The Black Club, London - 3
der ihr seine Hilfe angeboten hatte. Er hatte sie befreit. Ein Zeichen, dass sie ihm nicht gleichgültig sein konnte. Und wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie nie einem Mann begegnet war, der auch nur annähernd eine derart sexy Ausstrahlung besaß.
„Hm“, seufzte sie, während sie sich mit beiden Händen durch das offene Haar fuhr. Es war stumpf und ohne jeden Schnitt. Aber ein Friseurbesuch kam zurzeit nicht infrage. Das Geld hatte sie nicht übrig – nicht, nachdem sie ihre letzten Pfund für ein Outfit ausgegeben hatte, in dem sie sich nicht einmal wohlfühlte.
Noch bevor sie es sich eingestehen wollte, machte sie sich Gedanken darüber, ob eine graue Maus wie sie überhaupt eine Chance bei einem Mann wie Cedric hätte.
Sie begann, ihren Kleiderschrank zu durchsuchen. Da musste es doch etwas Passendes geben, in dem sie ihn beeindrucken konnte.
Den Sack mit den Gothic-Klamotten übersah sie geflissentlich. Auch wenn sie nichts anderes finden würde, das ihren üppigen Busen so sehr zur Geltung brachte.
Gab es da nicht irgendwo ein kleines Schwarzes? Besaß nicht jede Frau ein solches Kleid, das sie in einem Notfall wie diesem hervorzaubern konnte?
Libba seufzte.
Vermutlich würde sich so etwas in jedem anderen Schrank anfinden, abgesehen von ihrem eigenen.
Sie entdeckte lediglich ein weinrotes Kleid mit einem langen Schlitz an der Seite und einer aufwendigen Stickerei am Ausschnitt. Die Rosenblüten, die sie darstellen sollte, erkannte man nur bei genauerem Hinsehen.
Dann musste es eben dieses Kleid tun. Libba schlüpfte hinein und stellte überrascht fest, wie ausgesprochen angenehm es sich an ihren Körper anpasste. Der weiche Stoff schmiegte sich wie Samt an ihre Haut.
Im Spiegel betrachtet stellte sie fest, dass ihre Erscheinung etwas altmodisch wirkte. Mit offenen Haaren und knallrot geschminkten Lippen lockerte Libba dieses Bild ein wenig auf. Zwar hatte sie sich längst nicht in eine Schönheit verwandelt, dennoch tat sie ihr Möglichstes, um Cedric zu gefallen. Nun musste sie ihn nur noch finden.
Es war seltsam. Dennoch war sie sich sofort darüber im Klaren, wo sie ihn aufspüren wollte. In dem Hotel, in dem sie nach ihrer ersten Begegnung erwacht war. Dort hatte er sie bedrängt. Soweit sie sich erinnerte, hatte er sie gewollt. Doch sie war ihm ausgewichen - und schimpfte sich dafür eine Idiotin.
„Keine Sorge, Libba, du wirst das schon hinkriegen.“
Nach einem tiefen Durchatmen machte sie sich auf den Weg.
Dunkle Leidenschaften
„Niemand verlässt meinen Club ohne Erlaubnis.“
Damian Black entdeckte Libbas Verschwinden viel zu spät. Er schäumte vor Wut. Der Speichel rann ihm von den Mundwinkeln über das Kinn und tropfte auf sein grau meliertes Hemd. Wie Säure brannten sich die Flecken in den Stoff hinein.
Abermals trampelte er auf der Stelle, auf der Libba hätte liegen und auf ihr Schicksal warten sollen. Nur die Fesseln waren zurückgeblieben. Außerdem konnte Damian die widerwärtige Duftmarke eines Vampirs wahrnehmen.
Offenbar hatte die kleine, menschliche Schlampe einen mächtigen Freund. Es klopfte an der Tür. Einmal. Zweimal. Damians Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Er reagierte auf nichts. Erst als ein „Hallo, Damian?!“ von draußen erklang, sprang er wild grunzend zur Tür.
Er riss sie mit einer Gewalt auf, die sie beinahe aus den Angeln hob. Sein Körper war mittlerweile halb Mensch, halb Werwolf. Sein Anblick sollte einschüchternd wirken. Doch die Frau, die nun vor ihm stand, lächelte ihm unbeeindruckt zu.
Ihre langen goldblonden Haare fielen glatt über ihre Schultern nach vorn. Sie bedeckten ihren grazilen Körper mehr als ihre Kleidung, denn unter den Haaren blitzte lediglich der Hauch eines schwarz-transparenten Stoffes hervor.
Eliza hatte sich von jeher gut in Szene setzen können. Sie war die Einzige, die sich nicht von Damian einschüchtern ließ, sondern offen zugab, ihn abgöttisch zu lieben. Ein Umstand, der ihm gefallen würde, wäre Eliza keine starke und hinterlistige Werwölfin.
Sie tat, was sie oft und gerne tat. Sie schlich an ihm vorbei in sein Zimmer, ohne seine Einwilligung abzuwarten. Mit ihrem vollendet eleganten Gang zog sie Damians Blicke auf sich. Das war ihr bisher jedes Mal gelungen. Er starrte auf ihr knackiges Hinterteil. Jeglicher Protest blieb ihm im Halse stecken.
Auf einen Wink von Eliza fiel die Tür wie von selbst ins Schloss.
„Warum bist du so wütend?“, fragte sie, während sie sich in den
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