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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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Sturme verwehten Luftschiffes aufzunehmen, hatte sie ihnen allerdings nicht verraten.
    Nichtdestoweniger war es wohl dem Irrlicht zu verdanken, dass die Gefährten in der darauffolgenden Nacht das soeben neu gewonnene Leben nicht doch noch verloren hatten. Denn obwohl sich der widernatürliche Sturm gegen Nachmittag so rasch aufgelöst hatte, wie er gekommen war, wurde es nach Einbruch der Dunkelheit unter dem sternenklaren Himmel so bitterkalt auf den vom Höhenwind umwehten und nur sehr spärlich von schützendem Nadelgehölz bewachsenen Abhängen, dass Auril und Karnodrim dem Tod durch Erfrieren ins bleiche Antlitz geblickt hätten, wäre ihnen das winzige Irrlicht nicht ein steter, hell strahlender Wärmespender gewesen. Als Moosbeere am Morgen darauf völlig ermattet in einer der Werkzeugtaschen von Karnodrims Kittel eingeschlafen war, hatte sich Auril gezwungen gesehen, ihre nicht sonderlich hohe Meinung von dem leichtlebigen, oft sprunghaften Geschöpf zu überdenken.
    Und dann waren die Vogelmenschen gekommen, drei an der Zahl, majestätisch wirkende Wesen von menschenähnlicher Statur, denen jedoch prachtvolle Gefieder aus dem Rücken wuchsen und die aus dem blauen Himmel auf die fast erforenen Flugschiffbrüchigen herabgestoßen waren. Karno hatte sich mit ihnen kurz in einer Sprache unterhalten, die Auril nicht verstand, dann hatten die Taijirin, wie sie sich selbst nannten, sie beide unter den Armen gepackt und sich mit ihnen in die Luft geschwungen, um sie davonzutragen, hierher, nach Airianis – oder Luftspitze, wie ihr Karnodrim den Namen der Stadt der Vogelmenschen übersetzt hatte.
    Auril schloss wieder die Augen und atmete tief durch. Sie lag auf dem weichen Lager, das ihr eine kleinwüchsige Vogelmenschenfrau am vergangenen Abend nach der Ankunft auf Geheiß ihrer Retter bereitet hatte. Sehr gesprächig waren ihre Gastgeber zunächst nicht gewesen. »Was geschieht jetzt mit uns?«, hatte sie wissen wollen, ohne dabei wirklich zu erwarten, dass die Fremden sie verstanden, doch tatsächlich hatte einer von ihnen ihr unvermittelt in der Gemeinsprache geantwortet: »Ruht Euch zunächst einmal aus. Ihr habt viel durchgemacht. Wir sprechen morgen.« Dann hatte er sie mit verblüfftem Gesicht stehen gelassen und sich mit ausgebreiteten Flügeln von der Plattform geschwungen, die sich außen um ihre Bleibe herumzog, einem kleinen, aber sehr kunstvoll verzierten Rundhaus, das sich einem Vogelnest gleich an den Südhang eines imposanten Berges klammerte, zusammen mit Hunderten weiterer großer und kleiner Gebäude, die gemeinsam die Stadt Airianis bildeten.
    Ihr Magen knurrte und erinnerte die Albin daran, dass der warme Brei, den man ihr zum Nachtmahl vorgesetzt hatte, keineswegs ein Ausgleich für die Strapazen der letzten Tage gewesen war, während denen so schlichte Bedürfnisse wie Essen und Schlafen deutlich zu kurz gekommen waren.
    Auril zog die Bettdecke zur Seite, stand auf und verschränkte fröstelnd die Arme vor der Brust. Die Lage der Stadt war einigermaßen günstig. Sie befand sich unterhalb der Schneegrenze und wurde vom breiten Rücken des Berges vor dem eisigen Wind, der aus Firnland jenseits des Wolkengebirges heranwehte, geschützt. Doch die luftige Bauweise der Taijirin lud die Kühle des frühen Morgens geradezu in ihr Schlafgemach ein, und sie strich ihr um die bloßen Beine wie eine anhängliche Frostkatze. Rasch zog sie ihre Kleider über, die während der Nacht zum Trocknen um die kleine Feuerstelle des Hauses aufgehängt worden waren. Da allerdings niemand Holzscheite nachgelegt hatte, war die Asche in dem kleinen Steinkessel jetzt so kalt wie ihre Sachen selbst auch.
    Die Albin fluchte leise und rieb sich über die Oberarme, dann trat sie hinaus vor die Tür und räkelte sich gähnend in den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne.
    Aus der Nachbarhütte, die Wand an Wand mit ihrem Gastquartier gebaut worden war, vernahm sie ein leises Jauchzen. Neugierig trat sie durch die offen stehende Eingangstür ins Innere und sah sich um. Karnodrim, den die Vogelmenschen hier untergebracht hatten, war nicht anwesend. Nur eine zerwühlte Lagerstätte und einige filigrane Werkzeuge auf dem Tisch zeugten davon, dass er die Nacht hier verbracht hatte. Offenbar hatten ihn die Taijirin, da er zumindest in Ansätzen ihre Sprache zu beherrschen schien, schon früh am Tag abgeholt.
    Aber am anderen Ende des Raums auf einer Anrichte über der Kochnische kuschelte sich Moosbeere in ein Büschel

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