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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Umhang ab und hängte ihn über die Lehne seines Stuhls. »Hier ist es immer warm, der Winter kommt nicht auf unsere Insel«, bemerkte er. »Es stimmt, seit Langem haben die Ritter keinen Kontakt mehr zu den Völkern, aber in früheren Zeiten haben sie uns im Kampf gegen das Böse stets unterstützt. Nun ist das Böse zurückgekehrt, warum sollten sie also ihre Hilfe verweigern? Aber sie sind stolz, und bis jetzt haben die Völker sie nicht um Unterstützung gebeten. Daher sollten wir Boten zum Tempel der Finsternis schicken, das könnte sich als kluger Schachzug erweisen.«
    »Könnte«, gab Elirion zu. Sein Blick ging zu dem undurchschaubaren Herg, der aufrecht hinter ihm stand, als Einziger hatte er sich nicht hingesetzt. Schließlich war der uneheliche Bruder
König Zaraks einst Novize im Tempel der Finsternis gewesen, auch wenn er ihn vorzeitig verlassen hatte. Wer, wenn nicht er, war besser geeignet, eine Botschaft zu den Rittern zu bringen?
    Herg musste erraten haben, was dem jungen König der Menschen durch den Kopf ging, denn er erwiderte den Blick und schüttelte höflich, aber entschieden den Kopf. »Nein«, sagte er, und seine raue Stimme klang freundlich, aber bestimmt. »Ich werde nicht in den Tempel der Finsternis zurückkehren, König Elirion. Ich habe selten um etwas gebeten, seit ich in den Dienst Eurer Familie getreten bin, doch dazu gehörte, dass mir meine Vergangenheit ganz allein gehört. Wenn ich in den Tempel zurückkehrte, käme etwas an die Oberfläche, das ich vor langer Zeit begraben habe, und das möchte ich nicht. Außerdem übernehme ich keine Aufgabe, die mich von Euch trennen würde. Ich habe Eurem Vater mein Wort gegeben, dass ich Euch immer beschützen werde, und ich pflege mein Wort zu halten.«
    Seine Worte klangen sehr vernünftig und keiner wollte ihnen widersprechen. Dhannam bemerkte, dass Gavrilus die Haltung jenes rätselhaften Menschen mit den gelben Augen zu bewundern schien, und überlegte, dass Hergs Treue gegenüber Elirion der von General Asduvarlun für seinen Vater entsprach. Von dem General zu verlangen, er solle sich von Gavrilus trennen, war ein fast schon absurder Gedanke.
    »Sehr gut.« Sirio nahm die Unterhaltung wieder auf. Hergs Erklärungen hatten das Lächeln auf seinen Lippen nicht schmälern können. »Dann brauchen wir eben jemand anderen, der zu den Rittern der Finsternis geht, denn unser Freund hier hat sehr deutlich dargelegt, warum er es nicht tun möchte. Es muss jemand sein, dem wir vollkommen vertrauen, denn die Aufgabe ist heikel und könnte den Verlauf der Ereignisse in nicht geringem Maße beeinflussen.«
    Alle schwiegen. Der Nachmittag verlief ruhig, nur ab und an sah man draußen auf den Wegen im nahe liegenden Wald einen Druiden vorüberlaufen. Die Mitglieder des Ordens der Weisen
führten ihr Leben genauso gelassen und geordnet weiter wie immer, trotz der düsteren Geschehnisse, die außerhalb des Schutzes des Grünen Stromes die acht Reiche erschütterten. Sie lebten in ihrem ganz eigenen Kosmos, und die Bedrohungen der Welt draußen berührten sie nicht im Geringsten. So gesehen waren Allan Sirios Interesse und seine rege Anteilnahme an diesen Ereignissen besonders bemerkenswert. Aber vielleicht verdankte der kräuterkundige Ordensmeister seine besondere Klarheit genau dieser für die Druiden typischen Distanz und der Tatsache, dass er sich durch schlechte Nachrichten nicht von seiner heiteren Ruhe abbringen ließ.
    Seine Tischgenossen waren weit weniger gelassen. Sie wussten, dass einer von ihnen diese Aufgabe übernehmen musste, die Angelegenheit war zu wichtig, als dass man die Verantwortung dafür einem Untergebenen anvertrauen konnte. Doch keinem von ihnen gefiel die Vorstellung, den Mittelpunkt des Geschehens aus den Augen zu verlieren, von dem die entscheidenden Impulse ausgehen würden und der sich, seit das Heer sich dorthin zurückzog und die Gremlins ihnen folgten, zu der Großen Mauer in der Ebene verlagerte. Dort würde es zu den heftigsten Kämpfen kommen, dort würden die Schlachten geschlagen, die den Ausgang des Krieges entscheidend beeinflussen konnten. Dort würde sich der geheimnisvolle Unbekannte, der hinter dem Angriff gegen die acht Völker stand, offen zum Kampf stellen und dort würden sie sich gegen ihn behaupten müssen. Keiner wollte diesen Moment verpassen.
    »Ich werde gehen«, sagte Dhannam unvermittelt und hob den Kopf.
    Alle wandten sich ihm zu. Dem Elbenprinzen wurde klar, dass er der Geringste in ihrer

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