The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
Schaden anzusehen. So schlimm war es gar nicht. Es hatte sich nur ein Strohbündel unter der Stoßstange verklemmt. »Nur weil du deinen dämlichen Freunden beweisen wolltest, dass du kein Loser bist …« In meine Stimme mischten sich Erleichterung und Wut.
Er starrte mich an. Sein Atem vaporisierte in der kalten Luft wie Trockeneis.
Dann schlug er mit der flachen Hand auf die Motorhaube. »Mit dir würde ich es noch nicht einmal treiben wollen, wenn du mir was dafür bezahlen würdest!«, brüllte er und hielt kurz inne, um Luft zu holen. »Du kannst dich glücklich schätzen, dass ich mich überhaupt mit dir abgegeben habe. Und mit dir schlafen wollte ich nur, weil du mir leidgetan hast.«
Was hätte er auch sonst sagen sollen?
»Umso besser. Dann kannst du ja froh sein, dass du mich jetzt los bist.«
»Und wie ich das bin.« Er verpasste dem Vorderreifen einen heftigen Tritt. »Scheißfroh sogar.«
Ich drehte mich um und marschierte die Straße zurück. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Nach ungefähr fünfzehn Metern fing ich an zu pfeifen. Nach dreißig hörte ich, wie der Wagen stotternd ansprang, aber ich ging einfach weiter.
Schließlich fuhr er an mir vorbei, den Blick starr nach vorne gerichtet, als würde ich gar nicht existieren. Ich riss ein paar getrocknete Grasstängel aus der Erde, zerpflückte sie und sah zu, wie der Wind die Halme davonwehte.
Ich erzählte Mouse und Maggie, was passiert war. Sogar Walt erzählte ich es. Immer und immer wieder, aber ich erzählte es so, dass es wie eine witzige Geschichte klang, so witzig, dass Mouse gar nicht mehr aufhören konnte zu lachen. Manchmal ist Humor eben tatsächlich die beste Medizin.
Roter Oktober
»Ich erwarte eine Erklärung, Carrie.« Mrs Givens zeigt streng auf den Farbeimer in meiner Hand. »Und versuch nicht, dich herauszureden. Dein Charme wird dich diesmal nicht retten.«
»Wie bitte? Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden.« Ich sehe sie mit großen, unschuldigen Augen an. Mit Respektspersonen habe ich ein Problem. Ein Erwachsener muss mich nur etwas schärfer ansehen, schon schlottern mir die Knie.
»Dann sag mir doch mal, wozu du die Farbe mitgebracht hast.« Mrs Givens ist eine dieser Frauen mittleren Alters, bei deren Anblick man unweigerlich denkt: Sollte ich jemals so aussehen, lasse ich mich lieber erschießen. Ihre Haare sind zu einem vogelnestartigen Gebilde hochtoupiert, das so strohig aussieht, als könnte es jeden Augenblick von selbst in Flammen aufgehen.
Ich muss mir das Lachen verbeißen, als ich mir vorstelle, wie Mrs Givens mit loderndem Kopf durch die Gänge der Castlebury High rennt.
»Carrie?«, wiederholt sie drohend.
»Die Farbe habe ich für meinen Vater besorgt. Er braucht sie für eines seiner Projekte.«
Sie seufzt. »Das ist doch gar nicht deine Art, Carrie. Du bist sonst immer so ein liebes Mädchen.«
»Ich schwöre Ihnen, Mrs Givens. Ich hatte damit nichts Verbotenes vor. Wirklich nicht.«
»Na gut. Dann kannst du mir den Farbeimer ja auch ruhig mitgeben und ihn dir nach dem Unterricht wieder abholen.«
»Die Givens hat den Farbeimer konfisziert«, flüstere ich Mouse zu, als wir uns mit den anderen aus unserem Mathekurs ins Klassenzimmer drängen.
»Wieso hat sie ihn überhaupt gesehen?«
»Sie ist gerade vorbeigekommen, als ich ihn in meinen Spind stellen wollte.«
»Scheiße«, zischt Mouse.
»Totale Scheiße. Jetzt bleibt uns nur noch Plan B.«
»Und wie sieht Plan B aus?«
»Keine Ahnung«, flüstere ich. »Den müssen wir uns erst noch ausdenken.«
Ich setze mich an meinen Platz und sehe aus dem Fenster. Mittlerweile ist es Oktober geworden. Zeit, ein perfektes rotes Blatt zu finden und es zwischen zwei Bögen Pergamentpapier trocken zu bügeln. Oder Nelken in einen reifen Apfel zu stecken, bis einem der Saft über die Finger rinnt. Oder das schleimige Innere aus einem Kürbis zu löffeln und die Kerne zu rösten, bis sie fast platzen. Aber vor allem: Zeit, unseren Abschlussjahrgang auf dem Dach der Scheune zu verewigen.
Das ist eine der großen Traditionen an unser Schule. Jeden Herbst pinseln ein paar Schüler der jeweiligen zwölften Klasse die Jahreszahl ihres Abschlusses auf das Dach der alten Scheune hinter der Schule. Normalerweise ist das Sache der Jungs,
aber dieses Jahr haben Mouse und ich uns vorgenommen, ihnen zuvorzukommen. Warum sollen immer nur die Männer den ganzen Spaß haben? Als wir Lali von unserer Idee erzählten, war sie sofort Feuer und
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