The Black Club, London - 3
ihre Kräfte aus den Körpern. Daraus bezieht er seine Macht. Mit jedem Opfer wird er stärker.“
Für eine Weile verstummte das Gespräch zwischen den beiden. Sie verließen die Kühlkammer und schlugen einen langen, geraden Tunnelweg ein, in dem sich keine Abzweigungen mehr befanden.
Schließlich ergriff Pete erneut das Wort. „Nun“, sagte er trocken, „vielleicht verstehst du jetzt, dass wir auf jeden Verbündeten angewiesen sind. Auch wenn es sich um einen Werwolf handelt.“
„Wer besorgt euch die Vorräte?“, wollte Cedric wissen. Es war nicht schwer zu erraten, dass er etwas Ähnliches nie zuvor gesehen hatte.
„Unser Leo hat einen guten Deal mit einem Metzger in der Stadt. Er besorgt für die Wölfe das Fleisch und für die Frauen das Blut. Du musst wissen, dass sich die meisten unserer weiblichen Vampire ausschließlich von Tierblut ernähren. Ihre Gefährten wollen nicht, dass sie auf Jagd gehen. Sie befürchten, dass die Frauen sich dabei zu sehr amüsieren könnten.“ Pete lachte auf.
„Warum gehen sie nicht gemeinsam auf Jagd – um sie zu kontrollieren?“
„Nein.“ Pete schüttelte den Kopf. „Bei uns geht niemand gemeinsam auf Jagd. Das wäre zu gefährlich. Wenn wir alleine gehen, können wir unsere Spuren besser verwischen. Das verwirrt Damian und seine Leute. Sie können den Ursprung unserer Fährten nicht finden.“
„Ich habe ihn gefunden“, warf Cedric ein.
„Ja.“ Pete dehnte das Wort. Es war ihm unangenehm, diese Tatsache zuzugeben. „Du kannst dir sicher vorstellen, dass wir darüber nicht erfreut waren. Du hast uns letzte Nacht ganz schön überrascht. Wir hatten dich nicht einmal rechtzeitig wahrgenommen.“
Cedric schmunzelte. „Also ist euer System doch nicht so perfekt.“
„Anscheinend nicht.“ Endlich blieb Pete stehen – in einem weiteren dunklen Raum, in dem ein gewöhnlicher Mensch die Hand vor Augen nicht hätte sehen können. „Dieser Weg ist hier zu Ende.“ Er legte einen verschwörerischen Klang in seine Stimme. „Es ist ein weiteres Ende, das unterhalb einer Kapelle eines anderen Friedhofes liegt. Wir haben uns mehrere Ausgänge geschaffen. Fluchtmöglichkeiten, wenn man so will.“
Cedrics Blick verschärfte sich. Anscheinend entging ihm nicht, dass Pete ihm durch seine Erzählungen auszuweichen versuchte. „Du fragst dich, warum es mir möglich war, euch so schnell aufzuspüren“, stellte er unumwunden fest.
Für einen Moment verharrte Pete stumm und regungslos. Dann drehte er sich halb zu Cedric herum und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht“, sagte er. „Wie lange existierst du schon?“
„Viel zu lange.“
„Du musst länger existieren, als jeder andere von uns.“
„Das mag sein.“
Pete starrte Cedric an, und dieser starrte einfach nur stumm zurück. Niemand sonst befand sich in ihrer unmittelbaren Nähe. Sie hielten sich allein an dem abgelegenen Ende des Weges auf. Einer von ihnen hätte den anderen vernichten und fliehen können. Pete spürte, dass seine Taktik aufgegangen war. An dieser Stelle gab es keine Ausflüchte mehr.
Je länger sie verharrten, umso mehr wurde Pete seine Unterlegenheit bewusst. Gleich einer Eisenklaue, die sich um seinen Oberkörper schloss und ihn zu erdrücken versuchte. Angespannt wartete er auf eine Reaktion. Er war sich sicher, dass Cedric zu einem Schlag ausholen würde, der ihn ins Jenseits befördern oder zumindest zu Boden reißen würde. Zu undurchsichtig war der Geist des alten Vampirs. Zu fadenscheinig die Gründe, aus denen er vor ihm stand.
Cedric hingegen setzte ein wissendes Lächeln auf. „Gemeinsam werden wir einen Weg finden, Damian Black zu vernichten.“
Überrascht hob Pete eine Augenbraue. Offensichtlich konnte er Cedric doch vertrauen. Wer hätte das gedacht! Libba ging am nächsten Morgen nicht ins Büro. Unter Verwendung einer kleinen Ausrede meldete sie sich ab. Jason Roxburgh beglückwünschte sie, als sie ihm den angeblichen Termin mit Damian Black auf die Nase band. Sie gab an, kurz vor dem Abschluss des Kaufvertrages zu stehen. Er konnte ja nicht ahnen, wie weit entfernt sie in Wahrheit davon war.
Missmutig legte sie den Hörer auf. Wie sollte sie sich nur aus dieser Situation herauswinden?
Sie gestand sich ein, dass es nur zwei Möglichkeiten gab: Die Sachen packen und davonlaufen oder die Angelegenheit über die Bühne bringen. Keine von beiden Optionen gefiel Libba. Dennoch entschied sie sich für Letztere. Schließlich gab es da noch diesen Cedric,
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