Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
Würde zurück und was zu tun. Seitdem herrscht Ruhe.«
»Kommt Ihnen jemand Bestimmtes als Dieb in den Sinn?«, fragte Oliver.
»Näh, wünschte, es wäre so. Wo haben Sie die Waffe gefunden?«
»Jetzt zum unschönen Teil«, sagte Marge.
»Scheiße! Wurde sie bei einer Straftat benutzt?«
»Bei einem Selbstmord«, sagte Oliver.
»Oh Gott! Wer?« Lisbeths blasser Teint nahm einen gräulichen Ton an. »Oh nein! Nicht der Teenager aus der Zeitung, dieses Mädchen, oder?«
Als niemand etwas sagte, schlug sie eine Hand vor den Mund. »Verdammte Scheiße! Entschuldigung. Aber das ist … einfach … furchtbar.«
»Kannten Sie sie?«, fragte Oliver.
»Nein. Wie hieß sie noch mal?«
»Myra Gelb«, sagte Marge.
»Nein, ich kannte sie nicht. Wie alt war sie?«
»Sechzehn.«
»Jesus Christus!« Sie zündete sich eine weitere Zigarette an, bevor sie die andere fertiggeraucht hatte. Als sie es bemerkte, drückte sie eine der beiden aus. Sie hatte Tränen in den Augen. »Es tut mir so leid.« Die Tränen kullerten ihr übers Gesicht. »Ich bin wirklich nah am Wasser gebaut.«
Marge reichte ihr ein Taschentuch.
»Behalten Sie die Waffe bloß.« Lisbeth wischte sich über die Augen. »Sie hat schlechtes Karma. Ich will sie nicht.«
»Danke«, sagte Marge, »Sie müssten dann ein Formular unterschreiben –«
»Was auch immer.« Sie fuchtelte mit der Hand in der Luft herum.
»Wir wollen sie durch Ballistiker überprüfen lassen, um festzustellen, ob sie noch in einem weiteren Verbrechen eingesetzt wurde.«
»Oh mein Gott, hoffentlich nicht!« Pause. »Hat der Selbstmord des Mädchens irgendwas mit dem von vor wenigen Wochen zu tun?«
»Warum fragen Sie das?«
»Keine Ahnung. Zwei Selbstmorde, die zeitlich so eng beieinanderliegen? Da denkt man doch mal drüber nach. Klar, Selbstmord-Epidemien gibt es nicht, aber Sie wissen ja, wie Kinder sind. Schafe. Einer kommt auf eine blöde Idee, und das beeinflusst die anderen.«
»Kannten Sie das erste Opfer? Sein Name war Gregory Hesse.«
»Nein … ich kannte keinen von beiden. Wie kam das Mädchen an meine Waffe?«
»Das untersuchen wir gerade«, sagte Marge.
»War sie … ich will jetzt nicht sagen, ein böses Mädchen, weil ich das selbst durchgemacht habe. Hing sie mit den falschen Typen ab?«
»Danach sieht es eher nicht aus« sagte Oliver.
»Wir fangen gerade erst mit unseren Ermittlungen an«, sagte Marge. »Und Sie hatten also seit einem Jahr keinen Ärger mehr mit Einbrüchen?«
»So ist es.« Sie nahm einen letzten Zug und drückte den Stummel aus. »Wissen Sie, das Ganze lief sogar besser, als wir es uns vorstellen konnten. Vor den Einbrüchen kannte ich nur ein paar Leute aus unserer Straße. Dann hatten wir die Treffen und lernten uns dort alle kennen. Seit letztem Sommer findet hier eine Nachbarschaftsparty nach der anderen statt. Eine schöne Sache. Manchmal merkt man gar nicht, wie einsam man ist.«
Wieder bekam sie feuchte Augen.
»Das arme Mädchen. Gott allein weiß, wie einsam sie war.«
19
Natürlich bedeutete 10:30 nach Yasmine-Zeit 11:00 Uhr.
Als Gabe auf das Klopfen reagierte, versuchte er, seine Enttäuschung zu verbergen, als er feststellte, dass sie eine Freun din mitgebracht hatte: Ariella. Er hatte sie sich wie eine Disney-Figur mit dem Körper einer Meerjungfrau und langem roten Haar ausgemalt. Stattdessen war das Mädchen ungefähr einssechzig groß, vollbusig und hatte wildes schwarzes Haar und leuchtend braune Augen. Sie sah eher wie achtzehn aus, während Yasmine für zwölf durchging.
Er bat sie ins Haus, und zu dritt standen sie dann verlegen in dem aufgeräumten Wohnzimmer der Deckers herum. Yasmine trug einen schwarzen Tellerrock mit einem weißen Oberteil und sah aus, als würde sie gleich mit einem Schulorchester auftreten, vor allem weil sie Notenblätter in der Hand hielt. Ariella hatte ein rotes Strickkleid an, das jede einzelne ihrer Kurven sichtbar werden ließ. Yasmine hatte sie mal als Feger bezeichnet, und jetzt wusste Gabe, warum. Schließlich sagte er: »Warum gehen wir nicht nach hinten, wo das Kla vier steht?«
»Ich bleib nicht«, sagte Ariella, »worüber du bestimmt ziemlich erleichtert bist.«
»Ich hab nichts gesagt.«
»Klar, du hast beim Aufmachen dein Gesicht nicht gesehen.« Ihr Lachen klang rau. »Ich bin nur hier, um dir zu sagen, dass ich dich umbring, falls du meiner besten Freundin wehtust.«
Yasmine kicherte. »Hör auf!«
Gabe unterdrückte ein Lächeln. »Deine Warnung wurde gehört.
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