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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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entweder um sich hochzuziehen oder um ihn als menschliches Schild zu benutzen.
    Lee feuerte abermals, und es war, als krachte eine schwere Eisenschaufel gegen Igs Beine. Sie gaben unter ihm nach. Für einen Moment konnte er sich noch aufrecht halten, indem er sich auf den Stiel der Mistgabel stützte und sein
ganzes Gewicht darauf verlagerte, aber Eric ließ ihn nicht los. Er hatte selbst einen Teil der Ladung abbekommen, nicht in die Beine, sondern in die Brust. Er kippte nach hinten und riss Ig mit sich.
    Ig erhaschte einen Blick auf einen schwarzen Himmel und schwach leuchtende Wolken, wo sich vor fast einem Jahrhundert noch eine Decke befunden hatte. Dann landete er mit dem Rücken auf dem Beton - es gab einen dumpfen Schlag, der seine Knochen erzittern ließ.
    Er kam neben Eric zu liegen, den Kopf fast auf Erics Schoß. Seine rechte Schulter war taub, und auch von den Knien abwärts hatte er jegliches Gefühl verloren. Das Blut strömte ihm aus dem Kopf in den Körper, und die Finsternis des Himmels schien ihn anzuziehen. Er schlug um sich, verzweifelt bemüht, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Wenn er jetzt ohnmächtig wurde, würde Lee ihn töten. Sein nächster Gedanke war, dass es eigentlich gar keine Rolle spielte, denn selbst wenn er nicht bewusstlos wurde - sterben würde er auf jeden Fall. Fast beiläufig bemerkte er, dass er noch immer die Mistgabel umklammert hielt.
    »Du hast mich getroffen, du Arschgesicht!«, brüllte Eric. Ig hörte die Stimmen nur gedämpft, so als steckte sein Kopf unter einem Motorradhelm.
    »Hätte schlimmer kommen können. Du könntest tot sein«, erwiderte Lee, und dann stand er über Ig und richtete das Gewehr auf sein Gesicht.
    Ig stieß mit der Mistgabel nach ihm, und der Lauf geriet zwischen die Zinken. Er riss die Mistgabel nach rechts, und als Lee abdrückte, bekam Eric Hannity die volle Ladung ins Gesicht. Ig sah aus den Augenwinkeln, dass Erics Kopf wie eine Melone platzte, die aus großer Höhe aufs Pflaster knallte. Blut klatschte ihm ins Gesicht, so heiß, dass er sich
daran zu verbrühen schien, und Ig musste an den Truthahn denken, den sie damals im Sommer in die Luft gejagt hatten. Schlangen glitten seufzend durch das Blut und flohen in alle Richtungen.
    »Ach, Scheiße«, sagte Lee. »Jetzt ist es tatsächlich schlimmer gekommen. Tut mir echt leid, Eric. Ich wollte eigentlich Ig treffen. Ehrlich!« Und dann lachte er - ein hysterisches, humorloses Lachen.
    Lee wich einen Schritt zurück und zog den Gewehrlauf zwischen den Zinken der Mistgabel hervor. Er senkte ihn, und Ig stieß mit der Mistgabel danach; das Gewehr ging zum vierten Mal los. Der Stiel der Mistgabel barst in tausend Stücke, und der stählerne Dreizack wurde durch die Luft geschleudert und landete mit lautem Klirren auf dem Betonboden. Lee hielt nur noch einen geborstenen Stecken in der Hand.
    »Könntest du vielleicht mal stillhalten?«, sagte Lee und lud erneut durch.
    Er trat einen weiteren Schritt zurück, richtete das Gewehr aus der sicheren Entfernung von zwei Metern auf Igs Gesicht und drückte ab. Der Hahn klickte trocken. Lee verzog das Gesicht, hob das Gewehr und betrachtete es sichtlich enttäuscht.
    »Was denn, nur vier Kugeln?«, sagte er. »Das Teil gehört gar nicht mir. Ich hab’s von Eric. Eigentlich wollte ich dich schon gestern erschießen, aber du weißt schon, die Spurensicherung. Jetzt sieht die Sache anders aus. Du hast Eric umgebracht und er dich, und meine Wenigkeit bleibt bei der ganzen Sache völlig außen vor. Es tut mir nur leid, dass Eric die Kugeln ausgegangen sind und er dich mit seinem Gewehr zu Tode prügeln musste.«
    Er drehte die Flinte um, packte den Lauf mit beiden Händen
und holte aus. Ig blieb nur der Bruchteil eines Augenblicks, um zu bemerken, dass Lee allem Anschein nach einige Zeit auf dem Golfplatz verbracht hatte - es war ein leichter, sauberer Schwung -, dann krachte ihm der Kolben gegen den Kopf. Eines der Hörner splitterte, und Ig wurde über den Boden geschleudert.
    Keuchend blieb er auf dem Rücken liegen, ein scharfes Brennen in der Lunge, und wartete, bis der Himmel aufhörte sich zu drehen. Die Sterne stoben durcheinander wie die Flocken in einer Schneekugel, und die Hörner summten dazu wie eine große Stimmgabel. Sie hatten den Schlag abgefangen, der ihm sonst den Schädel gespalten hätte.
    Lee kam mit erhobenem Gewehr auf ihn zugeschritten und ließ den Kolben auf Igs rechtes Knie hinuntersausen. Ig stieß einen Schrei aus, richtete

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