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Teuflische Freunde: Roman (German Edition)

Teuflische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Teuflische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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fing wieder von vorn an.
    Er war müde, er war verwirrt, er war frustriert, und er war einsam. Aber in der Hauptsache war er geil.
    Nur Hormone.
    Chris hatte recht.
    Scheiß auf ihn.

18
    Ein wolkenverhangener Himmel foppte Los Angeles mit der Aussicht auf Regen. Stattdessen bekam die Stadt lediglich trübes Wetter – schmutzigen Nebel und feuchte Luft. Knappe fünfzehn Grad touchierten die Grenze für Mantel-Wetter, aber eine vernünftige Strickjacke tat es notfalls auch. Der einzige Grund, warum Marge ihre Lederjacke trug, war modischer Natur. Sie hatte sie letztes Jahr im Camarillo Outlet ergattert – ein beliebter Treffpunkt von ihr und ihrem Freund Will, der in Santa Barbara arbeitete. Sie führten eine Fernbeziehung, die sehr gut funktionierte.
    Das Haus von Lisbeth und Ramon Holly war ihr letzter Stopp, bevor sie und Oliver frei hatten. Die Adresse führte sie zu einem Haus im Stil einer Ranch aus den Sechzigern in einem Viertel mit bescheidenen Einfamilienhäusern auf kleinen Grundstücken ohne Bürgersteige. Rasenflächen waren mit alten Bäumen bestückt, die meisten jetzt kahl, außer den Pinien und Zedern, die sich dem bleiernen Himmel entgegenstreckten. Obwohl Weihnachten schon seit zwei Monaten vorbei war, blinkten an einigen Häusern immer noch mehrfarbige Lichterketten in der Abenddämmerung. In der Luft lag eine merklich kalte Brise. Es war einfach nur trostlos.
    Die Tür wurde von einem hochgeschossenen Mädchen zwischen neun und zwölf geöffnet; sie hatte einen olivfarbenen Teint, langes dunkles Haar und war klapperdürr. Sie trug eine Skinny-Jeans und ein mit Sternen übersätes Sweatshirt, und sie telefonierte mit ihrem Handy. Eine Frau Mitte dreißig, vermutlich Lisbeth Holly, schlängelte sich an ihr vorbei und bat sie ins Haus. Sie war ungefähr einsachtundsiebzig groß, hatte eine helle Haut, langes strähniges blondes Haar und war ebenfalls klapperdürr und flachbrüstig. Falten prägten ihr Gesicht, und ihre Ohrläppchen waren pro Seite mit vier Piercings versehen. Auf dem rechten Handgelenk hatte sie ein Rosentattoo und auf dem Nacken einen Schmetterling. Sie trug ebenfalls Skinny-Jeans, dazu einen ärmellosen roten Pullover.
    Lisbeth stellte sich vor und bot beiden eine knochige Hand an. Sie nahm ihre Visitenkarten entgegen, dann ging die Gruppe in ein kleines Wohnzimmer mit pinkfarbenen Sitzmöbeln und einem ehemals weißen Teppich, der im Laufe der Jahre ein fleckiges Grau angenommen hatte. Ihre Tochter, Sidney, telefonierte weiter und würdigte sie kaum eines Blickes. Schließlich verschwand sie im Flur.
    Verwundert schüttelte die Frau den Kopf. »Irgendwann erfindet noch jemand eine Möglichkeit, diese verdammten Dinger direkt in ihre Gehirne einzupflanzen. Wenigstens kann sie es dann nicht mehr verlieren. Ich weiß nicht, was heutzutage mit den Kids los ist. Sie verschusseln alles. Ich habe immer auf meine Sachen aufgepasst. Klar, viel besaß ich eh nicht. Mich werden Sie niemals morgens dabei antreffen, wie ich mir einen Kopf mache, was ich bloß anziehen soll. Nicht so wie diese da.« Sie deutete mit dem Daumen Richtung Flur.
    »Aber bitte, setzen Sie sich doch.« Sie zündete sich eine Zigarette an. »Ich höre, Sie haben meine Waffe gefunden. Ach ja, macht es Ihnen was aus, wenn ich rauche?«
    »Es ist Ihr Zuhause«, sagte Marge.
    »Schon, aber manche Leute sind komisch drauf. Setzen Sie sich doch, bitte.«
    Die beiden Detectives wählten das pinkfarbene Sofa mit dem Blumenmuster. Lisbeth nahm den dazu passenden Sessel und zog ihre Beine unter sich hoch.
    »Gehörte Ihnen die gestohlene Waffe?«
    »Jepp.« Ein Rauchwölkchen stieg aus ihren Nasenlöchern auf. »Ich habe ein paar Waffen, und sie gehören alle mir.«
    »Wie viele?«, fragte Marge nach.
    »Ich besitze ein Gewehr und einen Revolver für die Schießpraxis und eine großkalibrige Halbautomatik zum Schutz. Falls Sie es noch nicht gemerkt haben sollten, bin ich der Schütze in der Familie. Ich habe von Kindesbeinen an auf Zielscheiben geschossen. Ramon hingegen ist in seiner Gemeinde mit Schießen auf Menschen aufgewachsen. Das hat er schon lange hinter sich gelassen. Er weiß immer noch, wie man eine Waffe benutzt, aber er kann die Dinger nicht mehr leiden. Seitdem sein Bruder getötet wurde.«
    »Wann war das?«, fragte Marge.
    »Ungefähr vor zehn Jahren. Ramons Bruder war sein Idol. Offen gestanden war der Kerl Abschaum, aber ich sag dazu nichts. Wir haben alle ein Hirngespinst, an dem wir uns festklammern. Meins

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