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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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ihr doch bitte die Kommode, wenn du das nächste Mal nach Boston zu deinem Kongressabgeordneten fährst. Außerdem hat sie eine willige Blondine für dich aufgetrieben. Stell dir nur
vor, was für Kinder diese Frau dir gebären wird - kleine Wikinger mit arktisch blauen Augen! So einem Angebot kannst du doch nicht widerstehen, oder? Mach dich sofort auf den Weg. Und lass dich von Merrin zum Abendessen einladen. Schließlich muss doch jemand für sie die Drecksarbeit machen, wenn ich nicht mehr da bin.
    Sonst alles in Ordnung mit dir? - Ig
     
    Was Ig mit dem letzten Satz sagen wollte, begriff Lee eine Ewigkeit nicht, und er grübelte den ganzen Morgen darüber nach, bis ihm wieder einfiel, dass seine Mutter gestorben war. Aber das war schon zwei Wochen her. Er interessierte sich mehr für Igs Bitte, für Merrin die Drecksarbeit zu machen. In jener Nacht wurde Lee von komplizierten sexuell überhitzten Träumen heimgesucht; er träumte, Merrin läge nackt in seinem Bett, und er saß auf ihr und drückte sie aufs Laken, während er ihr einen Trichter in den Mund schob, einen roten Plastiktrichter, in den er Benzin hineinschüttete, während sie sich unter ihm aufbäumte, als hätte sie einen Orgasmus. Er zündete ein Streichholz an, wobei er das Briefchen zwischen den Zähnen festhielt; dann ließ er das Streichholz in den Trichter fallen, und ein lautes Zischen ertönte, und aus dem Loch zuckte eine rote Flammensäule empor, und ihre Augen, aus denen sie ihn bestürzt ansah, explodierten. Als er aufwachte, stellte er fest, dass seine Laken völlig durchgeschwitzt waren. Noch nie zuvor hatte er einen feuchten Traum von solcher Intensität gehabt, auch nicht als Jugendlicher.
    Am darauffolgenden Freitag fuhr er zu Merrins Eltern, um die Kommode abzuholen. Er musste einen schweren, rostigen Werkzeugkasten vom Kofferraum auf den Rücksitz räumen, um Platz zu schaffen, und den Kofferraumdeckel
mit Gurten absichern, die er sich von Merrins Vater lieh, damit die Kommode nicht herausrutschte. Auf halbem Weg nach Boston fuhr er auf einen Rastplatz und schickte Merrin eine SMS:
    Ich komme heute Abend nach Boston, und mein Kofferraum platzt aus allen Nähten. Ich hoffe doch sehr, dass du zu Hause bist. Wenn meine Eiskönigin greifbar ist, würde ich sie gern kennenlernen.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Merrin antwortete:
    Ach Mist Lee es ist wirklich toll dass du kommst aber du hättst mir vorher mailen sollen die Eiskönigin arbeitet heut Abend du wirst dich also mit mir zufriedengeben müssen.

KAPITEL 33
    Merrin öffnete ihm in Jogginghosen und einem unförmigen Kapuzenshirt, und auch ihre Mitbewohnerin war da, eine maskulin wirkende Asiatin mit einem nervigen Kichern. Sie ging im Wohnzimmer auf und ab, hatte das Handy am Ohr, und ihre Stimme war nasal und unangenehm fröhlich.
    »Was ist denn überhaupt in diesem Ding drin?«, fragte Lee. Er lehnte sich an die Kommode, holte tief Luft und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte sie mit einer Sackkarre die Treppe hochgewuchtet, immerhin siebzehn Stufen, und zwei Mal wäre sie ihm fast weggerutscht. »Kettenpanzerunterwäsche?«
    Die Mitbewohnerin schaute Merrin über die Schulter. »Wohl eher ein Keuschheitsgürtel aus Gusseisen«, sagte sie und wandte sich mit einem dröhnenden Lachen ab.
    »Ich dachte, die ist ausgezogen«, sagte Lee, als sie außer Hörweite war.
    »Sie geht zur selben Zeit wie Ig«, erklärte Merrin. »Nach San Diego. Dann bin ich hier erst mal für eine Weile allein.«
    Sie sah ihm direkt in die Augen und grinste. Eine weitere Botschaft.
    Mit einiger Mühe bugsierten sie die Kommode in die Diele, und dann sagte Merrin, er solle sie einfach dort stehen lassen, und ging zum Herd, um ein indisches Reisgericht aufzuwärmen.
Die Pappteller trug sie zu dem fleckigen runden Tisch unter dem Fenster; von hier aus konnte man auf die Straße sehen, wo ein paar Kids Skateboard fuhren. Es war ein warmer Sommerabend, und sie glitten aus den Schatten durch die orangefarbenen Lichtkegel der Straßenlaternen.
    Eine Seite des Tischs war mit Merrins Notizbüchern und anderem Papierkram bedeckt, und sie schob sie zu einem Stapel zusammen, damit sie Platz zum Essen hatten. Lee beugte sich über ihre Schulter und tat so, als würde er sich für das interessieren, was sie geschrieben hatte. Dabei atmete er den süßen Duft ihrer Haare ein. Sein Blick fiel auf ein loses Blatt aus einem linierten Notizbuch, auf dem Punkte und Striche zu einem Gittermuster

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