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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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geschlungen und schnitt ihm ins Fleisch. Merrin hatte ihm mit halb aufgeknöpfter Bluse in die Augen geblickt und ihm ihr Kreuz anvertraut. Noch deutlicher hätte sie sich ihm nicht anbieten können, sein Bein zwischen ihren Schenkeln, während sie sich ihm hingab. Manche Dinge wagte sie nicht offen auszusprechen, aber er verstand sie auch so. Er schlang das Goldkettchen um den Duschkopf und ließ es dort baumeln. Im spätmorgendlichen Licht blitzte es ihm eine Botschaft zu, ein Versprechen. Bald würde Ig in England sein, und es gäbe keinen Grund mehr, sich zurückzuhalten - nichts würde sie mehr daran hindern, das zu tun, was sie beide tun wollten.

KAPITEL 32
    Nachdem seine Mutter gestorben war, rief Merrin häufiger an und schrieb E-Mails, wobei sie vorgab, wissen zu wollen, wie es ihm ging. Oder vielleicht meinte sie das sogar ernst - Lee wusste, dass man die Fähigkeit eines Menschen, sich selbst etwas vorzumachen, nie unterschätzen durfte. Merrin hatte sich einen Großteil von Iggys Moralvorstellungen zu eigen gemacht, und Lee vermutete, dass sie nicht über ihren Schatten springen konnte, weshalb sie es bei kryptischen Andeutungen beließ. Irgendwann würde er das Ruder in die Hand nehmen müssen. Auch wenn Ig bald in England arbeitete, hieß das nicht automatisch, dass der Weg für Lee frei war. Merrin hielt sich an bestimmte Regeln, von denen sie glaubte, dass sie für zivilisierte Menschen bindend waren. Sie musste erst zu der Überzeugung gelangen, dass es in Igs bestem Interesse war, wenn sie mit jemand anderem vögelte. Dafür hatte Lee Verständnis. Und er konnte ihr dabei helfen.
    Merrin sprach ihm Nachrichten aufs Band, zu Hause und im Büro des Kongressabgeordneten. Sie fragte nach seinem Befinden, was er so tue, ob er eine Freundin habe. Sie erklärte ihm, dass er eine Frau brauche, dass Sex ihm guttun werde. Sie versicherte ihm, dass sie an ihn denke. Es war nicht schwer zu erkennen, worauf sie aus war. Wenn
sie ihn anrief, hatte er oft das Gefühl, dass sie bereits etwas getrunken hatte - ihre Stimme klang dunkel und sexy.
    Dann ging Ig nach New York, um sich auf seinen Job bei Amnesty International vorzubereiten, und ein paar Tage später fragte Merrin ihn, ob er sie nicht mal besuchen wolle. Ihre Mitbewohnerin ziehe bald aus, und Merrin werde ihr Zimmer übernehmen und habe damit doppelt so viel Platz wie vorher. Und in Gideon stehe noch eine alte Kommode, die sie gern dort hineinstellen wolle. Sie mailte Lee und bat ihn, die Kommode mitzubringen, wenn er das nächste Mal in Boston sei. Sie erklärte ihm, ihre Reizwäsche sei in der untersten Schublade, er müsse also nicht erst lange danach suchen. Er könne sie gern anprobieren, aber nur, wenn er dann auch Bilder von sich mache und ihr schicke. Sie schrieb ihm, dass sie ein Mädchen kenne, mit dem sie ihn verkuppeln könne, eine Blondine, die genau zu ihm passen würde, eine Schneekönigin. Und dass er bestimmt großartigen Sex mit ihr hätte - das wäre, als würde er sich vor dem Spiegel einen runterholen, nur dass sein Spiegelbild Busen hätte. Sie wies ihn darauf hin, dass sie, sobald ihre Mitbewohnerin ausgezogen sei, ein Gästeschlafzimmer habe, nur für den Fall, dass er das große Los ziehe. Deutlicher hätte sie ihm nicht sagen können, dass sie allein sein würde.
    Inzwischen hatte Lee gelernt, ihre Botschaften problemlos zu entschlüsseln. Wenn sie von diesem anderen Mädchen erzählte, sprach sie eigentlich über sich selbst und das, was sie beide miteinander vorhatten. Trotzdem hatte er sich noch immer nicht dazu durchringen können, ihr die Kommode zu bringen. Irgendwie war er sich nicht sicher, ob er sie sehen wollte, solange Ig noch in Amerika war, auch wenn er im Moment ein paar Hundert Meilen weit weg wohnte.
Gut möglich, dass sie sich nicht würden beherrschen können. Alles wäre einfacher, wenn Ig erst einmal fort war.
    Lee war davon ausgegangen, dass Ig schließlich mit Merrin Schluss machen würde. Er war gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass sie sich vielleicht von ihm trennen wollte, dass sie gelangweilt sein könnte und die Gelegenheit nutzen wollte, einen Schlussstrich unter die ganze Sache zu ziehen. Igs Eltern hatten Geld, einen guten Namen und jede Menge Vitamin B, also war es durchaus nachvollziehbar, dass er sich erst noch ein wenig umsehen wollte. Lee hatte erwartet, dass Ig Merrin abservieren würde, sobald sie ihren Abschluss an der Highschool in der Tasche hatten, und damit wäre alles klar gewesen;

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