Tekhnotma - Krieger der Clans: Tekhnotma 3 (German Edition)
erhoben sich von den Felldecken, die auf dem eisernen Boden ausgelegt waren.
Birjusa schlurfte barfuß zur Cyclette, auf der seine Jacke lag. Daneben standen eine Wanne mit schmutzigem Wasser und außergewöhnlich große, abgetretene Stiefel mit schiefem Absatz. Derjuga schritt hinter ihm her, aber Kaban hielt ihn an der Schulter zurück. Der junge Bandit wandte sich abrupt um und wollte schon die Faust hochreißen, überlegte es sich aber anders. Kaban war kein unerfahrener Dummkopf wie Birjusa. Der nicht sehr große, muskulöse Kerl hatte zwar eine verhauene Fresse, aber dafür einen scharfen Verstand, und er war ein ausgezeichneter Kämpfer. Derjuschka wusste: Genau genommen hätte Kaban als Nächster zum Assistenten Makotas aufsteigen müssen. Nur die Tatsache, dass der Ataman jedes Mal angeekelt das Gesicht verziehen musste, wenn er den verunstalteten Kaban aus der Nähe sah, hatte den Weg für ihn, Derjuga, freigemacht. Außerdem verfügte Kaban, im Gegensatz zum cleveren Derjuga, nicht über die Fähigkeit, zu buckeln und sich mit den richtigen Worten einzuschleimen. Überhaupt zog Kaban es vor, im Schatten zu bleiben, und hatte nicht das Bedürfnis, sich aufzuspielen.
»Fo find die anteren?«, fragte er und blickte Derjuga scharf an.
»Makota wartet draußen, zusammen mit Sachar und Stopor, die anderen, die … sind weg. Außerdem haben sich Nomaden uns angeschlossen. Sie lagern alle hinter dem Tal mit den Geysiren. Nur ich bin gekommen. Und was ist hier los?«
»Tufuchun.«
»Was?« Derjuga verstand ihn nicht. »Was für ein …«
»Durchsuchung!«, erklärte Birjusa, während er auf einem Bein herumhüpfte, um den Stiefel über den anderen Fuß zu ziehen. »Die Charkower haben die Proktoren gezwungen, sie suchen … Wir haben Regenwurm auf Erkundung losgeschickt, er hat alles ausspioniert. He, Regenwurm!«
Makota hatte etwa fünfzehn Männer auf dem Schiff zurückgelassen. Inzwischen hatten sie sich alle um die Cyclette versammelt. Jetzt drängte sich ein grauhaariger, gutmütig wirkender dunkelhäutiger Mann nach vorne, den alle nur Regenwurm nannten. Normalerweise setzte Makota ihn als Kundschafter ein, um die Lage auszuspähen. Wenn nötig, konnte Regenwurm mit Leichtigkeit das Vertrauen Fremder gewinnen. Unter dem Deckmäntelchen eines pilgernden Mönches besuchte er Farmen, konnte ganz ungezwungen mit finsteren, menschenscheuen Goldsuchern in Kneipen einen heben und so nebenbei alles in Erfahrung bringen, was der Ataman wissen musste, um die nächste Farm oder die nächste Siedlung zu überfallen.
Derjuga erklärte noch einmal mit knappen Worten für alle Banditen die Situation und wandte sich dann an Regenwurm.
»Was ist auf dem Schiff los?«, fragte er.
»Eine Razzia!«, sagte der Alte lächelnd. Sein Lächeln war durch und durch gut und sympathisch. Mit einem Mann, der so lächelte, wollte man das Gespräch gerne um einen Drink verlängern und sich endlich einmal alles von der Seele reden. »Die Charkower suchen einen gewissen … diesen … wart mal … einen Grafen suchen sie.«
»Den Grafen!« Derjuga schrie fast, denn ihm war augenblicklich wieder der Typ eingefallen, den er zusammen mit Makota und Krjutschok in einem Handelscontainer mitten auf dem Arsenal am Oberdeck besucht hatte. Sie hatten den Mann, den Makota mit Graf angeredet hatte, erschossen, genau wie seine Leibwachen und seine Frau. Diesem Grafen hatte der Raketenwerfer gehört, der jetzt auf dem Dach des Punch montiert war.
»Kennf tu ten?«, fragte Kaban misstrauisch.
Der alte Fuchs, zum Mutanten mit ihm. Aber Derjuga hatte nicht vor, den anderen vom Grafen zu erzählen. Das ging sie nichts an. Er zuckt mit den Schultern.
»Ich hab von ihm gehört, aber ich kenn ihn nicht. Sachar hat erzählt, dass der Typ aus Charkow ist. Aber warum sind sie ihm bis hierher gefolgt?«
Regenwurm lächelte wieder sein freundliches Lächeln, trat an Derjuga heran und fasste ihn zutraulich am Knopf seiner Jacke. Er tat das vermutlich automatisch, einfach nur, weil er es sich angewöhnt hatte, so mit Leuten umzugehen. Und der junge Bandit, der sehr wohl über das Talent des Alten Bescheid wusste, fühlte sich doch sofort zu ihm hingezogen und hätte ihm um ein Haar freundschaftlich auf die knochige Schulter geklopft.
»Ja, weißt du, dieser Graf hat in Charkow irgendetwas geklaut«, fuhr Regenwurm fort. »Eine besondere Waffe, ich hab nur nicht verstanden, was für eine. Die Waffenschmieden haben ihn durch den ganzen Süden verfolgt.
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