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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Büro. Von mir wird erwartet, dass ich am Montagmorgen auf der Matte stehe, und du kommst mir mit diesem Scheiß. Was willst du eigentlich? Soll ich morgen dort anrufen und denen erklären: ›Vielen Dank für den Job, auf den sich siebenhundert Leute beworben haben, aber ich muss leider doch absagen‹? Willst du mich auf die Probe stellen, was mir wichtiger ist, du oder der Job? Wenn das so ist, dann solltest du wissen, wie kindisch und beleidigend das ist!«
    »Nein, Ig. Ich möchte, dass du gehst, und ich möchte …«
    »Dass ich mit jemand anderem ficke.«
    Ihre Schultern bebten. Er wunderte sich selbst über sich - er hätte nicht erwartet, dass seine Stimme so gemein klingen würde.
    Aber sie nickte nur und schluckte. »Jetzt oder später, irgendwann passiert es doch.«
    Ig ging ein völlig unsinniger Gedanke durch den Kopf - die Stimme seines Bruders sagte: Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder gehst du als Krüppel durchs Leben oder als Lahmarsch. Ig war sich nicht sicher, ob das wirklich von
seinem Bruder stammte oder ob der es sich nur ausgedacht hatte. Aber er hörte es so deutlich in seinem Kopf wie den Refrain eines seiner Lieblingssongs.
    Die Kellnerin stellte sein Glas vor ihm auf den Tisch, und er kippte ein Drittel davon auf einen Schluck hinunter. Er hatte noch nie Martini getrunken, und das süße, raue Brennen im Hals überraschte ihn. Es glitt langsam seinen Rachen hinunter und breitete sich in seiner Lunge aus. Seine Brust verwandelte sich in einen Hochofen, und er fing an zu schwitzen. Seine Gesichtshaut kribbelte. Er griff sich an den Hals, umfasste den Krawattenknoten und zerrte daran. Warum trug er bloß ein Anzughemd? Ihm war heiß, er zerfloss darin. Das hier war die Hölle!
    »Du wirst dich sonst dein Leben lang fragen, was du verpasst hast«, sagte Merrin gerade. »So sind Männer nun einmal. Ich bin nur realistisch. Ich will dich nicht heiraten, damit du irgendwann eine Affäre mit der Babysitterin hast. Ich möchte nicht schuld daran sein, dass du etwas bereust.«
    Er rang um Gelassenheit, versuchte verzweifelt, sich zu beruhigen und seine gute Laune wiederzufinden. Das mit der Gelassenheit gelang ihm. Aber von guter Laune war er weit entfernt.
    »Erzähl mir nicht, wie andere Männer ticken. Ich weiß, was ich will. Ich will so leben, wie wir es uns während der ganzen letzten Jahre in unseren Tagträumen ausgemalt haben. Wie oft haben wir darüber geredet, wie unsere Kinder heißen sollen? War das alles Quatsch?«
    »Ich glaube, das ist ein Teil des Problems. Du lebst, als hätten wir bereits Kinder, als wären wir bereits verheiratet. Aber so ist das nicht. Für dich gibt es diese Kinder bereits, weil du in deiner Phantasie lebst, nicht in der Wirklichkeit. Ich weiß nicht mal, ob ich wirklich Kinder haben will.«

    Ig riss sich die Krawatte herunter. Er konnte es nicht ertragen, irgendetwas um den Hals zu haben.
    »Du hast jedenfalls ziemlich überzeugend geklungen. Die letzten achttausend Mal, die wir darüber geredet haben, hatte ich den Eindruck, dass das dein Ding ist.«
    »Ich weiß nicht, was mein Ding ist. Seit wir uns kennengelernt haben, hatte ich nicht ein einziges Mal die Gelegenheit, von dir wegzukommen und mir über mein eigenes Leben Gedanken zu machen …«
    »Ich hindere dich daran, dich frei zu entfalten? Willst du das damit sagen? Das ist doch Schwachsinn.«
    Sie wandte das Gesicht von ihm ab, starrte mit leerem Blick vor sich hin und wartete, bis sich sein Zorn gelegt hatte. Er holte tief Luft, nahm sich vor, nicht loszubrüllen, und versuchte es noch einmal.
    »Erinnerst du dich noch, damals, in dem Baumhaus?«, sagte er. »Dem Baumhaus, das wir nie wiederfinden konnten, das mit den weißen Vorhängen? Du hast gesagt, normale Liebespaare erleben so etwas nicht. Du hast gesagt, wir wären etwas Besonderes. Du hast gesagt, von einer Million Menschen würde niemand ein solches Glück haben wie wir. Du hast gesagt, wir wären füreinander bestimmt. Du hast gesagt, die Zeichen wären eindeutig.«
    »Das war kein Zeichen. Wir haben halt in einem Baumhaus eine Nummer geschoben.«
    Ig schüttelte wie in Zeitlupe den Kopf. Mit Merrin zu reden war, als würde er mit den Händen nach einem Hornissenschwarm schlagen. Es half nichts, und es tat weh, und trotzdem konnte er sich nicht bremsen.
    »Weißt du nicht mehr, wie wir danach gesucht haben? Den ganzen Sommer lang, ohne es zu finden? Und du hast gesagt, es wäre ein magisches Baumhaus gewesen!«

    »Ich wollte, dass

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