Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum
einsatzbereit?«
»In zwei Tagen. Der Flug nach Lydos wird zweieinhalb Wochen dauern. Dann können die Verhandlungen beginnen. Wenn Sie noch irgendetwas benötigen, dann lassen Sie es mich wissen.«
Sikorskys ölige Freundlichkeit war nichts, von dem sich Splett beeindrucken ließ.
»Sie haben die Liste meiner Delegationsmitglieder erhalten?«
»Selbstverständlich. Es wird alles etwas eng, aber ich bin mir sicher, dass sie alle für die gute Sache ein paar Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen werden.«
»Natürlich!«, schnappte Splett, als wäre jeder andere Gedanke völlig abwegig. Haark behielt seine Meinung für sich, da er wusste, dass die Vizedirektorin die einzige Einzelkabine an Bord für sich beansprucht hatte und Haark sich nun mit Direktor Soerensen einquartiert hatte. Dieser war gelassen geblieben und kein Wort des Protests war über seine Lippen gekommen.
Auch Haark lag die Liste der Delegationsmitglieder vor. Außer Soerensen waren es Speichellecker aus Spletts Partei, die meisten von höchst zweifelhafter Kompetenz. Es wurde klar ersichtlich, dass sich die Delegationsleiterin mit Jasagern umgeben hatte, um im Zweifel nur mit Soerensen zu tun zu haben. Sie musste wirklich sehr viel auf ihr Verhandlungsgeschick geben, denn von dieser Delegation würde sie kaum Hilfe erwarten dürfen.
Haark war sich sicher, dass Sikorsky ein Scheitern der Mission erneut völlig egal war. Er setzte auf Krieg, die Invasion von Ambius. War Splett aus dem Weg, würde er diesen Kurs mit Härte fortführen. Haark kam nicht umhin, Sikorsky für seine Energie und Entschlossenheit zu bewundern. Der Admiral war ein Arschloch, aber offenbar eines, das sein Metier beherrschte.
»Mon Capitaine, wir haben die designierte Position erreicht!«
Die ruhige Stimme von Lieutenant Gabor ging im Gemurmel und den übrigen Geräuschen auf der Brücke der Julian Apostata beinahe unter. Beck nickte dem Piloten nur zu und beugte sich nach vorne, den Blick wieder auf die taktische, dreidimensionale Anzeige im Kartentank gerichtet. Die II. Sphärenflotte, gebildet aus Einheiten der Heimatflotte und Neubauten beziehungsweise entmotteten Altschiffen, war eine imposante Massierung militärischer Macht. Der Schwere Kreuzer, den Beck seit wenigen Monaten kommandierte, war in gewisser Hinsicht die Flotte im Kleinen: Es war ein Neubau, einer der ersten, die fertig gestellt worden waren, und die Mannschaft bestand aus einem wilden Mix: Veteranen aus dem Kolonialkrieg, Rekruten, viele davon zwangsweise eingezogen, Reservisten, die wieder in den aktiven Dienst zurückgerufen worden waren – diese Mischung hatte bisher auch verhindert, dass Beck auch nur ansatzweise so etwas wie eine richtige, aufeinander eingespielte Mannschaft vorweisen konnte. Die Julian Apostata wiederum produzierte ihre eigenen Probleme, war nicht lange genug auf ihre Einsatzfähigkeit hin getestet und war nach dem Bananenprinzip an die Flotte ausgeliefert worden: Reifen beim Kunden. Neben der regulären Besatzung liefen noch ein Dutzend Werftingenieure in seinem Schiff herum, die all den Geburtsproblemen nachjagten, die ein Neubau nun einmal hatte, wenn man ihn etwas hastig und unter großen Druck zusammenbaute. Beck wollte sich nicht beklagen: Nach all den Jahren auf der alten Malu war er unendlich froh darüber, ein Schiff wie die Apostata kommandieren zu dürfen. Doch die Probleme fingen damit erst richtig an, und der Pilot war tatsächlich eines der wenigen Besatzungsmitglieder, auf die er sich verlassen konnte. Nun, da der Kreuzer die Warte- und Manöverposition erreicht hatte, blieb ihm die Zeit bis zum Angriff für Drills, und der Plan, den er sich dafür zurechtgelegt hatte, würde die Mannschaft in eine fluchende Menge völlig übermüdeter und bis an die Grenze beanspruchter Besatzungsmitglieder machen. Beck hatte sich vorgenommen, sobald der definitive Abflugtermin nach Ambius feststand, die letzten 24 Stunden frei zu geben, mit dem ausdrücklichen Befehl, zehn dieser Stunden zu schlafen.
Aber bis dahin würde er die Leute unter seinem Kommando erbarmungslos schleifen, bis sie in der Lage waren, sich und ihr Schiff am Leben zu erhalten, und das so lange wie nur möglich. Beck wusste, wie hartnäckig und zielgerichtet die Aliens kämpften und die Tatsache, dass seine Mannschaft an seinen Lippen hing, als würde beständiger Nektar der Weisheit aus seinem Mund sprudeln, hatte ihm schmerzlich vor Augen geführt, wie wenige kampferfahrene Offiziere es in der Flotte
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