Tatsache Evolution
von Orchideen durch Insekten, die Effekte der Fremd- und Selbstbestäubung von Pflanzen und über verschiedene Blütenformen auf Pflanzen derselben Art publiziert (Darwin 1862, 1876, 1877). In der Einleitung zu Darwins »Orchideen-Buch« (
On the Various
Contrivances by which British and Foreign Orchids are fertilised
by Insects
), das unter dem deutschen Titel
Die verschiedenen
Einrichtungen, durch welche Orchideen von Insekten befruchtet
werden
veröffentlicht wurde, zieht der Autor zwei allgemeine Schlussfolgerungen. Diese Thesen können sinngemäß wie folgt übersetzt werden: »Das Ziel dieses Buches ist es 1. zu zeigen , dass die Mechanismen, durch welche Orchideen befruchtet werden, so vielfältig und fast perfekt sind, wie die meisten der schönsten Anpassungen im Tierreich; und, 2., dass diese Mechanismen der Bestäubung jeder Blüte durch Pollen einer anderen fremden Blüte dienen« (Abb. 4.7 C).
Ignorieren wir den »Alt-Darwinschen« Begriff »perfekt«, so müssen wir aus heutiger Sicht dem britischen Forscher recht geben: Orchideen-Blüten zeigen erstaunliche Parallel-Entwicklungen (Konvergenzen) zum Tierreich (z. B. Blüten der Fliegen-Ragwurz
Ophrys muscifera
ähneln den Weibchen gewisser Insekten); die Blüten werden meist fremd bestäubt. Manche Orchideen verbergen in einem Blütensporn Nektar, der von gewissen Insekten aufgesogen wird, die wiederum über Pollentransfer eine Fremdbestäubung ermöglichen. In seinem »Orchideen-Buch « postulierte Darwin (1862), dass eine auf der Insel Madagaskar verbreitete Orchidee der Gattung
Angraecum,
die über einen 25 bis 30 cm langen Nektarsporn verfügt, nur von einem extrem langrüsseligen Insekt bestäubt werden kann. Diese Darwinsche Theorie der spezifischen Bestäuber-Insekten konnte 1903 bestätigt werden. Insektenforscher (Entomologen) entdeckten einen Falter, der einen außergewöhnlich langen Saugrüssel ausgebildet hat und exakt die von Darwin vorhergesagte Bestäuberfunktion erfüllt. Dieser Schwärmer erhielt den Artnamen
Xanthopan morgani praedicta
, wobei der Zusatz
praedicta
im Sinne von »Darwins Vorhersage« gemeint ist. Diese in |122| Abb. 4.7 C, D dargestellte Anpassung und Abhängigkeit von Blüte und Bestäuber (Insekt) ist ein Beispiel für eine über Jahrmillionen hinweg verlaufene
Co-Evolution
zwischen der Pflanzen- und Tierwelt. Derartige Zusammenhänge konnte Darwin allerdings noch nicht erkennen, da die Faktenlage zu seiner Zeit noch zu dürftig war.
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Bioturbations-Theorie und Begründung der Bodenbiologie
Die in Abb. 4.5 bis 4.7 dargestellten höheren Landpflanzen (Embryophyta) sind über ihr Wurzelsystem in der Erde verankert . Es ist daher wenig erstaunlich, dass der universell interessierte Charles Darwin auch das Erdreich zum Gegenstand seiner Forschungen auswählte und auf Grundlage seiner Fähigkeit zur Theorienbildung auf dem Gebiet der Bodenbiologie Grundlegendes geleistet hat.
Ein Jahr nach Rückkehr von seiner Weltreise (1837) besuchte der 28-jährige Charles Darwin seinen Onkel mütterlicherseits , Josiah Wedgwood, der später sein Schwiegervater werden sollte. Darwins Onkel zeigte dem Naturforscher mehrere Felder, auf denen vor 15 Jahren die Oberfläche u. a. mit Lehm bedeckt war. Dieses Material war inzwischen in das Erdinnere transferiert worden. Onkel Josiah vermutete, dass die Regenwürmer dafür verantwortlich seien. Diese triviale Garten-Beobachtung erweckte bei Charles Darwin das Interesse am Leben der Regenwürmer . Nur wenige Wochen nach dieser Freiland-Beobachtung hielt Darwin einen Vortrag in der
Royal Geological Society
mit dem Titel »On the Formation of Mould« (»Über die Humusbildung «), der kurz darauf publiziert wurde. In dieser ersten, den Regenwürmern gewidmeten Veröffentlichung aus dem Jahr 1838 wies Darwin nach, dass diese Würmer bei der Humus und Bodenbildung eine zentrale Rolle spielen (Abb. 4.8). Die Kollegen aus den Erdwissenschaften (Geologie) interessierten sich kaum für Darwins Regenwurm-Studien. Nach Veröffentlichung von zwei weiteren Artikeln zur Regenwurm-Humus-Problematik , die 1840 und 1844 erschienen sind, wandte sich |123| Darwin anderen Problemen zu. Der Biologe hatte allerdings ein Langzeit-Freilandexperiment angesetzt, das ihm später als Baustein seiner
Erd-Umpflügetheorie
dienen sollte. Nachdem er 1842 in seinem Landsitz Down House eingezogen war, übersäte er ein Stück Feld mit zerbrochenen Kalkstücken, um zu sehen, wie tief diese später einmal
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