Teuflische Schwester
hergegeben hat! Alles ist weg!«
»Es ist weitaus mehr da, als du denkst. Tom hatte eine
Lebensversicherung, und das Haus war eine Viertelmillion
wert.«
Phyllis kräuselte verächtlich die Lippen. »In Kalifornien
reicht das allenfalls für eine Bruchbude, oder?«
Charles schüttelte erschöpft den Kopf. »Mach von mir
aus, was du willst. Geh allein zur Party oder such dir einen
Begleiter. Oder geh überhaupt nicht hin. Aber ich habe
eine Pflicht Teri gegenüber, und die werde ich auch
erfüllen. Kein Wort mehr darüber, ja? Was du denkst, ist
mir egal – morgen fliege ich nach Los Angeles.«
Phyllis machte den Mund auf, als sei der Streit für sie
noch nicht beendet. Als sie aber Charles’ finsteren Blick
bemerkte, überlegte sie es sich anders. Sie wußte, wann
der Punkt erreicht war, an dem er nicht mehr mit sich
reden ließ. Dennoch plagte sie weiter die Vorstellung, sie
müßte allein zu Eleanors Party gehen. Alle würden sie nur
ansehen und sich fragen, ob Charles auf Geschäftsreise
war, ob er keine Lust hatte oder ob …
Am Ende glaubten sie noch, er hätte eine andere
gefunden und wollte sie sitzen lassen.
Nein, am besten blieb sie dann zu Hause, ehe sie sich
zum Gespött der Leute machte.
Wortlos wandte sie ihrem Mann den Rücken zu und
stolzierte aus dem Zimmer. So entging ihr der plötzliche
Ausdruck der Erleichterung auf seinem Gesicht.
Vor der Tür bekam Teri die letzten Worte des Ehekrachs
mit. Zorn loderte wieder in ihr auf.
Eine Pflicht?
Bedeutete sie ihrem Vater nicht mehr? War sie nur
jemand, den man in Kauf nehmen mußte, weil sie seine
Tochter war?
Dann spürte sie Melissas Augen auf sich ruhen. »Er hat
es nicht so gemeint«, hörte sie sie voller Mitgefühl sagen.
»Sie hatten nur wieder einen Streit. Das … das kommt
fast jeden Tag vor.«
Teri gelang es, ihren Zorn unter Kontrolle zu bringen.
Als sie sich zu Melissa umwandte, schimmerten ihre
Augen feucht, und ihr Kinn bebte leicht. »Es ist nicht so
schlimm«, flüsterte sie. »Ich … ich hoffe nur, daß er mich
eines Tages genauso liebt wie dich. Mehr will ich ja
nicht.«
Melissa ließ sämtliche Kartons fallen und schlang die
Arme um ihre Halbschwester. »Das wird er auch«,
versprach sie. »Er wird dich genauso lieben, wie ich dich
mag.«
Teri ließ die Umarmung schweigend über sich ergehen.
»Ich sehe nicht ein, warum wir an einem Tag wie heute
nicht zum Club gehen sollten«, rief Phyllis. Es war mitten
am Nachmittag, und sie saß unter dem Sonnenschirm am
Beckenrand. Wenige Meter weiter lag Charles auf seinem
Liegestuhl und las das Wall Street Journal vom gestrigen
Tag. Teri sonnte sich im Gras, und Melissa schwamm eine
Runde nach der anderen – in dem vergeblichen Versuch,
sich ein paar überflüssige Pfunde abzutrainieren, damit ihr
der neue Badeanzug paßte.
Erst hatte sie ihn nicht anziehen wollen, aber Teri hatte
ihr keine Ruhe gelassen. Schließlich hatte sie tatsächlich
allen Mut zusammengenommen und war im neuen
Badeanzug aus der Umkleidekabine getreten. Ihre Mutter
hatte sofort Teri recht gegeben. »Endlich trägst du mal
eine andere Farbe! Wenn du jetzt nur noch zwei Kilo
abnehmen könntest …«
Charles war ihr sofort ins Wort gefallen. »So wie sie
aussieht, ist sie auch hübsch.« Aber die Bemerkung hatte
ihre Wirkung schon getan. Seitdem kämpfte Melissa tapfer
mit sich und versuchte, fünfzig Runden zu schaffen.
»Hast du mich gehört, Charles?« rief Phyllis.
Charles nickte zerstreut. »Wozu wäre das gut? Unser
Pool ist groß genug, und hier haben wir kein Gedränge.«
»Aber unsere Freunde sind alle dort«, fuhr Phyllis fort.
»Wir sehen ja bald überhaupt niemand mehr.«
Charles legte die Zeitung beiseite. »Ich habe nichts
dagegen, wenn du dort hingehen willst. Nur habe ich keine
Lust, mich mit der Meute dort abzugeben.«
Im Gartenhäuschen schrillte das Telefon. Charles wollte
aufstehen, aber Phyllis hielt ihn fest. »Soll doch Cora
rangehen«, rief sie. »Viel tut sie ja ohnehin nicht mehr.
Wir sollten uns allmählich über eine neue Haushälterin
Gedanken machen, Charles. Ich weiß ja, wie …«
Charles kam nicht mehr dazu, ihr über den Mund zu
fahren. Cora rief ihr über den Rasen zu: »Für Sie, Ma’am!
Es ist Mrs. Van Arsdale!«
Phyllis sprang auf und rannte zum Telefon. »Ja,
Lenore?«
»Hallo, Phyllis.« Lenore Van Arsdale schlug wieder
ihren vertraulich kühlen Tonfall an, mit dem Phyllis noch
nie zurechtgekommen war. »Uns ist eine schreckliche
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