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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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bekam. Thix konnte sich immer noch nicht damit anfreunden, ihm den Rücken zuzukehren oder gar zu schlafen, wenn er in der Nähe war.
    Er hob seine Kleidung auf und zog sich hastig an. Dann steckte er das Schwert, das er aus der Waffenkammer mitgenommen hatte, in die Scheide zurück und empfand einen inzwischen wohlbekannten Schauder bei dem Gedanken, dass es der Werkstatt eines Gottes entstammte und seit Jahrhunderten darauf gewartet hatte, dass er es in die Hand nahm. Das Schwert fühlte sich anders an als alle, die er bisher getragen hatte. Es wirkte, als besäße es einen eigenen Willen und würde sich nur der besonderen Situation wegen fügen, ihm zu gehören. Er legte den Gürtel mit der Scheide an und schlug den Weg in die Festung ein. Als er den Hof zur Hälfte überquert hatte, lenkte ihn plötzlich eine Bewegung ab.
    Er drehte sich um, instinktiv ging seine Hand zum Schwert, doch als er bemerkte, dass es nur Morosilvo Dan war, der in einer Ecke Schwerthiebe gegen einen imaginären Gegner führte,
ließ er den Arm wieder sinken. Morosilvo trug wie üblich seine schlichte braune Weste und auch er benutzte nur noch sein neues Schwert. Im Handumdrehen hatte Morosilvo ihn bemerkt, er drehte sich um und ließ die Waffe sinken.
    »Ich habe dich nicht kommen gehört«, sagte er statt einer Begrüßung.
    »Das sehe ich«, erwiderte Thix. Er setzte sich zu Füßen des nächsten Baumes nieder und beäugte misstrauisch sein Gegenüber. »Wenn du üben wolltest, hättest du es mitten im Hof viel bequemer. Warum bist du hier?«
    Morosilvo deutete barsch auf den Baum, an dem Thix lehnte. »Das ist eine Ulme«, erklärte er. »Ich weiß zwar nicht genau, wie, aber dieser Umstand sollte mir helfen. Allerdings merke ich nicht den geringsten Fortschritt.« Schwer atmend steckte er sein Schwert ein. »Nach meinem Aufenthalt im Höllenloch bin ich wohl nicht mehr in Form.«
    »Das ginge jedem so«, stellte Thix fest.
    Morosilvo zuckte mit den Schultern. »Das ist nicht gerade der richtige Zeitpunkt für ein Formtief. Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich hänge an meinem Leben.«
    Er klang immer aufgeregter, beinahe zornig. Schließlich wandte er Thix ohne ein weiteres Wort den Rücken zu und wollte hineingehen.
    Thix machte keine Anstalten aufzustehen, sondern blieb, die Hände in den Taschen seiner Weste vergraben, unter der Buche sitzen. »Früher oder später müssen wir die Festung verlassen«, sagte er plötzlich.
    Morosilvo fuhr herum. »Natürlich müssen wir sie verlassen. Was hast du denn gedacht? Immerhin ist es an uns, alle Fehler wiedergutzumachen, die man vor ich weiß nicht wie vielen Jahrhunderten begangen hat, oder nicht? Die acht Zauberer haben den Stein geschaffen, aber sie haben nicht daran gedacht, dass er eine Katastrophe heraufbeschwören könnte, und wer muss jetzt zu diesem legendären Undurchdringlichen Hort vordringen,
um alle Probleme zu lösen? Mit dieser Angelegenheit wollte ich mit Sicherheit nichts zu schaffen haben und ich verabscheue den Gedanken, dass ich dazu gezwungen bin. Doch ich fürchte, uns bleibt keine Wahl.«
    Thix schüttelte den Kopf und seufzte. »Genau daran habe ich gerade gedacht«, gestand er. »Und an Tharkarún. Eigentlich hat er doch das Ganze ins Rollen gebracht, weil er sich betrogen fühlte. Er hasst uns, weil er glaubt, dass unsere Völker ihm hinterlistig Schaden zugefügt haben.«
    »Nein.« Morosilvo ging ein paar Schritte auf Thix zu, die Hände in die Hüften gestützt. »Nein, das war vielleicht anfangs so, aber jetzt nicht mehr. Er hasst uns, weil er die schwarze Magie des Steins in sich aufgenommen hat, und die ist praktisch Hass pur – der Hass, den das Schwarze Idol über die Welt ausgeschüttet hat. Tatsächlich habe ich mich geirrt, als ich gesagt habe, wir müssten die Fehler der acht Zauberer wiedergutmachen.« In einer Mischung aus Ermattung und Verärgerung senkte er den Kopf und seine langen braunen Haare bedeckten einen großen Teil seines von Erschöpfung gezeichneten Gesichtes.
    Morosilvo war ja der Älteste von ihnen, fiel Thix plötzlich ein. Er hatte mehr gesehen als sie alle und länger darunter gelitten, das schwere Leben eines Gesetzlosen zu führen.Vielleicht wusste er als Einziger von ihnen, dass es aus einem solchen Leben keine Rückkehr mehr gab.
    »Tatsächlich«, fügte Morosilvo hinzu und seine Stimme klang wütend und verbittert, »ist es so, dass wir die Fehler der Götter beheben müssen.«

DREISSIG
    O BWOHL SIE NOCH nicht

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