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Tempel der Unsterblichen

Tempel der Unsterblichen

Titel: Tempel der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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hineingestoßen. Und nun drängte Schmerz ihn auch wieder aus jenem molochartigen Schlund hervor.
    Sein Schädel schien ihm ums Doppelte angewachsen in der Zeit der Ohnmacht, und er meinte, er würde sich blähen wie ein lederner Ballon, den jemand aufblies, dem es egal war, ob er platzte. Das Band um seine Stirn saß jetzt noch enger als zuvor und - Zuvor?
    Was war zuvor geschehen? Wo befand er sich? Was hatte all das zu bedeuten?
    Tikal wollte sich aufrichten, doch die Fesseln verbanden ihn noch immer unlösbar mit dem steinigen Untergrund. Allerdings genügte der bloße Versuch, sich zu bewegen, um den Schmerz in seinem Kopf noch an Stärke gewinnen zu lassen.
    Tikal stöhnte auf und schloß die Augen, kaum daß er sie geöffnet hatte. Wodurch sich freilich nichts änderte. Die Dunkelheit hinter seinen Lidern war so absolut wie jene, in der er gefangen lag.
    »Du bist wach.«
    Die Stimme schien ihm wie die eines Geistes, körperlos und wispernd. Das leise Bedauern darin irritierte Tikal, fachte aber zugleich auch seinen Trotz an.
    »Das paßt dir nicht, he?« gab er zurück. »Hättest mich lieber tot gesehen, was? Nur zu - schlag mich noch einmal. Und gib dir mehr Mühe dabei, du feige Kreatur!«
    Tikal hatte die Augen wieder aufgerissen.
    Angestrengt starrte er ins Dunkel - und erschrak!
    War da nicht etwas wie eine Bewegung gewesen? Ein flüchtiges Huschen nur, als - schüttle jemand den Kopf ...?
    Tatsächlich kam ihm die Dunkelheit um ihn her auf einmal - nun, weniger finster vor. Als gäbe es irgendwo außerhalb seines Gesichtsfeldes ein ganz schwaches Licht, dessen kaum wahrnehmbarer Schein zwar nicht ganz zu ihm her reichte, aber immerhin genügte, um Schatten aus dem Finstern zu trennen, wenn auch ohne ihnen Kontur zu geben.
    »Du mißverstehst all dies noch immer gründlich«, antwortete ihm die Stimme.
    Calot ...
    Der zugehörige Name fiel Tikal erst jetzt ein, und wieder schien er ihm vertraut, ohne daß er gewußt hätte, in welchem Zusammenhang er ihn schon einmal gehört haben könnte.
    »Was gibt es daran zu mißverstehen?« fragte Tikal freudlos. Er zerrte an seinen Fesseln, und wieder erreichte er damit nichts weiter, als daß der Schmerz in seinem Kopf neu aufflammte.
    »Es ist nur zu deinem Besten«, erklärte Calot.
    »Natürlich. Damit ich mich nicht wehren brauche, wenn ihr .«
    »Wir sind nicht deine Feinde!« Leiser Zorn oder wenigstens doch Unmut schwang in Calots Worten mit. Sanfter fuhr er nach kurzer Pause fort: »Wir gehören nicht zu ihnen. Im Gegenteil. Wir hassen sie vielleicht sogar noch mehr als -«, er hielt kurz inne, »- das Volk, das einst auch das unsere war.«
    »Wovon redest du?« fragte Tikal. Zu seiner eigenen Überraschung klang seine Frage wirklich interessiert, war sein Tonfall nicht länger trotzig, und die Angst in ihm klang ab, ein kleines bißchen wenigstens. »Wer seid - ihr?«
    »Jene, zu denen du bald gehören wirst.«
    »Das ist keine Antwort.«
    Calot seufzte wie von schwerer Sorge geplagt und schwieg dann sekundenlang, wohl weil er nach den rechten Worten suchte.
    »Die meisten von uns«, begann er dann endlich, »sind auf dem gleichen Weg wie du hierher gelangt, Tikal.«
    »Dann liegt dieser Ort tatsächlich jenseits des Walls?« Hoffnung ließ Tikals Herz schneller pochen und seine Stimme fast überkippen.
    Wieder nahm er diese seltsame Bewegung im Dunkeln wahr, dort, wo er Calot vermutete.
    »Nein«, erwiderte er, »aber wir alle hofften einst, ihn zu überwinden - und fanden uns doch nur in einem Kerker wieder, wenn auch von anderer Art als jener, in dem wir unser Leben zuvor fristen mußten. In gewisser Weise haben wir aber doch eine Art von Freiheit erlangt. Zumindest können uns die Tyrannen hier nichts mehr anhaben.«
    »Wie ist das möglich?« wollte Tikal wissen. Zweifel und Enttäuschung erstickten ihm die Stimme fast. »Wenn ihr nicht über den Wall gelangen konntet und euch noch im Herrschaftsbereich der Tyrannen befindet - wie könnt ihr dann trotzdem frei von ihnen sein?«
    Calot gab einen leisen Laut von sich, und Tikal meinte, das Lächeln, das damit einhergehen mußte, spüren zu können. Aber es war kein angenehmes Gefühl, weil die gewohnte Wärme eines Lächelns fehlte.
    »Sie sind - nun, wie soll ich sagen? - blind für uns«, sagte Calot dann.
    »Blind?« echote Tikal. »Ich verstehe nicht -«
    »Du wirst es verstehen, glaube mir. Und es tut mir jetzt schon leid.«
    Ein kieksender Ton drängte über Tikals Lippen. »Du redest wahrlich

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