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Teufelsflut

Teufelsflut

Titel: Teufelsflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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zur Tür und fand tatsächlich einen Umschlag mit dreißig Fünfzigpfundnoten unter dem Fußabstreifer.«
    »Wo war der Umschlag abgestempelt?«
    »Nirgends. Jemand muss ihn hingelegt haben, während ich am Telefon war. Weil ich gerade dringend Geld gebraucht habe, bin ich nach Appledore gefahren und habe die Fotos für Mr. Charterhouse gemacht.
    Nachdem ich sie abgeliefert hatte, lag ein weiterer Umschlag unter meinem Fußabstreifer, wieder mit eintausendfünfhundert Pfund darin.«
    »Haben Sie diesen Mr. Charterhouse jemals gesehen?«
    »Nein. Unser Kontakt hat sich allein auf einen seltsamen Telefonanruf beschränkt.«
    »Inwiefern seltsam?«
    »Weil die Stimme nicht wie die eines Menschen klang, sondern eher wie die von einem sprechenden Roboter aus einem Sciencefiction-Film.«
    »Und warum könnte Charterhouse ausgerechnet Sie für den Auftrag ausgesucht haben?«
    »Langsam scheint mir unsere Unterhaltung zu einem Verhör zu werden.
    Aber ich kann es Ihnen nicht verübeln, dass Sie mich ausfragen.
    Schließlich kennen Sie mich ja nicht. Charterhouse ist wohl auf mich gekommen, weil ich eine professionelle Fotografin bin. Keine von den berühmten zwar, aber ich habe in der Vergangenheit mit Hochzeiten und Fotoreportagen für Magazine nicht schlecht verdient. Ich bin bekannt für meine Zuverlässigkeit. So etwas spricht sich herum.«
    »Wie haben Sie denn die Fotos, die Sie in Appledore geschossen haben, dem scheuen Mr. Charterhouse abgeliefert?«
    »Das war auch wieder so etwas Seltsames. Ich habe die Aufnahmen also wie am Telefon besprochen gemacht, und zwei Tage später, nachdem ich sie entwickelt und vergrößert hatte, in einen großen braunen Umschlag gesteckt und Punkt zehn Uhr abends in einer bestimmten Telefonzelle in der Curzon Street deponiert. Danach bin ich wieder heimgefahren.«
    »Haben Sie jemanden in der Curzon Street gesehen?«
    »Nur einen Mann, der in der Telefonzelle stand, als ich darauf zufuhr.
    Ich vermute, dass er die Zelle bis zu meiner Ankunft besetzen sollte. Als ich kam, machte er sie frei. Dann ist er in ein Auto gestiegen und weggefahren.«
    »Können Sie den Mann beschreiben? Haben Sie sich die Nummer des Autos aufgeschrieben?«
    »Immer mit der Ruhe, Tweed – welche Frage soll ich denn nun zuerst beantworten?« Sie lächelte ihn einladend an. »Der Mann in der Telefonzelle war mittelgroß und trug einen dunklen Mantel und einen Borsalino. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen. Außer ihm war niemand auf der Straße. Ich habe den Umschlag wie besprochen in die Telefonzelle gelegt und bin schnurstracks nach Hause gefahren. Ich bin nun mal ein braves Mädchen.« Serena hielt inne und sah sich in dem Restaurant um, das noch immer gut besetzt war. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich muss mal kurz verschwinden.«
    »Eine kurze Frage noch: Weshalb haben Sie solche Angst?«
    »Hätten Sie denn keine? Ich habe einen Job in Appledore erledigt, genauso wie dieser Sam Sneed. Und der ist jetzt einen Kopf kürzer.«
    Sie nahm ihren Pelzmantel und ging in Richtung Toiletten, die sich am anderen Ende des Raumes befanden. Tweed bezahlte die Rechnung und dachte über die Frau nach. Bei ihrem Gang durch das Lokal hatte er bemerkt, dass ihre Bewegungen nicht nur elegant, sondern auch entschlossen wirkten. Sie kam ihm nicht gerade wie eine Frau vor, die sich leicht ins Bockshorn jagen ließ.
    Nachdem er zehn Minuten gewartet hatte, wurde Tweed langsam unruhig. Vielleicht war es Serena ja auf der Toilette schlecht geworden.
    Er hatte zwar die ganze Zeit über die Tür zur Damentoilette im Auge gehabt, aber es waren zu viele Menschen hinein- und herausgegangen, als dass er sich ihre Gesichter hätte einprägen können. Eine Kellnerin kam auf ihn zu.
    »Entschuldigen Sie bitte, Sir, aber eine Dame hat mich gebeten, Ihnen diese Nachricht zu übergeben.«
    Tweed nahm den geschlossenen Umschlag entgegen und roch daran. Er duftete ganz leicht nach Serenas Parfüm. Dann öffnete er ihn und faltete das darin enthaltene Blatt aus teurem Büttenpapier auseinander. Kein Briefkopf. Nur eine kurze Mitteilung, geschrieben in einer intelligent und charaktervoll wirkenden Handschrift:
    Tweed, vielen Dank für den Tee. Es tut mir Leid, dass ich Sie so sitzen lasse, aber ich habe im Restaurant jemanden bemerkt. Alles Liebe, Serena.
    Jetzt war Tweed auf einmal klar, weshalb Serena ihren Pelzmantel mit auf die Toilette genommen hatte. Er stand auf, sah sich um und ging dann lässig zum Ausgang, wobei er sich

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