Tanz des Lebens
Kräfte verkörperten.
Und es gab Schwarzmagier, die die dunklen Mächte der Unterwelt anriefen und todbringende Natdämonen beschworen. Aber der zahnpastableckende Ken, der Barbie-Doll auf einem weißen Pony als Retter in der Not zu Hilfe eilte, existierte genauso wenig wie ein unverwundbarer Polizist, Batman oder Catwoman mit ihrer Peitsche. Dankbar für Zoes Hilfe drückte sie kurz ihre Hand. Danach drehte sie sich zu Chief Tucker um und lehnte seinen Vorschlag dankend ab.
16
Gefährliches Versprechen
S chlaflos wälzte sich Faye im Bett von einer auf die andere Seite, bis sie es nicht mehr aushielt. Sie duschte, zog sich Jeans und einen roten Sweater über, schlüpfte in ihre Turnschuhe und band ihr Haar zu einem straffen Pferdeschwanz. Dann setzte sie sich in die dunkle Küche und wartete.
Als Mrs Duval im Morgengrauen des anbrechenden Tages erschien, schaute sie noch einmal in das Zimmer ihres Bruders und überzeugte sich davon, dass er noch schlief. Danach griff sie nach ihrem Rucksack, atmete noch einmal tief durch und verließ das Haus.
Zügig lief sie den kleinen versteckten Weg entlang, der sich durch das kniehohe Dünengras schlängelte, bis sie den menschenleeren Strand erreichte. Die Sonne schien auf die glasklare, türkise Wasseroberfläche, als sie sich angespannt im Schneidersitz in den weißen Sand sinken ließ.
In weiter Ferne entdeckte sie neben dem Pier der Fischerman’s Wharf die ersten einlaufenden Fischkutter. Unzählige Möwen begleiteten die kleinen Boote, in der Hoffnung, dass ein paar Fischreste für sie abfielen. Ihr Blick streifte den wolkenfreien, strahlend blauen Horizont. Die warmen Sonnenstrahlen prickelten auf ihren nackten Armen.
Lautlos zogen wilde Vögel und Möwen ihre Bahnen über ihrem Kopf. Es war absolut still und Faye fühlte langsam, wie sich die Ruhe der Natur auf ihr aufgewühltes Innerstes übertrug. Das hier war ihr Lieblingsplatz. Außer Luke kannten nur wenige Insider diese kleine, abgelegene Strandbucht. Faye kam oft hierher, um nachzudenken.
Tief atmete sie den salzigen Duft des Meeres ein und ließ ihre Gedanken wandern. Die leise rauschenden Wellen des Pazifiks beruhigten langsam ihre Seele, die in Aufruhr war.
Schon seit sie denken konnte, hatte Wasser eine beruhigende, fast magische Wirkung auf sie, was weder sie noch ihre Eltern sich erklären konnten. Auch Luke konnte das nicht nachvollziehen, da er durch seine Blindheit einen Heidenrespekt vor allen Gewässern hatte. Unbehaglich dachte sie an die Moongadawnacht zurück. An den beschwörenden Tanz erinnerte sie sich noch ganz genau. Sie konnte sich noch an alle Einzelheiten erinnern – auch daran, wie erbärmlich sie sich Quin an den Hals geworfen hatte.
Bei dem Gedanken daran wurde sie jetzt noch rot. An die Rückfahrt im Auto erinnerte sie sich jedoch nur verschwommen. Um Liam etwas zu trösten, dessen Natsiegel immer noch in seinem Körper pochte, hatte sie sich zu ihm gebeugt und ihm, von den Amarulilien berauscht, ins Ohr gelallt, dass es ihr leid tue, so einem wahnsinnig süßen Jungen nicht helfen zu können. Jetzt schoss Faye irgendwie der Gedankensplitter in den Kopf, dass er danach heftig errötet und förmlich aufgeblüht war.
Kurz danach war ihr Kopf müde auf Liams Schulter gerutscht und dabei begegnete ihr im Rückspiegel die Mordlust in Quins Augen und seine böse schimmernden Blicke, die sie zu erdolchen schienen, was sie nicht verstand – oder irgendwie doch. Wenn sie den Ice Whisperer nicht um die Löschung von Lukes Siegel gebeten hätte, dann wäre Quins Wunsch sicher berücksichtigt worden.
Obwohl sie der Überzeugung war, dass er das gleiche auch für seinen Bruder getan hätte. Nach der Ankunft vor ihrem Haus hatte sie sich schwerfällig auf Lukes Arm gestützt, der von Quin die strikte Anweisung erhielt, sie erst aus dem Bett aufstehen zu lassen, wenn sie ihren Rausch komplett ausgeschlafen hatte. Vage erinnerte sie sich, dass Quin ihnen geholfen hatte, ins Haus zu kommen.
Beim Zu-Bett-Bringen war sein Gesicht dem ihren pulsbeschleunigend näher gekommen, in seinen dunklen Augen hatte erst ein wütender und dann ein anderer, nicht definierbarer Ausdruck geschimmert. Lautlos tauchte Faye ihre Finger ins warme Wasser. Mit Quins unberechenbaren Stimmungsschwankungen konnte sie sich später noch beschäftigen. Jetzt musste sie erst ihr Versprechen einlösen.
Ausdruckslos blickte Faye auf die spiegelglatten Wellen. Sie ließ sich Zeit damit, alle
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