THARKARÚN – Krieger der Nacht
sagte er leise. »Ich glaube, ich bin zurückgekehrt. «
Allan Sirio nickte bedächtig. »Ja, Shaka. Der Kampf war lang, aber du bist zurück. Und jetzt bleib bei uns, denn wir brauchen dich.«
Die knappen, aber eindringlichen Worte bestärkten Shakas Überzeugung, er strich sich noch einmal durchs Haar, in der Hoffnung, die Magie darin zu spüren. »Meine Bänder mit den magischen Münzen?«, fragte er und ließ die Hand auf die Bettdecke sinken. »Ich hoffe, ihr habt sie gefunden, ich werde sie noch benötigen.«
»Keine Sorge, ich selbst habe sie an mich genommen«, versicherte Sirio. Auf sein Zeichen hin verließen die Zauberer den Raum. Der Druide stand vor Shakas Lager und lächelte wie immer unerschütterlich, Shaka hatte jedoch noch nicht zu seiner gewohnten Gelassenheit zurückgefunden.
Der Druide und der Dämon bildeten ein seltsames Paar, selbst wenn sie auf eine unerklärliche Weise harmonierten. Ein Dämon mit offenen Haaren war ein merkwürdiger Anblick, seine wirren Haare flatterten, als ob ein Windstoß durch sie wehte, doch im Zelt war nicht ein Lufthauch zu spüren.
Sirio fragte sich, in welchem Maß Shaka die Kontrolle über sich zurückgewonnen hatte. Wie lange würde er ohne fremde Hilfe die Magie in ihm beherrschen können? Die magische Energie, mit der die Zauberer ihn umgeben hatten, war nur ein Teil des Heilungsprozesses gewesen, den Rest hatte er aus eigener Kraft geschafft. Ein erneuter Beweis seiner ungeheuren Stärke. Er war zu Recht ein Schwarzer Hexer gewesen.
»Ich fühle mich jetzt stärker als je zuvor.« Shakas Ton klang so überzeugend, dass Sirio ihm glaubte. Ihm fiel auf, dass sich die gezackten schwarzen Zeichen auf der Haut des Dämons ausgebreitet und sich auf seinen knochigen Schultern und auf den Handrücken neue gebildet hatten. Neue Narben, sichtbare Zeichen seines grausamen inneren Kampfes. Nur die Schwarzen Hexer trugen diese Zeichen, nur sie ertrugen die rebellischen Mächte, die in ihnen wüteten und die unvorstellbare Schmerzen verursachten. Sirio dachte nach. Dieser schweigsame Dämon war das genaue Gegenteil ihres Todfeindes Tharkarún, dessen Geschichte der Magus erzählt hatte. Ja, die Kraft, die Tharkarún in sich aufgenommen hatte, war mächtiger und ganz anders, dunkel und grausam. Aber er litt umso mehr, da er all das, was geschehen war, nicht gewünscht oder selbst gewählt hatte. Sirio hatte sich in diesen Tagen gefragt, ob er für den Hass, den er für die Völker empfand, überhaupt verantwortlich war. Doch eines stand unerschütterlich fest: Sie mussten Tharkarún mit aller Macht bekämpfen. Aber hatten sie auch das Recht, ihn zu verachten?
Ein Zauberer kam herein und brachte einen Korb mit Shakas magischen Münzen. Einige waren beim Aufprall zerborsten, doch die Shardari hatten sie wieder zusammengeschmiedet, sie wirkten anders als die anderen, waren größer und schimmerten nicht
mehr golden, sondern eher bronzefarben, auch die eingravierten Runen sahen anders aus. Doch Shaka achtete nicht darauf. Er nahm eine Münze nach der anderen aus dem Korb und flocht sie in seinen schwarzen Zopf ein. Er tat dies langsam und sorgfältig, fast feierlich, als sei es eine heilige Handlung. Man konnte kaum glauben, dass dieses jetzt so sanftmütig wirkende Wesen unerbittlich und grausam sein konnte. Und doch wussten es alle, jetzt noch mehr als zuvor. Aus seinem qualvollen inneren Kampf war er sogar noch gestärkt hervorgegangen.
Shaka flocht die letzte Münze in den Zopf und blickte den Druiden mit seinen purpurfarbenen Augen an, als sei ihm in diesem Moment eine schwere Last von den Schultern genommen worden. »Wie geht es den anderen?«, fragte er. Erst jetzt war er wieder in der Lage, eine solche Frage zu stellen, vorher hatte er sich ganz darauf konzentrieren müssen, seine ungezähmte Magie unter Kontrolle zu halten. Aber nun war sein inneres Gleichgewicht wiederhergestellt.
»Gut«, antwortete Sirio, auch wenn das nur teilweise zutraf. Aber jetzt konnten sie sich mit vereinten Kräften um Farik kümmern, Shaka konnte sie dabei unterstützen. »Wir sind im Lager der Shardari. Mein Volk hat uns bisher geholfen und ich hoffe, dass das so bleibt.«
»Ich weiß.« Shaka stand auf und stützte sich mit den Händen auf dem Bett ab. Dann hielt er kurz inne, als müsse er sich erst an die Umgebung gewöhnen und auch seinen Körper wieder neu entdecken.
»Glaubst du etwa, ich hätte die Gesichter der Zauberer nicht erkannt? Ich hatte nicht erwartet, dich so
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