Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
Natur war mit dem Mechanismus wohlvertraut.
    »Das ist ja wunderbar!« sagte Jessica. »Der Dialog absoluter Hingabe!«
    Plötzlich, ungewollt, nadelte Heem Geel mit seiner Signatur: dem präzisen Geschmack seines Seins, von dem seine Individualität reproduziert werden konnte. Bei nichtssagender Kopulation wurde diese Signatur vom Männlichen stets zurückgehalten oder von der Weiblichen zurückgewiesen. Geel akzeptierte sie, ließ sie ihre eigene Essenz, ihren ganzen Körper durchdringen.
    »Dies ist genauso wie menschliche Reproduktion. Die Essenz des Männlichen vermischt sich mit der weiblichen Essenz im Körper der Weiblichen, Same trifft auf Ei, befruchtet es...«
    Geel explodierte. Fetzen ihres Körpers klatschten auf den Traktor, auf den Boden und an die Decke der Höhle, wurden weit in den Hauptgang geschleudert. Ein paar von ihnen
    trafen sogar den Squam und Heem. Nichts blieb von ihrem Körper zurück.
    Der Squam war erschüttert. »Sie ist zerstört worden!«
    »Was ist geschehen?« fragte Jessica entsetzt.
    Einen Augenblick wurde Heem von der Angst befallen, daß ein anderer Squam mit einer Waffe auf sie beide eingedrungen wäre. Doch das war nicht der Fall. Ein vages Begreifen dämmerte in ihm auf. »Die Teile der Weiblichen - sie bilden die Saat. Das ist der Grund dafür, daß keine weibliche HydrO zurückbleibt, um für ihre Jungen zu sorgen. Und der Männliche muß zum Teil der Zivilisation werden. Deshalb gibt es weitaus mehr männliche HydrOs als weibliche. Keiner von beiden darf bleiben, damit sie nicht der neuen Generation die Wahrheit übermitteln können, und dem Prozeß noch einen weiteren Horror hinzufügen.«
    »Es tut mir leid, das nicht gewußt zu haben«, sagte der Squam, nach wie vor durch das Kommunikationsgerät in Geels Traktor. »Ich hatte nicht die Absicht, die Weibliche zu zerstören. Vielleicht weiß mein Transferer das
    - und wir befinden uns doch im Waffenstillstand.«
    »Keiner von uns wußte es«, sprühte Heem. »Auf jeden Fall Geel nicht.« Aber hatte er, Heem, es vielleicht vermutet? Dieser bittere Geschmack, der ihn bis dahin davor zurückgehalten hatte - war das eine Vorahnung gewesen?
    »Heem, es tut mir leid«, sagte Jessica, und ihre Emotion war stark und echt. »Es ist meine Schuld. Ich habe mich in etwas eingemischt, das mich nichts anging, und dich dazu gedrängt.«
    »Du hast es nicht wissen können, weil ich es nicht wußte«, düste er in einem Versuch, sie zu beruhigen. Doch es war ein schwacher Versuch nach dieser katastrophalen Enthüllung. Geels Transferer war ebenfalls zugrunde gegangen. All der Horror, von dem er zuvor erfüllt worden war, war wieder in ihn zurückgekehrt. Und dieses Mal teilten die Solarierin und der Squam die Schuld.
    »Jetzt wissen wir, daß dein Bruder Hiim tot war«, sagte Jessica in femininer Irrelevanz. »Weil Meen von Morgendunst mit ihm kopuliert haben würde, wenn sie ihn gefunden hätte - und sie hat überlebt und ist eine Erwachsene geworden. Zumindest ihr hast du das Leben gerettet, Heem.«
    Doch diese Region war nach dem Brauch seiner Art besät worden. Jetzt begriff Heem einen weiteren Grund für die Metamorphose: die Löschung der Erinnerung an das, was die Besäung mit sich brachte, aus dem Gedächtnis des Männlichen, damit die Spezies in Unwissen und Unschuld weiterhin verbreitet wurde. Da dies immer in Abwesenheit anderer HydrOs geschah und nur der Männliche den Vorgang überlebte, war die Geheimhaltung ziemlich gesichert.
    Er spürte nicht mehr den Drang, hierher zurückzukehren und seine Nachkommen zu lehren, die sich jetzt von der durch den harten Fall verursachten Benommenheit aufrappelten und ihr erstes, unsicheres Rollen probierten. Er würde so vielen wie möglich dabei helfen, sich von der Decke und aus irgendwelchen Spalten und Ritzen zu lösen, in die sie geschleudert worden waren, und sie dazu bringen, in die sichersten Teile der Höhle zu rollen, doch danach lag alles bei ihnen. Was konnte er sie lehren, das sie zu wissen wünschten? Sollten sie in Unwissenheit und Unschuld aufwachsen.
    »In Unschuld«, wiederholte Jessica. Sie weinte.

7. Ein Trio in der Unterwelt
     
    Es gelang ihnen, den in den anderen beiden Traktoren verbliebenen Treibstoff in Heems Fahrzeug umzufüllen, und sie setzten ihre Fahrt zum Depot mit einer verschwenderischen Geschwindigkeit fort. Heem meldete von dort den Unfall des Squam und fügte eine genaue Ortsangabe hinzu; er erhielt die Zusicherung, daß man den Squam retten würde.

Weitere Kostenlose Bücher