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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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mir los ist. Mit meinem Kopf stimmt etwas nicht. Schauen Sie doch, Father.«
    Ig trat einen Schritt vor und neigte den Kopf ins Licht. Er konnte seinen Schatten auf dem Betonboden sehen - das Hörnerpaar, das ihm aus den Schläfen wuchs. Fast hatte
er Angst vor Father Moulds Reaktion und sah schüchtern hoch. Auf Moulds Gesicht zeichnete sich noch immer die Andeutung eines höflichen Lächelns ab. Er hatte die Stirn gerunzelt und betrachtete die Hörner mit sichtlicher Bestürzung.
    »Letzte Nacht war ich betrunken, und da hab ich irgendwas Schlimmes getan«, sagte Ig. »Und beim Aufwachen hatte ich diese Dinger, und ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich weiß nicht, was aus mir wird, und dachte, Sie könnten mir vielleicht sagen, was ich tun soll.«
    Father Mould starrte ihn noch eine ganze Weile mit offenem Mund an. »Tja, mein Junge«, sagte er schließlich. »Du willst von mir wissen, was du tun sollst? Ich finde, du solltest nach Hause gehen und dich aufhängen. Das wäre wahrscheinlich das Beste für dich, für deine Familie - für uns alle, möchte ich meinen. Im Lagerraum hinter der Kirche sind Stricke. Ich hol dir gern einen, wenn ich dir damit helfen kann, den richtigen Weg zu finden.«
    »Warum …?« Ig musste sich räuspern, bevor er fortfahren konnte. »Warum wollen Sie, dass ich mich umbringe?«
    »Weil du Merrin Williams getötet hast und der teure jüdische Rechtsanwalt deines Vaters dich da rausgehauen hat. Die süße kleine Merrin Williams. Ich konnte sie wirklich gut leiden. Nicht eben viel Holz vor der Hütte, aber einen wundervollen kleinen Arsch. Du gehörst hinter Gitter. Das ist jedenfalls meine Meinung. Schwester, ich bin bereit.« Er streckte sich auf dem Rücken aus.
    »Aber Father«, sagte Ig. »Ich war das nicht. Ich hab sie nicht umgebracht.«
    »Sehr witzig«, sagte Father Mould und legte die Hände um die Stange über ihm. Schwester Bennett ging am Kopfende der Hantelbank in Stellung. »Jeder weiß, dass du es
warst. Du kannst dich genauso gut umbringen. Du landest so oder so in der Hölle.«
    »Ich bin schon dort.«
    Father Mould ächzte, ließ die Stange auf die Brust sinken und wuchtete sie wieder hoch. Ig bemerkte, dass Schwester Bennett ihn anstarrte.
    »Ich könnte es dir nicht verdenken, wenn du dich umbringst«, sagte sie übergangslos. »Es gibt kaum einen Tag, an dem ich nicht schon mittags Selbstmord begehen möchte. Es ist furchtbar, wie die Leute mich anglotzen. All die Lesbenwitze, die sie hinter meinem Rücken machen. Wenn du den Strick aus dem Schuppen nicht haben willst - ich kann ihn brauchen.«
    Father Mould stemmte die Stange mit einem Keuchen in die Höhe. »Ich muss andauernd an Merrin Williams denken. Vor allem wenn ich ihre Mutter bumse. Sie hilft mir gelegentlich in der Kirche aus. Meistens auf allen vieren.« Er grinste. »Die arme Frau. Wir beten fast jeden Tag zusammen. Vor allem für deinen Tod.«
    »Sie … Sie haben ein Keuschheitsgelübde abgelegt!«, sagte Ig.
    »Ach, zum Teufel mit der Keuschheit. Wahrscheinlich ist Gott schon froh, dass ich den Ministranten nicht an die Wäsche gehe. Wenn du mich fragst, dann kann sie jemand brauchen, der sie tröstet. Das bebrillte Würstchen, mit dem sie verheiratet ist, bringt es bestimmt nicht mehr.«
    »Ich möchte jemand anderes sein«, sagte Schwester Bennett, »oder einfach davonlaufen. Ich möchte, dass die Menschen mich mögen. Hast du mich gemocht, Iggy?«
    Ig schluckte. »Nun ja … irgendwie schon.«
    »Ich möchte mit jemandem schlafen«, fuhr Schwester Bennett fort, als hätte er nichts gesagt. »Ich möchte, dass
mich jemand nachts im Bett in den Arm nimmt. Ganz egal, ob ein Mann oder eine Frau. Ich möchte einfach nicht mehr allein sein. Ich habe Zugang zum Gemeindekonto. Manchmal würde ich es am liebsten abräumen und mit dem Geld verschwinden. Ich halte es einfach nicht mehr aus.«
    »Mich überrascht«, sagte Father Mould, »dass in dieser Stadt noch niemand seinen Mut zusammengenommen und ein Exempel an dir statuiert hat. Damit du am eigenen Leibe spürst, was du Merrin Williams angetan hast. Man sollte meinen, irgendein verantwortungsvoller Bürger würde dir nachts einen Besuch abstatten und dich auf eine Spritztour ins Grüne mitnehmen. Schnurstracks zu dem Baum, wo du Merrin getötet hast, um dich daran aufzuknüpfen. Wenn du schon nicht so anständig bist, das selbst zu erledigen, wäre das die nächstbeste Alternative.«
    Ig stellte zu seiner Überraschung fest, dass er sich

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