Temptation: Weil du mich verführst
sie ihn an. Seine Augen schimmerten wie flüssige blaue Halbmonde unter seinen halb geschlossenen Lidern.
»Ja«, platzte sie heraus. »Bist du wirklich nervös?«, fügte sie nach einem Moment hinzu.
Er nickte nachdenklich. »Ja. Und ich glaube, ich habe allen Grund dazu.«
»Wie kommst du darauf?«, stieß sie halblaut hervor.
»Weil ich so aufgeregt bin, dich hierzuhaben, dass ich fürchten muss, die Beherrschung zu verlieren. Das tue ich niemals, Francesca. Aber heute Abend könnte es passieren.«
Die düstere Warnung in seinem Tonfall ließ sie erschaudern. Wie war es möglich, dass die Vorstellung, Ian unbeherrscht zu sehen, sie so erregte? Sie blickte überrascht auf, als der Kellner erneut an ihren Tisch trat und ein wunderschön arrangiertes Dessert und ein silbernes Kaffeeservice vor ihnen auf den Tisch stellte.
» Est-ce qu’il y aura autre chose, monsieur ?«, erkundigte er sich.
» Non, merci .«
» Très bien. Bon appétit .« Der Kellner verschwand.
»Das habe ich nicht bestellt«, sagte Francesca und beäugte das Dessert argwöhnisch.
»Ich weiß. Aber ich. Iss. Du wirst die Energie brauchen, meine Schönheit.« Sie blickte ihn unter ihren Wimpern hervor an und sah das Lächeln auf seinem Gesicht. »Das ist ein palet aux noisettes , die Spezialität des Hauses. Selbst wenn du pappsatt wärst, würdest du dir das nicht entgehen lassen wollen. Vertrau mir«, erklärte er und griff nach ihrer Gabel.
Sekunden später drang ein leises verzücktes Stöhnen aus ihrem Mund, als die Kombination aus Kuchenteig, Schokoladenmousse, Haselnüssen und Karamelleiscreme auf ihrer Zunge zerging. Sie erwiderte sein Grinsen mit einem verlegenen Lächeln und versenkte ihre Gabel ein weiteres Mal in der süßen Köstlichkeit, diesmal mit sichtlich größerer Begeisterung.
»Du sprichst so gut Französisch«, sagte sie und schob sich den nächsten Bissen in den Mund.
»Das hat durchaus seine Gründe. Ich habe nicht nur die britische, sondern auch die französische Staatsbürgerschaft. Im Grunde sind beide Sprachen meine Muttersprachen. In dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, haben die Leute Französisch gesprochen, meine Mutter dagegen Englisch.«
Sie hielt inne und rief sich Mrs Hansons Schilderung über Ians Großeltern ins Gedächtnis, die ihre Tochter irgendwo in Nordfrankreich aufgestöbert und dabei von der Existenz eines Enkelsohns erfahren hatten. Sie wünschte, sie wüsste mehr über seine Vergangenheit.
»Du sprichst nie über deine Eltern«, sagte sie vorsichtig und nahm noch einen Bissen.
»Du auch nicht. Steht ihr euch nicht nahe?«
»Nicht besonders«, antwortete sie und unterdrückte ein Stirnrunzeln, als sie seinen Versuch bemerkte, das Gesprächsthema von sich selbst abzulenken. »Mein ganzes Leben lang dachte ich, sie sind unzufrieden mit mir, weil ich zu dick bin. Zumindest dachte ich immer, das sei der Grund. Aber jetzt, wo ich schlank bin, stelle ich fest, dass sie mich nur einfach nicht verstehen.«
»Das tut mir leid.«
Sie zuckte die Achseln und spielte mit ihrer Gabel herum. »Wir kommen einigermaßen miteinander aus und streiten uns nicht oder so. Es ist nur einfach … schmerzlich, in ihrer Nähe zu sein.«
»Schmerzlich?« Er hielt mitten in der Bewegung inne und blickte sie über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg an.
»Nein, das trifft es nicht genau. Es ist eher … mühsam«, korrigierte sie.
»Können sie dein künstlerisches Talent nicht wertschätzen?«
Für einen Moment schloss sie die Augen, um den Genuss auszukosten, als sich die unterschiedlichen Aromen auf ihrer Zunge vermischten. »Meine Kunst geht ihnen auf die Nerven. Meinem Vater noch viel mehr als meiner Mutter«, sagte sie, nachdem sie die süße Köstlichkeit bis auf den letzten Krümel genossen hatte. Sie strich sich mit dem Daumen über die Lippen und erwischte mit der Zunge einen winzigen Klecks Schokoladenmousse. Gütiger Himmel, der reinste Traum …
Unvermittelt warf Ian seine Serviette auf den Tisch.
»Das war’s. Wir müssen gehen«, sagte er und schob seinen Stuhl zurück.
»Wie bitte?«, fragte sie erschrocken.
Er trat um den Tisch herum, um ihr beim Aufstehen zu helfen. »Egal«, erwiderte er und ergriff ihre Hand. »Erinnere mich nur daran, das nächste Mal nichts mit Schokolade zu bestellen, wenn ich sowieso schon Mühe habe, mich zu beherrschen.«
Die Bemerkung erfüllte sie mit einer Freude, deren Süße den köstlichen palet aux noisettes bei weitem übertraf.
»Wo wohnen wir
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