ryan, das Wasser ist eiskalt. Ich habe den ganzen Tag das Feuer an. Aber es war klar, klar und blau und still. Manchmal glaube ich, ich könnte ewig hier bleiben. Ryan, es tut mir leid. Ich konnte einfach nicht in die First Street fahren, ich konnte einfach nicht in diesem Haus sein.«
    »Ich weiß, Gifford, ich weiß. Aber sei versichert, die Kids fa n den, es sei der beste Mardi Gras aller Zeiten. Alle sind en t zückt, wieder in der First Street zu sein. Es waren auch praktisch alle mal da, irgendwann im Laufe des Tages. Ich meine, mindestens sechs- oder siebenhundert Familienmitglieder marschierten da ein und aus. Offen gestanden, ich habe sie nicht mehr zählen können. Erinnerst du dich an die Ma y fairs aus Denton, Texas? Sogar die sind dagewesen. Und die Gradys aus New York. Es war wunderbar von Michael, daß er alles seinen üblichen Gang hat nehmen lassen. Gifford, ich meine das nicht als Vorwurf, aber wenn du gesehen hättest, wie gut es ging, dann würdest du mich verstehen.«
    »Und Alicia?« Das sollte heißen: Hat Alicia es geschafft, nüchtern zu bleiben? »Ging es ihr und Patrick gut?«
    »Alicia hat es nicht geschafft, zum Haus zu kommen. Um drei Uhr war sie bereits sternhagelvoll. Und Patrick hätte nicht kommen sollen. Patrick ist krank. Wir müssen dafür sorgen, daß er medizinisch behandelt wird.«
    Gifford seufzte. Sie hoffte, daß Patrick sterben würde. Warum sich etwas vormachen? Sie hatte Patrick nie gemocht, und jetzt war er für alle die schlimmste Last, die man sich denken konnte – ein bösartiger Trinker, dem es ein besonderes Ve r gnügen machte, niederträchtig zu seiner Frau zu sein, und zu seiner Tochter ebenfalls. Mona kümmerte das einen Dreck. »Ich habe keinen Respekt vor Dad«, erklärte sie eiskalt. Aber Alicia war ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. »Wieso siehst du mich so an? Was habe ich jetzt wieder getan? Hast du das letzte Bier getrunken? Du wußtest, daß es das letzte war, und du hast es mit Absicht ausgetrunken!«
    »Nun, und wie hat Patrick sich benommen?« Gifford hoffte wider besseres Wissen, daß er gestürzt war und sich den Hals gebrochen hatte, und daß Ryan es ihr nur nicht gleich hatte erzählen wollen.
    »Er hatte Streit mit Beatrice. Es ging um Mona. Ich bezweifle aber, daß er sich an irgend etwas erinnern wird. Nach der P a rade ist er nach Hause gestürmt. Du kennst Bea, wenn es um Mona geht. Sie will Mona immer noch auf ein Internat schi c ken. Und ist dir klar, was zwischen Aaron und Bea im Gange ist? Michaels Tante Vivian sagt -«
    »Ich weiß schon«, seufzte Gifford. »Man sollte meinen, seine eigenen Forschungen zu unserer Familie wären ihm eine Le h re gewesen.«
    Ryan lachte höflich. »Ach, vergiß doch diesen Unsinn. Wenn du das könntest, dann würdest du hier bleiben und diese Zeit mit uns zusammen genießen. Weiß Gott, es kann nur schlimmer werden, wenn wir Rowan wirklich finden.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weil wir dann Probleme haben werden, und zwar echte Pr o bleme. Hör mal, ich bin jetzt zu müde, um damit anzufangen. Rowan ist seit genau siebenundsechzig Tagen verschwunden. Ich habe es satt, mit Detektiven in Zürich und Schottland und Frankreich zu reden. Der Mardi Gras hat Spaß gemacht. Wir haben uns alle amüsiert. Wir waren zusammen. Aber Bea hat recht, weißt du; Mona sollte auf ein Internat gehen, findest du nicht auch? Schließlich ist sie so was wie ein echtes Genie.«
    Gifford wollte darauf antworten. Sie wollte wieder sagen, daß Mona nicht ins Internat gehen würde, und wenn sie versuchen sollten, sie zu zwingen, dann würde sie einfach das nächste Flugzeug, den Zug oder den Bus nehmen und schnurstracks wieder nach Hause kommen. Man konnte Mona nicht zwi n gen, ins Internat zu gehen! Wenn man Mona in die Schweiz schickte, wäre sie in achtundvierzig Stunden wieder zu Hause. Wenn man sie nach China schickte, käme sie auch zurück, vielleicht sogar schneller. Aber Gifford sagte jetzt nichts. Sie verspürte nur die gewohnte, wohlige und schmerzhafte Liebe zu Mona und das verzweifelte Vertrauen darauf, daß Mona schon irgendwie zurechtkommen würde.
    Einmal hatte Gifford

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